Prämien und Rabatte: Augen auf beim Autokauf
Üppig sind die Umstiegsprämien für Halter älterer Dieselwagen nur auf den ersten Blick. Wer einen sauberen Neuwagen kaufen will, sollte sich Zeit lassen.
Die Autobauer ziehen in die Rabattschlacht und überbieten sich mit Abwrackprämien für alte Dieselfahrzeuge. Die „Umstiegsprämien“ sehen auf den ersten Blick attraktiv aus und sie gelten nicht immer nur für einen neuen Euro 6- Diesel. So bietet VW bis zu 10 000 Euro Rabatt beim Kauf eines Touareg (Listenpreis ab 54 000 Euro) mit Benzin- oder Dieselmotor, Ford lockt Neuwagenkäufer mit bis zu 8000 Euro.
Lohnt es sich, ein neues Auto zu kaufen?
Vorausgesetzt man ist einer der rund 6,4 Millionen Eigentümer eines alten Dieselwagens (Euro 1 bis 4) und will ohnehin gerade einen Neuwagen kaufen, lohnt es sich, die Preise zu vergleichen. 5000 Euro für einen VW Golf oder 8000 Euro für einen Passat können durchaus schon ein Viertel des Listenpreises ausmachen. 2000 Euro für einen neuen BMW oder Mercedes liegen da eher im Bereich der ohnehin üblichen Preisnachlässe. Wenn die Zeit nicht drängt, sollte man besser abwarten, obwohl die Programme meist nur bis zum Ende dieses Jahres laufen. Dies gilt vor allem dann, wenn man einen besonders sauberen Neuwagen kaufen will, der wenig Kohlendioxid (CO2) und – beim Diesel – wenig Stickoxide (NOx) ausstößt. Denn die Hersteller wissen mitunter selbst noch nicht, welche ihrer Neuwagen der neuesten Emissionsnorm Euro 6d entsprechen. Der Auto Club Europa (ACE) empfiehlt, unbedingt bis September abzuwarten, bis erste Fahrzeuge mit Euro 6d auf den Markt kommen. Der ADAC erklärte, Rabatte und Prämien seien für Verbraucher „interessant“. Neuwagenkäufer sollten aber „genau hinschauen, ob das Gesamtangebot stimmt und der Restwert eines Altfahrzeugs angemessen berücksichtigt wurde“. Daimler zum Beispiel zahlt zusätzlich den Wertausgleich für einen Euro-1- bis Euro-3-Wagen, wenn dieser verschrottet wird. Euro-4-Diesel können nur in Zahlung gegeben werden. Die Umtauschprämie soll es dann zusätzlich geben.
Kann man jetzt besonders gut handeln?
Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Händler werden derzeit zunächst versuchen, die bisherigen Rabatte von bis zu 30 Prozent zurückzufahren und stattdessen die von den Herstellern finanzierte Prämie in den Vordergrund zu stellen. Zehn Prozent Rabatt zusätzlich sind wohl realistisch. Zu berücksichtigen ist auch der Restwert, den man für den alten Diesel erzielt hat. Die Preishoheit habe letztlich der Händler, sagt VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann. Kaum Verhandlungsspielraum wird es – wie bisher – bei Elektroautos geben. Hier kann aber weiterhin die von Staat und Herstellern gemeinsam finanzierte „Umweltprämie“ von bis zu 4000 Euro in Anspruch genommen werden. VW legt außerdem 2380 Euro beim Kauf eines reinen E-Modells drauf.
Ist man denn mit einem neuen Diesel vor Fahrverboten sicher?
Das ist keineswegs ausgemacht. Nach Messungen des Umweltbundesamtes (UBA) wie auch der Deutschen Umwelthilfe (DUH) stoßen auch aktuelle Euro-6-Diesel im realen Betrieb ein Vielfaches der von der EU erlaubten Grenzwerte gesundheitsschädlicher Stickoxide aus. Zudem stoßen laut UBA Euro-5-Diesel im Schnitt mehr NOx aus als Euro-4- oder Euro-3-Diesel. Die beiden letzteren sollen verschrottet werden, Euro-5-Autos von Volkswagen, Daimler und BMW bekommen nur ein Software-Update. Der ökologische Verkehrsclub VCD spricht deshalb von einer „Ablassprämie“. „Wenn sie ihren Namen verdienen soll, dann dürfte es die Prämie nicht für einen Diesel geben, der die NOx-Werte auf der Straße nicht einhält, sondern nur für Pkw, die wirklich sauber sind, zum Beispiel energieeffiziente E-Autos und Hybride“, sagt Gerd Lottsiepen , verkehrspolitischer Sprecher des VCD. „Kaufanreize für neue Diesel, die auf der Straße nur unwesentlich sauberer sind als ältere Diesel, bieten weder einen handfesten Vorteil für die Umwelt noch für betroffene Verbraucher“, sagte Gregor Kolbe vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Er sprach von einer „Unsinnsprämie“. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, bezeichnete die Prämien als „Verkaufsmasche“. (mit dpa)