Nord Stream und Gazprom: BASF will bei Nord Stream-Ausbau einsteigen
Trotz der US-Sanktionen versucht der russische Erdgas-Konzern Gazprom seinen Marktanteil in Europa zu steigern und sucht starke Partner. Zur neuen Nord-Stream-Erweiterung stößt nun auch BASF hinzu. Mit dem britischen Shell-Konzern schmiedet Gazprom eine Allianz für die Ölförderung.
Nachdem am Donnerstag bekannt geworden war, dass der russische Erdgas-Konzern Gazprom zusammen mit Shell sowie dem deutschen Konzernen E.ON und der OMV aus Österreich den Ausbau der Ostsee-Pipeline Nord Stream plant, will nun auch BASF einsteigen. Die Konzerntochter Wintershall lotet aus, ob sie zu dem Konsortium hinzustößt. “Zu einer Beteiligung an zwei weiteren Strängen der Ostsee-Pipeline sind wir im Gespräch“, sagte ein Wintershall-Sprecher am Freitag. Die Firma gehört wie E.ON bereits zu den Betreibern der ersten beiden Stränge.
Kapazitätssteigerung: so viel Gas wie Deutschland in einem Jahr verbräuchte
Wie an dem bestehenden Konsortium soll Gazprom auch an dem nun geplanten eine Mehrheit von 51 Prozent halten. Durch die Pipeline wird seit 2012 Gas aus Sibirien nach Deutschland und in weitere Staaten in Europa gepumpt. Sie kann jährlich 55 Milliarden Kubikmeter durchleiten. Dies entspricht gut der Hälfte des Jahresverbrauchs in Deutschland. Durch die Verlängerung soll die Kapazität bis Ende 2019 verdoppelt werden. Dies wäre so viel wie ein Zehntel des Bedarfs in Europa. Das Gas werde weit über Deutschland hinaustransportiert, sagte Gazprom-Chef Alexei Miller im Reuters-Interview. OMV wolle Österreich zu einem der größten Umschlagplätze für Gas in Europa machen. Die Kosten für die Verlängerung werden auf maximal knapp zehn Milliarden Euro veranschlagt. Für die bisherigen Teile wurden 8,5 Milliarden ausgegeben.
„Die Realisierung von Nord Stream hat gezeigt, dass der Gastransport durch die Ostsee eine zuverlässige Lösung ist, die zur Deckung des Energiebedarfs beiträgt“, hieß es bei Deutschlands größtem Versorger Eon. Bisher sind von Nord Stream zwei Leitungen in Betrieb. Die beiden neuen Stränge sollen 55 Milliarden Kubikmeter Gas zusätzlich in die Europäische Union leiten
Ab 2020 soll kein Gas mehr durch die Ukraine nach Westeuropa fließen
Von 2020 an soll kein russisches Gas mehr durch die Ukraine nach Westeuropa fließen. Russland plant neben den Nord-Stream-Strängen auch die neue Leitung Turkish Stream durch das Schwarze Meer in die Türkei und bis nach Griechenland. Sie soll eine Kapazität von 63 Milliarden Kubikmetern Gas im Jahr haben. „Der Bau der zusätzlichen Transport-Infrastruktur auf dem kürzesten Weg zwischen Gasfeldern im Norden Russlands und Märkten in Europa wird zur Erhöhung der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Lieferungen nach neuen Verträgen beitragen“, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller.
Russland hält die Ukraine für unzuverlässig
Russland hält die Ukraine für unzuverlässig und hatte dort in der Vergangenheit illegales Abzapfen von Gas beklagt. Die beiden Länder streiten zudem über Lieferpreise und Gasschulden. Um unabhängiger von Kiew zu werden, hatte Moskau auch bereits die bestehenden Nord-Stream-Stränge bauen lassen. Im Januar hatte Gazprom zunächst angekündigt, Nord Stream nicht ausbauen zu wollen. Die Nachfrage nach russischem Erdgas war im Westen zuvor vor allem wegen der milden Temperaturen gefallen. Von einem völligen Verzicht auf den Bau von zwei zusätzlichen Strängen sei aber keine Rede, erklärte ein Gazprom-Sprecher damals.
Von US-Sanktionen betroffen, aber von der EU verschont
Daneben geht Gazprom auch an anderer Stelle in die Offensive. Trotz der der schwierigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und dem Westen hat Gazprom eine Allianz mit dem britischen Öl-Riesen Royal Dutch Shell geschmiedet. Im Rahmen der Kooperation sei auch ein Anlagentausch im Bereich Ölsuche und -förderung vereinbart worden, sagte der Chef des weltgrößten Gas-Produzenten, Alexei Miller. Details nannte er nicht. Darüber hinaus werde es Gazprom möglich sein, neue Märkte anzusteuern. Gazprom, das nur von den US-Sanktionen und nicht den europäischen Strafmaßnahmen betroffen ist, will seinen Marktanteil in Europa ausbauen.
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