Führungswechsel: Berliner Firmen suchen neue Chefs
Bei fast der Hälfte der Unternehmen in der Hauptstadtregion steht in den nächsten fünf Jahren ein Führungswechsel an. Sei es weil der Chef in Rente geht oder die Firma neue Geschäftsfelder erschließen soll.
Verpasste Chancen, zu viel Bürokratie, zu wenig Geschwindigkeit: Einiges hat Catherine von Fürstenberg-Dussmann zuletzt an ihrer Führungsmannschaft gestört. Deshalb hat sie gerade gleich mehrere Posten im Vorstand neu besetzt, darunter auch den wichtigsten, den des Vorstandschefs. Der Berliner Dienstleistungskonzern will mit der neuen Mannschaft nun durchstarten – und liegt damit im Trend. Denn ähnlich wie bei Dussmann steht derzeit bei vielen Unternehmen der Hauptstadtregion ein Führungswechsel an: Sei es, weil der Chef in Rente geht oder weil der Firma neue Impulse fehlen. Ein Drittel der hiesigen Betriebe hat ihre Chefposten in den letzten fünf Jahren bereits neu besetzt, auf 46 Prozent kommt der Wechsel in den nächsten fünf Jahren zu. Das geht aus einer Untersuchung der Commerzbank hervor, für die 91 Mittelständler aus Berlin und Brandenburg befragt worden sind.
Viele Firmen suchen einen Nachfolger
Dass in der Hauptstadtregion derzeit so viele Firmen vor dem Führungswechsel stehen, liegt zum Teil an der Geschichte. In Berlin und Brandenburg sind viele Firmen kurz nach der Wende gegründet oder übernommen worden. 64 Prozent der hiesigen Unternehmen sind jünger als 30 Jahre alt. Die Gründer von damals gehen nun in den Ruhestand oder holen sich Verstärkung von außen, um das Unternehmen neu aufzustellen. So suchen 69 Prozent der Firmen derzeit neue Geschäftsfelder.
Dabei ist es für die Unternehmen oft nicht leicht, geeignete Kandidaten für den Chefposten zu finden. „Der Wettbewerb um Talente wird härter“, sagt Jan Rolin, der bei der Commerzbank das Firmenkundengeschäft in der Region verantwortet. Für den Nachwuchs scheinen das derweil gute Aussichten zu sein. Schon jetzt haben die Berliner Betriebe besonders viele junge Führungskräfte. 25 Prozent von ihnen sind 40 Jahre oder jünger – bundesweit trifft das nur auf 17 Prozent der Führungskräfte zu.