Insolvente Fluggesellschaft: Arbeitgeber werben um Beschäftigte von Air Berlin
Deutsche Bahn, Zalando oder BASF: Große Firmen wollen sich bei einer Job-Messe den Air-Berlin-Mitarbeitern präsentieren.
Große Arbeitgeber aus Berlin werben aktiv um Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin. Am Dienstag möchten sie sich in der Firmenzentrale südlich des Flughafens Tegel den Angestellten im Rahmen einer „Job-Messe“ präsentieren. Das geht aus einer internen Rundmail von Personalchefin Martina Niemann an die Belegschaft hervor.
An den Veranstaltungen teilnehmen würden die Deutsche Bahn, der Onlinehändler Zalando, die Service-Tochter des Chemiekonzerns BASF, der Schienenfahrzeugbauer Stadler Pankow, der Autobahn-Maut-Eintreiber Toll Collect, die Bundesagentur für Arbeit – und weitere Unternehmen, hieß es. Am Freitag wolle sich zudem Konkurrentin Eurowings auf einer eigenen Messe um Air-Berlin-Mitarbeiter bemühen.
„Wir haben stets betont, dass wir hart daran arbeiten, für möglichst viele Kolleginnen und Kollegen gute Chancen für neue Arbeitsplätze bei den Bietern zu erreichen. Aber nicht jeder Airberliner wird dort unterkommen können“, hatte Niemann bereits am Vortag der Belegschaft geschrieben.
1400 Mitarbeitern droht die Kündigung
Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit betreibt schon seit Wochen ein Büro in der Air-Berlin-Zentrale. Und auch die Senatsverwaltung für Finanzen, die den Personalbedarf aller Behörden der Bezirke und des Landes koordiniert, möchte Mitarbeiter von Air Berlin vermitteln. Jährlich würden rund 7000 neue Mitarbeiter in Berlins Behörden gebraucht, hieß es dort.
Air Berlin befindet sich in der Auflösung. Der Betriebsrat hatte am Freitag rund 1400 Mitarbeiter des Verwaltungs- und Bodenpersonals auf eine Kündigung Ende Oktober vorbereitet. Nur wer für die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs unbedingt benötigt werde, solle die Kündigung erst für Ende Februar 2018 erhalten, teilte der Betriebsrat mit. Er verwies auf entsprechende Ansagen der Geschäftsführung. „Alle Mitarbeiter werden gekündigt!!!“, hieß es wörtlich in einem Rundschreiben. Ein Unternehmenssprecher wollte diese Angaben am Sonnabend nicht kommentieren.
Insgesamt beschäftigt die bisher zweitgrößte deutsche Airline, die Mitte August ihre Zahlungsunfähigkeit erklären musste, noch mehr als 8000 Angestellte. Nach Angaben von Vorstandschef Thomas Winkelmann und den vom Amtsgericht bestellten Zwangsverwaltern haben aber 80 Prozent der Belegschaft gute Chancen, von neuen Eigentümern übernommen zu werden - freilich nicht automatisch zu den bisherigen Konditionen.
Für die Langstreckenflotte gibt es weiter keine Bieter
Derzeit verhandelt Air Berlin exklusiv mit der Lufthansa-Tochter Eurowings und der britischen Billigfluggesellschaft Easyjet über eine Übernahmen der Kurz- und Mittelstreckenflotte. Für die Langstreckenflotte gibt es weiter keine Bieter. Für den kommenden Donnerstag wird eine Einigung für die Airline angestrebt.
Derweil verlängerte Air Berlin die Bieterfrist für ihre Technik-Sparte um zwei Wochen. In der Folgewoche sollen konkrete Verhandlungen für die Tochtergesellschaft beginnen. Bei ihr warten 750 Mitarbeiter in Berlin, Düsseldorf und München Flugzeuge. Auch für dieses Unternehmen gibt es mehrere Kaufinteressenten, darunter die mittelständische Berliner Logistikfirma Zeitfracht. Alle Übernahmen von Air Berlin stehen unter Vorbehalt einer kartellrechtlichen Prüfung. Diese dürfte nicht vor dem Jahreswechsel abgeschlossen sein.