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Nach Streit um Krankenkassen-Ausrichtung: AOK-Chefs treten zurück

Eklat in Deutschlands größtem Krankenkassenverbund. Die beiden Chefs des AOK-Bundesverbandes treten nach heftigem Streit zurück.

Nach einem heftigen Streit an der Spitze des AOK-Bundesverbands haben Vorstandschef Jürgen Graalmann und sein Stellvertreter Uwe Deh am Donnerstag ihre Posten aufgegeben

Die beiden hätten ihre Tätigkeit als geschäftsführende Vorstände „aufgrund divergierender Auffassungen zur künftigen Aufstellung, Ausrichtung und Weiterentwicklung des Verbandes“ beendet, teilte AOK-Sprecher Kai Behrens mit. Nähere Details nannte er nicht. Allerdings war es in der Branche seit langem bekannt, dass Graalmann und Deh schlecht miteinander konnten.

Machtkampf schon seit Monaten

Seit längerem tobte zwischen den Spitzenfunktionären ein offener Machtkampf. So hatte sich Graalmann bereits beim Verwaltungsrat über seinen Stellvertreter beschwert und dem Gremium mitgeteilt, dass eine gemeinsame Führung mit Deh an ihre Grenzen stoße. Hinzu kommen Auseinandersetzungen mit den regionalen Kassen, die den Einfluss des Bundesverbandes beschneiden wollen. Als Ausdruck für Probleme in der Verbandsspitze wurde zuletzt auch der Wechsel des Chefs der AOK-Grundsatzabteilung, Jan Carels, zur Pharmaindustrie gedeutet.

Bis zur Neuwahl übernehmen nun die Chefs der AOK Nord-West und Nord-Ost, Martin Litsch und Frank Michalak, die Aufgaben an der Spitze von Deutschlands größtem Krankenkassenverbund. Der AOK-Bundesverband ist die Dachorganisation von elf rechtlich selbständigen Krankenkassen, bei denen mit rund 24 Millionen Menschen fast jeder Dritte in Deutschland versichert ist.

Wirtschaftlich gut aufgestellt

Der 46-jährige Graalmann kam Anfang 2009 in den AOK-Vorstand und fungierte dort seit Oktober 2011 als Vorsitzender. Zuvor war der gebürtige Ostfriese unter anderem als Vorstandsreferent bei der Barmer Ersatzkasse tätig. Er gilt als ausgesprochen innovationsfreudig und hat der als etwas behäbig geltenden AOK wieder einen jugendlicheren Touch verpasst.

Auch wirtschaftlich stehen die Ortskrankenkassen nicht schlecht da. 2014 konnten sie nach eigenen Angaben einen Überschuss von 421 Millionen Euro verbuchen, im ersten Quartal 2015 betrug er erneut 36 Milllionen.

Der zwei Jahre ältere Gesundheitsökonom Uwe Deh wechselte im Oktober 2011 von der Spitze der AOK Sachsen-Anhalt in den Vorstand des Bundesverbandes, er kümmerte sich dort vor allem um Finanzen und die Krankenhausversorgung.

Rainer Woratschka

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