Stadtplanung in Berlin: Beim Fernsehturm soll "ein Ort für alle" entstehen
Die Bürger haben sich durchgesetzt: Die Fläche vor dem Roten Rathaus soll verkehrsberuhigt und grün werden, entschied das Abgeordnetenhaus - und zwar fraktionsübergreifend.
Als „sensationelles Konsensergebnis angesichts der jahrelangen völlig ergebnislosen Grabenkämpfe“ bewertet Senatsbaudirektorin Regula Lüscher die Annahme der Bürgerleitlinien für das Areal zwischen Fernsehturm und Schlossneubau durch das Abgeordnetenhaus. Eine Mehrheit aller Fraktionen hatte die Ergebnisse des öffentlichen Bürgerdialogs nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern sich auch durch einen Beschluss das Ergebnis zu eigen gemacht.
Grüne beantragten den Beschluss
Die Fraktionschefin der Grünen Antje Kapek begrüßte den Beschluss, den ihre Fraktion angeregt habe, weil „damit erstmals das Ergebnis eines Beteiligungsverfahrens zu 100 Prozent übernommen wurde“. Für Bausenator Andreas Geisel (SPD) steht damit fest, dass nördlich des Roten Rathauses die „unterschiedlichen Spuren der Geschichte sichtbar gemacht werden – und nicht einer Epoche allein“. Dieser Seitenhieb gilt Initiativen wie der „Planungsgruppe Stadtkern“ oder auch der „Stiftung Zukunft“, die sich für eine Wiederentdeckung der historischen Mitte und ihrer kleinteiligen Bebauung stark macht, die im Krieg stark beschädigt und durch die Stadtplaner der „Hauptstadt der DDR“ abgeräumt wurde.
CDU sieht keine Widerspruch zu "Reparatur des Stadtkerns"
Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Stefan Evers sagte: „Auch wenn das Verfahren nicht frei von berechtigter Kritik war, begrüßen wir sehr, wie viele Menschen sich mit ihren Vorstellungen zur Mitte eingebracht haben“. Es sei richtig gewesen, noch keine Gestaltungsentscheidung zu treffen, sondern zunächst zu prüfen, wie der Ort genutzt werden soll. Der Inhalt der Leitlinien sei mit der Reparatur des historischen Stadtkerns in Einklang zu bringen.
Leitlinien wollen demokratischen, grünen "Ort für alle"
Die Leitlinien nennen die Mitte einen „Ort für alle, an dem vielfältige Nutzungen möglich“ sein sollen. Die Geschichte des Ortes soll sicht- und erlebbar werden, demokratische politische Debatten sollen dort stattfinden, Kultur- und Kreativität sich entfalten, ein „nicht-kommerzieller“ Ort soll es sein, verkehrsberuhigt und grün, die Nähe zum Wasser soll spürbar, temporäre Nutzungen möglich sein, ohne die Sichtbeziehungen zwischen Rotem Rathaus, Fernsehturm und Marienkirche zu zerstören.