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Die Zentrale des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer in Leverkusen.
© Oliver Berg/dpa
Update

Konzernumbau: Bayer will 12.000 Stellen abbauen

Der Pharmakonzern Bayer hat einen Konzernumbau angekündigt. Ein "signifikanter Teil" der gestrichenen Jobs soll in Deutschland wegfallen.

Die Bayer AG will mehr als jede zehnte Stelle weltweit streichen. Insgesamt sollen bis Ende 2021 rund 12.000 der 118.200 Arbeitsplätze abgebaut werden. „Ein signifikanter Teil“ der Stellenstreichungen werde in Deutschland erfolgen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Genaue Zahlen für Deutschland nannte das Unternehmen aber nicht.

Allerdings soll der Stellenabbau in der Bundesrepublik sozialverträglich erfolgen, wie das Unternehmen betonte. Bayer vereinbarte mit dem Betriebsrat ein Zukunftssicherungsprogramm, das betriebsbedingte Kündigungen im Personalverbund der Bayer AG in Deutschland bis Ende 2025 grundsätzlich ausschließt. Gleichzeitig kündigte Beyer Wertberichtigungen in einer Gesamthöhe von 3,3 Milliarden Euro an. Sie betreffen vor allem das schwächelnde Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln und den Pharmabereich.

Bayer hatte zuvor eine Ad-hoc-Mitteilung veröffentlicht und darin angekündigt, die sogenannten Life-Science-Kerngeschäfte weiter stärken zu wollen. "So sollen die Produktivität sowie die Innovationskraft erhöht und damit die Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessert werden." Der Aufsichtsrat der Bayer AG habe die Unterstützung der entsprechenden Pläne des Vorstands einstimmig beschlossen. Das Unternehmen schaffe damit die Voraussetzungen für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg in langfristig attraktiven Wachstumsmärkten.

Der Konzern hat derzeit gleich an mehreren Fronten zu kämpfen. In den USA sieht sich Bayer nach der Übernahme von Monsanto mit zahlreichen Klagen wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat konfrontiert.

Die Kläger werfen dem von Bayer übernommenen US-Unternehmen Monsanto vor, mit Glyphosat ein krebserregendes Mittel verkauft und nicht ausreichend über die Schädlichkeit informiert zu haben. Bayer weist diese Vorwürfe entschieden zurück. Doch brach die Bayer-Aktie nach dem ersten verlorenen Glyphosat-Prozess ein.

Bayer-Chef Werner Baumann betonte, die geplanten Einschnitte seien keine Reaktion auf die Monsanto-Übernahme und erst Recht nicht auf die Glyphosat-Klagen in den USA: „Mit diesen notwendigen Anpassungen werden wir in Zukunft noch schlagkräftiger und agiler“, sagte er. Der Konzern sei damit „bestmöglich für die Zukunft aufgestellt“.

Geschäft mit Tiergesundheit soll verkauft werden

Auf all die aktuellen Probleme reagiert der Konzern nun mit dem neuen Maßnahmenpaket. Dafür ist der Konzern zu tiefen Einschnitten bereit. So soll das Geschäft mit Tiergesundheit verkauft werden. Zwar biete es große Wachstumschancen, doch wolle Bayer seine Investitionen auf die Kerngeschäfte Pharma, rezeptfreie Arzneimittel und Pflanzenschutz konzentrieren. Auch der 60-prozentige Anteil an dem deutschen Chemiestandort-Dienstleister Currenta soll verkauft werden. Im Bereich der rezeptfreien Arzneimittel will sich Bayer von den erst vor wenigen Jahren teuer vom US-Konkurrenten Merck & Co übernommenen Bereichen Sonnenschutz mit der Marke Coppertone und Fußpflege mit der Marke Dr. Scholl's trennen.

Das wichtige Pharmageschäft soll neu ausgerichtet werden, um die Innovationskraft zu stärken. Dabei will der Leverkusener Konzern seine internen Forschungskapazitäten reduzieren und dafür die Investitionen in Gemeinschaftsprojekte mit Partnern und in externe Innovationen vergrößern. Rund 900 Arbeitsplätze in der Pharmaforschung sollen deswegen gestrichen werden.

Der größte Teil des angekündigten Stellenabbaus soll in der Pflanzenschutzsparte und Verwaltung erfolgen. Rund 4100 Stellen sollen im Zuge der Monsanto-Übernahme gestrichen werden, weitere 5500 bis 6000 Stellen in Konzern- und Querschnittsfunktionen, rund 1100 bei der Neuaufstellung im Bereich rezeptfreie Arzneimittel. Zusammen mit den erwarteten Synergien aus der Monsanto-Übernahme soll das Maßnahmenpaket ab 2022 jährlich Mittel in Höhe von 2,6 Milliarden Euro frei setzen. (Tsp, dpa)

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