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Ulrich Weber, Personalvorstand der Deutschen Bahn, verlässt eine Verhandlungsrunde mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG.
© dpa

Tarifstreit: Bahn verhandelt weiter mit Gewerkschaften GDL und EVG

Auch wenn die Bahn und die beiden Gewerkschaften jetzt endlich mal über Inhalte verhandeln, ist die Gefahr von weiteren Streiks nicht gebannt. Dass die Züge an Weihnachten fahren - weiter ungewiss.

Und was ist jetzt mit Weihnachten? Fahren da Züge? Oder wird es schon wieder einen Streik geben, den mindestens siebten in diesem Jahr? Seriös vorhersagen kann das im Moment niemand. Klar ist nur: Gebannt ist die Gefahr nicht, auch wenn die Deutsche Bahn und die Gewerkschaften GDL und EVG am Freitag erstmals in der laufenden Tarifrunde über Inhalte verhandelt haben. Bisher hatte sich der Zwist ja nur um Zuständigkeiten gedreht – also um die Frage, ob die GDL nur für Lokführer zuständig sein darf oder auch für Zugbegleiter. Immerhin gibt es die gute Nachricht, dass der Konzern und die beiden konkurrierenden Gewerkschaften  weiterverhandeln.  Mit der Lokführergewerkschaft GDL will sich die Bahn am kommenden Freitag, mit der EVG am 12. Dezember treffen.  

Die Bahn hatte der Gewerkschaft ein 607 Seiten dickes Angebot überreicht – am Donnerstagnachmittag. Auf gar „fast tausend Seiten Papier“ taxierte es EVG- Emissärin Regina Rusch-Ziemba  – das habe man in der kurzen Zeit unmöglich studieren können. Es handle sich um „ein völlig neues Tarifwerk“. Dennoch urteilte sie, das Angebot entspreche „in keinster Weise unseren Forderungen“. Am 3. Dezember werde die Tarifkommission tagen und eine Bewertung abgeben, zumindest bis dahin solle es keine Streiks geben.

Die EVG fordert sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 150 Euro für die 100.000 Bahn-Beschäftigten, die sie vertritt. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber warb für sein Angebot, darin gehe es auch um die Beteiligung der Mitarbeiter und um betriebliche Altersvorsorge. „Wir sprechen weiter. Das ist die richtige und gute Nachricht“, sagte Weber.

Zugbegleiter bekommen einen eigenen Tarifvertrag

GDL-Chef Claus Weselsky zeigte sich weniger begeistert. Er traf sich mit Weber, nachdem die EVG-Gespräche beendet waren. Es sehe danach aus, dass die Bahn nur ein zusätzliches Angebot für die Zugbegleiter gemacht habe – nicht aber für Bordgastronomen, Lokrangierführer, Disponenten und Instruktoren. Auch für diese Beschäftigten beansprucht die GDL nun die Verhandlungsmacht – sofern die jeweiligen Leute bei ihr organisiert sind. „Wenn das nicht aufgeklärt wird, verhandeln wir über Schwachsinn“, sagte Weselsky. Die GDL will fünf Prozent mehr Geld, angenehmere Schichtpläne und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit.

Die Frage, ob es an Weihnachten Streiks gibt oder nicht, ist indes noch komplexer. Klar ist mittlerweile, dass Zugbegleiter einen eigenen Tarifvertrag bekommen. Inhalt und Volumen müssten aber genauso sein wie die Regelungen für die übrigen Beschäftigten, fordern sowohl Bahn als auch EVG. Letztere plant einen Arbeitskampf für den Fall, dass es damit nicht klappt.

Der Konzern bemüht sich, dieses Risiko vergessen zu machen. Er verkauft derzeit eine Million zusätzliche Fernverkehrstickets zum Sparpreis von 29 Euro. Doch nicht einmal Vorstandschef Grube ist sicher, dass die Züge an den Feiertagen auch fahren. „Ich kann das nicht garantieren“, sagte er kürzlich.

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