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Vorstand Berthold Huber stellte ioki kürzlich in Berlin vor.
© Pablo Castagnola/ promo

Bestellt und abgeholt: Bahn testet On-Demand-Fahrdienst

„Brunhilde“ auf Abruf: Die Deutsche Bahn testet in Frankfurt ihren neuen On-Demand-Fahrdienst ioki.

Brunhilde“ ist pünktlich, auf die Minute. Um 11.23 Uhr steht der weiße Van am vereinbarten Treffpunkt „An der Welle“ hinter der Alten Oper unweit des Frankfurter Bankenviertels. Marion Fischer und Peter Zimmer haben es gerade so geschafft, von oben im zweiten Stock herunter auf die Straße. Jetzt stehen sie vor „Brunhilde“. Der Name steht deutlich sichtbar an der Seite des Fahrzeugs. Noch größer vier Buchstaben: „ioki“, das „k“ ist nach links verdreht. Die Schiebetür öffnet sich.

Markolf Knapp, der Fahrer, grüßt seine Gäste, die auf Ledersitzen Platz nehmen. Die Tür schließt sich. „Brunhilde“ setzt sich in Bewegung. Das Ziel: Kleyerstraße 25. Der Fahrer weiß schon über eine App, wohin die Passagiere wollen, ohne dass sie einen Ton gesagt haben. In elf Minuten ist er am Ziel. Die Fahrgäste steigen aus. Zahlen müssen sie nicht – bis Ende April 2018.

Fahrgäste sollen auf der Strecke zusteigen können

Marion Fischer und Peter Zimmer arbeiten in Frankfurt für die Deutsche Bahn. Sie haben sich als Testkunden gemeldet wie 2000 andere Bahn-Beschäftigte. Der bundeseigene Konzern testet ioki im deutschen Finanzzentrum, wo 15 000 Menschen an 32 Standorten für die Bahn arbeiten. „Das macht die Stadt zu einem idealen Ort für einen aussagekräftigen Versuch“, sagt Michael Barillère-Scholz, Direktor von ioki. Die vier Buchstaben stehen für „Input Output Künstliche Intelligenz“. ioki will individuelle Verkehrswünsche und Transportbedürfnisse über Sammeltaxis auf Abruf mit dem öffentlichen Verkehr verknüpfen und dadurch die Belastung der Innenstädte verringern, aber auch den ländlichen Raum besser an den öffentlichen Verkehr anbinden.

40 Experten arbeiten seit drei Jahren bei ioki, ermitteln den Bedarf für solche Abruf-Lösungen, stehen in Kontakt mit Behörden, entwickeln die digitalen Plattformen und die notwendigen Apps. „Wir sind ein Start-up“, sagt Barillère-Scholz. „Es geht darum, den Verkehr auf Abruf intelligenter zu gestalten als bei Uber.“ Beim US-Fahrdienstvermittler sitzt meist nur ein Fahrgast im Auto. Bei ioki soll der Verkehr gebündelt werden. Bei größeren, nicht voll besetzten Fahrzeugen sollen auf der Strecke Fahrgäste zusteigen.

Kleinbusse und E-TukTuks

Gesteuert werden die Buchungen über eine App. Der Kunde bestellt das Fahrzeug vor seine Haus- oder Bürotür. Er erfährt, wann das Auto kommt, wie es heißt, sieht ein Foto und den Namen des Fahrers. Und es wird die vermutliche Fahrzeit genannt. Im Gegenzug bekommt der Fahrer ebenfalls über eine App alle notwendigen Infos über den Kunden.

Von On-Demand-Mobilität spricht die Branche, oder von Ride-Sharing. Ähnliche Dienste bietet „Clever Shuttle“ in Berlin an, auch hier ist die Bahn beteiligt. Die VW-Tochter Moia geht mit einem Angebot 2018 in Hamburg an den Start, das Start-up Door-2-Door kooperiert mit der Duisburger Verkehrsgesellschaft.

Bislang läuft ioki gut, sagen Fischer und Zimmer. Faktisch ist es noch ein interner Werkverkehr der Bahn, auch wenn er auf öffentlichen Straßen stattfindet. Abgewickelt wird er von neun bis 18 Uhr mit 13 Fahrzeugen vom elektrischen E-TukTuk über elektrische Citroen Zero, zwei elektrische Klein- Busse, bis zu konventionellen Fahrzeugen wie „Brunhilde“. Irgendwann soll nur elektrisch gefahren werden. Feste Routen gibt es nicht.

Der Konzern investiert Millionen

Einen zweistelligen Millionen-Betrag macht die Bahn für ihr Start-Up bis 2023 locker. Seit Oktober betreibt ioki im bayerischen Bad Birnbach die erste autonom verkehrende Buslinie Deutschlands. In Frankfurt findet der nach Berlin und Leipzig bislang größte Test statt. Aber nicht der letzte. Im rheinland-pfälzischen Wittlich beginnt in den kommenden Wochen ein Versuch mit 100 ausgewählten Kunden. 2018 wird in Hamburg mit 100 Fahrzeugen getestet, die den Anschluss an die S-Bahn-Stationen herstellen sollen.

Ziel ist es, ioki in Verkehrsverbünde zu integrieren, wo Kunden dann idealerweise mit ihrer Monats- oder Jahreskarte zahlen. Und die Bahn hat internationale Märkte im Auge. Es gebe schon Anfragen aus Spanien und Großbritannien, sagt Barillère-Scholz. „Brunhilde“ dürfte dort aber nicht fahren, aber vielleicht „Josefina“ oder „Theresa“.

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