Wirtschaft: Astra und Zeneca schmieden europäischen Pharmariesen
STOCKHOLM/LONDON (hst/tor/rtr/HB).Nur wenige Tage nach der Ankündigung einer Fusion von Hoechst und Rhone-Poulenc läuten in der europäischen Pharma-Branche schon wieder die Hochzeitsglocken.
STOCKHOLM/LONDON (hst/tor/rtr/HB).Nur wenige Tage nach der Ankündigung einer Fusion von Hoechst und Rhone-Poulenc läuten in der europäischen Pharma-Branche schon wieder die Hochzeitsglocken.Die schwedische Astra AB und die britische Zeneca Group wollen sich zu einem weltweit führenden Pharmakonzern zusammenschließen.Beide Firmen erklärten am Mittwoch, die Vorstände hätten sich auf eine Fusion verständigt, die über Aktientausch vollzogen werden solle.Das neue Unternehmen werde AstraZeneca heißen und seine Zentrale in London haben.Beide Unternehmen wollten in den ersten drei Jahren nach der Fusion weltweit rund 6000 Stellen abbauen und dann jährlich rund 1,1 Mrd.Dollar einsparen.Das neue Unternehmen hätte einen Börsenwert von rund 67 Mrd.Dollar (112 Mrd.DM).Damit wäre es die größte Fusion zweier europäischer Firmen.AstraZeneca rückte im Markt für verschreibungspflichtige Medikamente weltweit auf Platz drei vor.
Der schwedische Industrielle Percy Barnevik wurde zum Verwaltungsratschef des neuen Konzerns berufen, Zeneca-Pharmachef Tom McKillop zum Vorstandsvorsitzenden.Zeneca-Vorstandschef Sir David Barnes und Astra-Chef Hakan Mogren sind als stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende vorgesehen.Barnevik erklärte, der neue Konzern verbinde das Beste zweier innovativer und erfolgreicher Unternehmen.AstraZeneca verfüge über eine starke Grundlage für beträchtliches Wachstum, vor allem in Forschung und Entwicklung.Der designierte Vorstandschef McKillop sagte, beide Unternehem paßten perfekt zusammen.Ausschlaggebend für den Zusammenschluß sei der gewaltige Schritt zu mehr Umsatz und Vertiebsstärke.Auf der Basis der Vorjahreszahlen erwirtschaftet der neue Konzern einen Umsatz von 15,9 Mrd.Dollar, davon 11,5 Mrd.aus dem Pharmageschäft, sowie einen Vorsteuergewinn von 3,5 Mrd.Dollar.Bei den Investitionen für Forschung und Entwicklung käme AstraZeneca danach auf über 1,9 Mrd.Dollar.Derzeit beschäftigen beide Firmen rund 55 000 Mitarbeiter.
Astra-Chef Mogren sagte, vom Personalabbau werde vorwiegend der Marketingbereich betroffen sein.Die Produktion werde vom Stellenabbau kaum berührt.Insgesamt werde die Fusion den Gewinn beträchtlich vermehren.AstraZeneca sei an Zukäufen interessiert, speziell im Gebiet "Erkrankungen des Zentralen Nervensystems".
Beide Firmen haben Bestseller unter ihren Medikamenten: Zeneca das Krebsbehandlungsmittel Tamoxifen und Astra das Magengeschwürpräparat Losec.Die Fusionsankündigung beendet jahrelange Spekulationen über die Zukunft beider Unternehmen, die bisher von der Konzentrationswelle der Branche noch nicht erfaßt worden waren.Vor allem die Zukunft von Astra galt nach Ablauf des Patentschutzes für Losec ab 2001 als ungewiß.Das Präparat, das in den USA als Prilosec verkauft wird, soll 2001 rund sechs Mrd.Dollar Umsatz bringen.Zeneca ist zudem einer der weltweit größten Hersteller von Argrarchemikalien und will diesen Geschäftsbereich behalten.Zeneca war 1993 durch die Ausgliederung aus dem Chemiekonzern Imperial Chemical Industries entstanden.Erst kürzlich hatte das Unternehmen seinen Geschäftsbereich Spezialchemikalien verkauft, um sich auf die Bereiche Pharma und Agrarchemie zu konzentrieren
Mit viel Beifall haben die Börsianer die Fusion aufgenommen.Der Kurs von Zeneca kletterte in London bis zum frühen Nachmittag um fast sieben Prozent auf 26,96 Pfund.Astra notierte in Stockholm um mehr als zehn Prozent höher und lag bei 167 Kronen.Die Euphorie auf dem Parkett verdeckte jedoch eine Reihe von skeptischen Stimmen in der Londoner City.Nach den bitteren Erfahrungen mit der gescheiterten Fusion von Smithkline Beecham und Glaxo Wellcome zu Beginn des Jahres sind die Analysten offenbar vorsichtiger geworden.Einige Experten halten es nicht für ausgeschlossen, daß die britisch-schwedische Hochzeit von einem Gegenangebot gestört werden könnte.Genannt werden in disem Zusammenhang der Pharmariese Glaxo Wellcome, dem in der Vergangenheit immer wieder einmal Interesse an Zeneca nachgesagt wurde.
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