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....gewesen. Heute Abend landet der letzte Flug der Air Berlin in Tegel.
© AFP

Air Berlin: Berlin hilft den Beschäftigten

Mit ein paar Millionen Euro startet eine Transfergesellschaft für das Bodenpersonal von Air Berlin. Der Logistiker Zeitfracht übernimmt Teile der Technik.

In der Senatskanzlei wartete man am Donnerstagnachmittag auf einen Boten von Air Berlin, der eine Vereinbarung des Unternehmens mit den Betriebsräten vorbeibringen sollte. Das Schriftstück ist Voraussetzung für die Transfergesellschaft, in der die Boden-Beschäftigten der Fluggesellschaft für ein paar Monate untergebracht werden. Am Mittwoch war eine große Auffanggesellschaft gescheitert, weil sich der Bund, NRW und Bayern sowie die Lufthansa nicht an der Finanzierung beteiligen wollten. So bleiben am Ende fünf Millionen Euro vom Land Berlin als Startkapital für dieses Jahr. Doch das reicht nicht. Insgesamt hätte Air Berlin gerne 11,5 Millionen Euro vom Land. Die Senatsverwaltung für Finanzen prüft nun das Anliegen.

300 von 850 Technikern werden übernommen

Am späten Nachmittag gab es dann eine gute Nachricht für einen Teil des technischen Personals: Das Berliner Logistikunternehmen Zeitfracht kauft die Techniktochter zusammen mit der Wartungsfirma Nayak. Rund 300 Mitarbeiter würden übernommen. „Für die weiteren 550 Mitarbeiter steht eine Transfergesellschaft zur Abfederung sozialer Härten bereit“, teilte die Airline mit. Die Auffanggesellschaft könne „aufgrund der Liquiditätssituation“ in diesem Verfahren ohne staatliche Beihilfe finanziert werden.

Pop kritisiert Spohr

Das ist anders als bei der Transfergesellschaft für die rund 1400 Beschäftigten am Boden, die ohne staatliche Hilfen nicht an den Start gehen kann. Da Air Berlin noch vom Verwaltungspersonal abgewickelt werden muss, rechnet Verdi zunächst nur mit 400 Personen in dieser Transfergesellschaft. Das Arbeitsverhältnis dort ist auf sechs Monate befristet, es gibt ein Arbeitslosengeld von 75 Prozent des letzten Nettos. „Vor allem gewinnen die Boden-Beschäftigten Zeit, um nach geeigneten Job-Angeboten suchen zu können“, begrüßte Verdi die Auffanggesellschaft. „Wir übernehmen als Land Verantwortung“, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und kritisierte die Lufthansa. „Es kann nicht sein, dass das Unternehmen, welches am meisten profitiert, sich einen schlanken Fuß macht.“

Condor und Easyjet verhandeln noch

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte wiederholt Hilfen für die Beschäftigten abgelehnt. Doch angeblich bemüht sich der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) noch bei Spohr um finanziellen Beistand. Die Lufthansa übernimmt 81 der zuletzt 124 Flugzeuge für rund 210 Millionen Euro und womöglich 3000 der 8000 Beschäftigten. Mit Easyjet wird seit Wochen verhandelt über die übrigen Maschinen, an denen auch der Ferienflieger Condor Interesse hat. „Es ist ein knappes Rennen zwischen den beiden“, sagte ein Sprecher von Air Berlin. Dem Vernehmen nach kam in den letzten Tagen Bewegung in die Gespräche.

Die Personalvertretung der Flugbegleiter von Air Berlin will unterdessen auf dem Rechtsweg Massenentlassungen verhindern. Das Arbeitsgericht Berlin soll Kündigungen verbieten, weil es mit dem Arbeitgeber keine Verhandlungen über einen Sozialplan gegeben habe. In dem Antrag wird auch gefordert, Air Berlin zu untersagen, den Flugbetrieb einzustellen. Die Chancen dafür sind indes schlecht. Das gilt auch für die juristische Feststellung eines Betriebsübergangs: Die Gewerkschaften sehen einen solchen Übergang zur Lufthansa, die das aber bestreitet. Im Falle eines Betriebsübergangs behalten die Beschäftigten ihr Einkommen noch für ein Jahr.

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