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Noch immer keine Einigung: Die Lufthansa und ihre Piloten liegen seit Monaten über Kreuz.
© dpa
Update

Verhandlungen bei Bahn und Lufthansa gescheitert: Angst vor dem Verkehrsinfarkt

Die Hoffnung auf eine Einigung hat sich nicht erfüllt: Sowohl bei der Bahn als auch bei der Lufthansa haben Gespräche am Donnerstag nichts gebracht. Jetzt kündigen die Gewerkschaften Streiks an.

Reisen mit der Bahn oder der Lufthansa könnten demnächst schwierig werden. Bei beiden Unternehmen blieben am Donnerstag Gespräche zur Lösung von Tarifkonflikten ohne Ergebnis. „Die Verhandlungen sind erneut gescheitert. Ab sofort ist deshalb mit weiteren Arbeitskampfmaßnahmen zu rechnen“, kündigte der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit (VC), Jörg Handwerg an. Und für Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL, „hat die Bahn die letzte Chance vertan, um Arbeitskämpfe abzuwenden“. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber zufolge hatte sich die Gewerkschaft „nicht einen einzigen Millimeter bewegt“. Im Rahmen einer Urabstimmung stimmen die Mitglieder der GDL derzeit darüber ab, ob es einen Arbeitskampf geben soll. Das Ergebnis wird am 2. Oktober erwartet. Danach könnte es einen unbefristeten Ausstand der Lokführer geben.

Tarifeinheit steht bei der Bahn im Mittelpunkt, nicht das Geld

Bei der Bahn geht es nur am Rande um Geld. Der Kern des Konflikts betrifft die Frage, welche Gewerkschaft für welche Beschäftigtengruppen Tarifverträge abschließen darf. Die GDL wirft der Bahn vor, sie wolle mit „ihrer Hausgewerkschaft EVG“ für Zugbegleiter verhandeln und die GDL dabei nur als „dekoratives Beiwerk“ teilhaben lassen. Die Führung der Bahn wolle mit ihrem Verhalten offenbar Einfluss nehmen auf die aktuelle Debatte um die Tarifeinheit (ein Betrieb, ein Tarifvertrag) und nehme dabei „bewusst weitere Streiks in Kauf“. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber erklärte dazu, das Unternehmen sei bereit, „in Sondierungen über Wege zu sprechen, wie mit der GDL ein Tarifvertrag für Zugbegleiter erreicht werden könnte“. Die Bundesregierung bereitet gerade ein Gesetz über die Tarifeinheit vor, mit dem Berufsgewerkschaft das Tarifgeschäft deutlich erschwert werden soll. Zu diesen Berufsgewerkschaften gehören neben der GDL und dem Marburger Bund auch die Piloten. Im aktuellen Konflikt mit der Lufthansa geht es aber um Geld, und zwar um die Versorgung beim frühzeitigen Ausscheiden. Lufthansa-Personal-Vorstand Bettina Volkens sagte am Donnerstag nach den geplatzten Gesprächen, die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) sei nicht wirklich zu Verhandlungen bereit gewesen. Sie bekräftigte die Bereitschaft des Unternehmens, auch mithilfe eines externen Moderators bis Ende des Jahres einen Kompromiss zu finden. Die VC warf wiederum dem Unternehmen vor, den Konflikt zu eskalieren. Wann gestreikt wird, ließ die VC offen. Im April hatten Lufthansa-Piloten drei Tage gestreikt und dadurch 3800 Flugausfälle verursacht, 425 000 Passagiere waren betroffen. Im August und September hatten sie die Arbeit an weiteren drei Tagen niedergelegt, diesmal fielen 480 Flüge aus, 56 000 Passagiere blieben am Boden.

Bei der Lufthans geht es Geld beim vorzeitigen Ausscheiden

VC wirft der Lufthansa vor, für die 5400 Piloten bei Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings eine Drei-Klassen-Gesellschaft zu wollen. Neu eingestellte Piloten sollten die Übergangsversorgung selbst bezahlen und vor dem 60. Lebensjahr ein Ausscheiden künftig unmöglich sein. Die Lufthansa hat die Übergangsversorgung gekündigt und will das Ausstiegsalter schrittweise auf 61 erhöhen. Neu eingestellte Piloten sollen sich an den Kosten der Übergangsversorgung beteiligen. Die VC will die Einschnitte für junge Piloten verhindern und im Prinzip an der bisherigen Regelung festhalten. Diese ist nach Ansicht der Lufthansa nicht mehr zu halten. Piloten, die in der Spitze bis zu 260 000 Euro pro Jahr verdienen, erhalten als Flugzeugkapitän bei freiwilligem vorzeitigen Ausscheiden eine Übergangsversorgung von 124 000 Euro. Aktuell geht es auch um das neue Billig-Konzept für die Langstrecke mit 14 Flugzeugen. Während Lufthansa mit Flugbegleitern und anderen betroffenen Mitarbeiter-Gruppen dafür Regelungen getroffen hat, sei VC bislang nicht bereit, das Konzept durch einen erst verzögert fällig werdenden Überstundenzuschlag mit zu tragen. Jetzt will der Vorstand prüfen, ob diese Maschinen von anderen, nicht bei Lufthansa angestellten Piloten geflogen werden können.

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