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Preiswert zum Richtfest. Wer jetzt ein Haus bauen möchte, kann auf billige Kredite zurückgreifen.
© imago/Steinach

Aufgrund der lockeren Geldpolitik: Bauzinsen sind so niedrig wie lange nicht

Für einen zehnjährigen Immobilienkredit zahlen Verbraucher derzeit im Schnitt nur 1,1 Prozent. Experten warnen aber vor Hektik.

Die Rendite ist nicht nur überschaubar. Sie ist negativ. Am Mittwoch lag der Zinsertrag aus einer zehnjährigen Bundesanleihe zeitweise bei minus 0,06 Prozent. Anleger erhalten also nicht nur nichts, sie legen drauf. Nach Abzug der Inflationsrate von zuletzt zwei Prozent im April fahren sie real sogar ein deutliches Minus ein und verlieren Geld, wenn sie auf zehnjährige Papiere des Bundes setzen. Andere reiben sich die Hände: Kreditnehmer und damit auch potentielle Immobilienkäufer und Häuslebauer. So günstig wie derzeit waren Baukredite in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie oder allenfalls ähnlich preiswert wie beim Rekordtief im Herbst 2016.

Wer eine Baufinanzierung für zehn Jahre abschließt zahlt nach Angaben der Finanzberatung FMH im Schnitt derzeit einen Zins von nur 1,10 Prozent, im günstigsten Fall, rechnet das Finanzportal biallo.de, vor sind es sogar nur 0,85 Prozent. Bei fünf Jahren sind es FMH zufolge sogar im Schnitt nur 0,87 Prozent, die preiswerteste Offerte liegt bei nur 0,56 Prozent.

Die Zinsen bleiben vorerst im Keller

Experten warnen aber vor Hektik: Sowohl bei der Auswahl des geeigneten Objekts als auch der Baufinanzierung. Denn die Zinsen bleiben vorerst im Keller. Dafür sorgt die Europäische Zentralbank (EZB). Sie wird den rekordtiefen Leitzins von derzeit null Prozent allerfrühestens Mitte 2020 anheben, viele Volkswirte rechnen eher mit Ende des kommenden Jahres oder gar erst 2021 mit einem ersten kleinen Zinsschritt. Zwar orientieren sich die Hypothekenzinsen nicht direkt am Leitzins der EZB. Aber er gibt die Tendenz vor, auch für die langfristigen Zinsen und damit auch für die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe

„Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen“, heißt es bei FMH. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe dürfte weiter um die Null Prozent schwanken. Auf Halbjahres- und Jahressicht seien gleichbleibende bis allenfalls leicht steigende Zinsen zu erwarten, sagt Mirjam Mohr, Vorständin bei Interhyp, nach eigenen Angaben Deutschlands größter Vermittler von Baugeld für Privatpersonen. „Eine nachhaltige Trendwende sehen wir in weitere Ferne gerückt“, verweist sie unter anderem auf den gedämpften Konjunkturausblick, den ungelösten Brexit und die Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie den USA und Europa.

Eine bezahlbare Immobilie zu finden ist schwer

Allerdings ist es angesichts des angespannten, sehr engen Immobilienmarktes derzeit nicht leicht, ein passendes Objekt und vor allem auch ein bezahlbares zu finden. Der Bau boome, sagt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Damit habe der Rückgang der Zinsen nichts zu tun.

Aktuell listet Biallo.de bei Fünfjahres-Baugeld von 200.000 Euro die HypoVereinsbank und die Degussa Bank mit einem effektiven Jahreszins von jeweils 0,55 Prozent als günstigste Anbieter. Bei zehn Jahren ist es die Sparda-Bank Hessen mit 0,84 Prozent vor HypoVereinsbank und Degussa Bank mit jeweils 0,85 Prozent. Bei 15 Jahren sind es bei der HypoVereinsbank 1,20 und bei der Allianz 1,23 Prozent. Zum Vergleich: 2011 wurden im Schnitt dafür noch rund 4,6 Prozent gefordert.

Es geht um viel Geld

Experten raten zu einer Finanzierung von mindestens zehn Jahren. FMH zufolge sollten aber in jedem Fall immer zwei bis drei Angebote eingeholt werden. Und es sollte unbedingt um jeden Zehntelpunkt verhandelt werden. Denn es geht um Geld, viel Geld. „Bei einem Darlehen über 300.000 Euro und einer Laufzeit von 15 Jahren liegt der Zinsunterschied zwischen dem günstigsten und teuersten Anbieter bei stolzen 47.000 Euro.“ Selbst die Differenz zwischen dem günstigsten Angebot und dem Durchschnitt summiert sich FMH zufolge auf fast 18.000 Euro. Generell liege der Abstand zwischen der Rendite der Bundesanleihe und dem durchschnittlichem Bauzins fast immer bei rund einem Prozent.

Allerdings sind die günstigsten Offerten nach Ansicht von Verbraucherschützern oft Werbe- und Lockangebote. Nur wenn alle Voraussetzungen, vor allem die Bonität, absolut stimmen, dürfte es den entsprechenden Zuschlag geben. Verbraucherschützer raten, vorsorglich rund 0,15 Prozentpunkte auf die günstigsten Angebote aufzuschlagen und damit zu kalkulieren. Wenn es gut günstiger kommt – umso besser.

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