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Arbeiten im Café - auch im vergangenen Jahr war die Kreativszene der Dynamikmotor der Berliner Wirtschaft.
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Wirtschaftsentwicklung: Berlin wird kreativer

162 Unternehmen zogen 2012 an die Spree oder expandierten hier – vor allem in der digitalen Wirtschaft. Die Pannen rund um den Großflughafen machen das Hauptstadt-Marketing nicht leichter.

Die Berliner Wirtschaftsförderung hat 2012 mehr Unternehmen an die Spree geholt als im Vorjahr – die Zusagen für Investitionen und Arbeitsplätze fielen aber niedriger aus als 2011. Wachstumsmotor war erneut die Kreativ-, Medien- und IKT-Branche, in der die meisten Arbeitsplätze entstehen. Aber auch als Industriestandort gewinnt Berlin Profil. Im vergangenen Jahr habe man insgesamt 162 Ansiedlungs- und Expansionsprojekte begleitet, die in den kommenden drei Jahren 5313 Arbeitsplätze und Investitionen im Volumen von 282,9 Millionen Euro planten, sagte Melanie Bähr, Geschäftsführerin der Berlin Partner, am Mittwoch. 2011 standen hinter 159 Unternehmen 6938 Arbeitsplätze und Investitionszusagen von 355 Millionen Euro.

Bähr erklärte den Rückgang mit den allgemein schlechteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen 2012, zwei Großansiedlungen im Vorjahr (Amazon, Fujitsu) und der geplanten Fusion der Berlin Partner mit der Technologiestiftung (TSB), die personelle Kapazitäten binde. Die Pannen rund um den Großflughafen habe Unternehmen nicht vor einer Ansiedlung abgeschreckt, mache die Arbeit der Partner und das Hauptstadt-Marketing aber nicht leichter, sagte Bähr.

Hoffnungsträger der Berliner Wirtschaft bleiben die Gründerszene sowie Technologie- und Kreativfirmen. Der Entwicklungsschwerpunkt (Cluster) IKT/Medien/Kreativwirtschaft wächst am stärksten: „Mit über 2500 Arbeitsplätzen wird hier rund die Hälfte aller Arbeitsplätze geschaffen“, sagte Bähr. Insbesondere in der digitalen Wirtschaft, die 1500 Stellen schaffen wolle, sei „viel Musik drin“. Allerdings macht die Branche nur etwa 13 Prozent der 2012 eingeworbenen Investitionen aus. 34 Prozent entfallen auf die Gesundheitswirtschaft, 19 Prozent auf die Energietechnik. „Hohe Investitionen zeigen, dass die Unternehmen nachhaltig auf den Standort Berlin setzen“, sagte Bähr. Als Beispiele nannte sie die 80-Millionen-Euro-Investition des Medizintechnikunternehmens B. Braun Melsungen oder die Schaffung von 70 zusätzlichen Stellen beim Energietechnikunternehmen Omicron. In der Industrie und in industrienahen Bereichen, der die Wirtschaftsförderung und der Berliner Senat besondere Aufmerksamkeit widmen, entsteht jeder dritte Arbeitsplatz.

Im laufenden Jahr streben die Berlin Partner das Ergebnis von 2012 an. Man arbeite ständig an 300 bis 400 Projekten, sagte Bähr. Aktuell gehe es etwa um die Ansiedlung von 260 qualifizierten Arbeitsplätzen des Energiekonzerns Eon, der sein gesamtes Führungs- und Fachkräfte- Recruiting nach Berlin verlagern will. Wichtige Arbeitsschwerpunkte seien zudem die 34 Schaufenster-Projekte für Elektromobilität mit einem Volumen von rund 100 Millionen Euro sowie die Fachmesse „Berlin Health Week“ im Oktober. Nicht zuletzt werde auch die Fusion mit der TSB „ein Kraftakt für alle“. Bis Ende 2013 soll das nicht unumstrittene Projekt umgesetzt sein – „ein sportlicher Horizont“, wie Melanie Bähr am Mittwoch anmerkte.

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