Tierschützer kritisieren "Doppelmoral": Bei Ikea essen sie Krebse
Jedes Jahr im Sommer feiert Ikea das schwedische Krebsfest. Der Tierschutzbund wirft der Möbelhauskette Quälerei der Krustentiere vor. Das Unternehmen reagiert gelassen.
Sie tragen bunte Partyhütchen oder Papplätzchen mit aufgedruckten Krustentieren und essen und essen. Das schwedische Krebsfest lockt im August jährlich tausende Menschen in die Ikea-Restaurants. Für jeweils einen Sommerabend gibt es Krebse, Fleischbällchen und andere schwedische Spezialitäten zum Pauschaltarif. Mehr als 20 deutsche Filialen der Möbelkette bieten dieses Event in diesem Jahr an.
Was Ikea als fröhliches Fest für die ganze Familie bewirbt, ist für Tierschützer eine Horrorveranstaltung. „Ikea spricht sich auf seiner Internetseite klar gegen Tierquälerei aus und verharmlost dann den qualvollen Tod tausender Tiere“, sagt der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. Die Tierschützer werfen dem schwedischen Unternehmen eine „unfassbare“ Doppelmoral vor.
Die Krebse, nach Ikea-Angaben aufgezogen und gefangen in chinesischen Aquafarmen, würden „bei vollem Bewusstsein“ in kochendem Wasser getötet, sagte Marius Tünte, Sprecher des Tierschutzbundes in Bonn. Das Unternehmen unterstütze damit Tierquälerei und mache die Krebse durch den massenhaften Konsum zu Billigware. Früher habe man angenommen, dass die Tiere nicht leiden müssten, wenn sie in kochendes Wasser geworfen werden. Inzwischen sei aber wissenschaftlich erwiesen, dass sie in ihrem oft minutenlangen Todeskampf durchaus Schmerz empfinden könnten.
Die Tierschützer fordern, die Krebse vor dem Töten etwa mit Gas zu betäuben oder mit fachmännischen Schnitten von Hand zu töten. Rein rechtlich ist Ikea jedoch nichts vorzuwerfen. Nach der Tierschutz-Schlachtverordnung ist die Tötung der Krebse in kochendem Wasser erlaubt.
Das betont auch das Unternehmen. „Wir haben grundsätzlich sehr strenge Kriterien bei der Beschaffung und Verarbeitung der bei uns angebotenen Lebensmittel“, sagte Sprecherin Sabine Nold. Dennoch sei nicht alles erlaubt, was nicht verboten ist, entgegnet der Tierschutzbund.
Ein Nachhaltigkeitssiegel wie MSC oder Friend of the Sea tragen die beim Krebsfest angebotenen Krustentiere zwar nicht. Die Lieferanten würden jedoch regelmäßig von Ikea überprüft, sagt das Unternehmen, verzichtet nach eigenen Angaben ganz bewusst auf Krustentiere aus europäischen Gewässern, weil diese ohnehin schon überfischt seien.
Trotz aller Kritik der Tierschützer: Als Opfer einer Kampagne sieht sich Ikea nicht. „Wir nehmen die Kritik sehr ernst“, sagt Nold. Und man habe schon auf ähnliche Vorwürfe aus früheren Jahren reagiert. Das Fest werde nicht mehr so offensiv beworben. Sowohl die Zahl der Häuser, in denen es stattfindet, als auch die Zahl der Teilnehmer sei stark rückläufig. So gesehen sei es eine Frage der Zeit, wann es die Veranstaltung nicht mehr geben werde.
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