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Wirtschaft: Auf Augenhöhe nach oben

Nur wer hart und fies zu seinen Kollegen ist, kommt nach oben. Diese Haltung hält sich hartnäckig in den Führungsetagen.

Nur wer hart und fies zu seinen Kollegen ist, kommt nach oben. Diese Haltung hält sich hartnäckig in den Führungsetagen. Die Karriereexpertin und Wirtschaftsingenieurin Natalie Schnack glaubt, es geht auch anders.

Frau Schnack, nehmen wir an, ein Kollege ist ziemlich laut und dominant. Die Strategie kommt beim Chef gut an, er versorgt ihn mit den besten Aufträgen. Der schüchterne Mitarbeiter muss den unliebsamen Rest erledigen. Was kann man tun?

Den lauten Kollegen werden Sie nicht ändern, aber Sie können den Chef einschalten. Dabei geht es nicht darum, jemanden anzuschwärzen, sondern der Führungskraft klarzumachen: Hier läuft etwas nicht gerecht. Es geht darum, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen.

Wäre eine Beschwerde nicht sinnvoller?

Nein. Man muss den Menschen nicht mit Härte begegnen, damit man in eine bessere Position gerät. Auch ein schrofferer Ton löst den Konflikt nicht. Langfristig hilft nur, ruhig zu bleiben.

In Ihrem Buch „30 Minuten Selbstbehauptung“ sprechen Sie vom Augenhöhe-Status.

Genau. Wenn ein kleines Kind Ihnen entgegenkommt, würden Sie sich bücken und mit sanfter Stimme sprechen, bei einem großen, dicken Mann benehmen Sie sich ganz anders. Dieses natürliche Verhalten kann man auch im Job einsetzen und so eine Ebene des Respekts finden, der für beide zum Erfolg führt.

Gibt es Menschen, die sich besonders schwer durchsetzen können?

Immer noch haben vor allem Frauen dieses Problem. Sie nehmen viele Dinge zu persönlich. Generell jedoch sind alle Alters- und Berufsgruppen betroffen. Je weiter man nach oben kommt, desto härter wird die Gangart.

Findet in den Führungsetagen denn kein Umdenken statt?

Nur sehr langsam. Gerade in großen Firmen, in denen hierarchische Strukturen dominieren, ändert sich der Führungsstil nur schwer. Schneller bewegen sich da kleine und mittelständische Betriebe.

Wann haben Sie sich das letzte Mal selbst behaupten müssen?

Vor wenigen Tagen musste ich mich mit einem Dienstleister auseinandersetzen. Die Leistung entsprach nicht dem, was ich bestellt hatte. Ich habe das angesprochen, die Person war gekränkt und hat mir Vorwürfe gemacht. Ich habe immer wieder ruhig erklärt, warum mir das Ergebnis nicht gefällt. Eine Stunde später hat derjenige angerufen und einen Coaching-Termin gemacht.

30 Minuten Selbstbehauptung, Natalie Schnack, Gabal Verlag, 2013, 8,90 Euro





Natalie Schnack
(40) ist Coach und Trainerin mit den Schwerpunkten Sichtbarkeit und Selbstbehauptung. Mit ihr sprach Tanja Tricarico.

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