Fusion in der Stahlbranche?: Angeblich Gespräche von Tata mit Thyssen-Krupp
Weltweit wird viel zu viel Stahl produziert, die Preise sind im Keller. Mit einer Fusion könnten die kriselnden Konzerne in Europa viel Geld sparen. Nun gibt es Anzeichen für ein Joint Venture der deutschen Nummer eins Thyssenkrupp Steel mit Tata aus Indien.
In der kriselnden Stahlbranche gibt es angeblich Gespräche über einen Zusammenschluss, der vor allem im Ruhrgebiet erhebliche Auswirkungen auf die Beschäftigten hätte. Die „Rheinische Post“ berichtete am Freitag unter Berufung auf Berliner Regierungskreise, der indische Stahlkonzern Tata Steel erwäge einen Einstieg in die europäische Stahlsparte von Thyssen-Krupp. Sprecher von Thyssen-Krupp und Tata wollten den Bericht nicht kommentieren. Laut dem Zeitungsbericht sind die Gespräche über mehrere Varianten bereits weit vorangeschritten. Favorisiert werde derzeit die Option eines Gemeinschaftsunternehmens, bei dem sich Tata Steel zunächst an der Sparte beteiligt.
Später solle der indische Konzern seine Anteile aufstocken können. An der Börse sorgten die Spekulationen für deutliche Kursanstiege aller Stahlaktien. Thyssen-Krupp legte bis zum Mittag um mehr als vier Prozent zu, auch die deutsche Nummer zwei der Branche Salzgitter gewann gut zwei Prozent. Die weltweite Nummer eins ArcelorMittal gewann zeitweise um mehr als sechs Prozent. Analysten halten einen Einstieg von Tata in Deutschland auch deshalb für denkbar, weil die Inder vor wenigen Tagen angekündigt hatten, ihr Geschäft in Großbritannien mit rund 15 000 Beschäftigten aufzugeben.
Thyssen-Krupp Steel beschäftigt europaweit gut 27 000 Menschen
Die europäischen Stahlhersteller stehen wegen stark gefallener Preise und der billigeren Konkurrenz vor allem aus China unter Druck. Die Branche beklagt außerdem die anstehende Verschärfung der Umweltauflagen auf EU-Ebene. Vor diesem Hintergrund hatte auch Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger in der Vergangenheit mehrfach gesagt, dass er eine Konsolidierung in der Branche grundsätzlich für sinnvoll halte. Einer Abspaltung der Thyssenkrupp-Stahlsparte hatte er aber bereits Mitte Februar eine Absage erteilt. Thyssen-Krupp Steel beschäftigt europaweit gut 27 000 Menschen, darunter allein 13 000 in Duisburg, Europas größtem Stahlstandort.
Dieser Standort könnte laut „Rheinischer Post“ bei einem Tata-Thyssen-Krupp-Joint Venture in Gefahr geraten, da Tata nur rund 200 Kilometer entfernt in den Niederlanden ein modernes Stahlwerk mit direkter Nordseeanbindung betreibt. Dort seien geringere Erztransportkosten möglich. Andererseits liege Duisburg näher an vielen Kunden, was Transportkosten mit fertigen Produkten spare, erwiderte ein Insider. Die Krise in der Branche beschäftigt auch die Politik in den Stahlländern NRW, Saarland und Niedersachsen sowie im Bund stark.
Vor wenigen Tagen hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) mit einem Interview in der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ für Aufsehen gesorgt. „Wir wollen globalen Wettbewerb auch im Stahlsektor - aber der muss fair sein“ hatte er der Zeitung gesagt. Dies wurde als Zusage für Unterstützung der deutschen Stahlkocher gegen die Konkurrenz aus China verstanden. Details über die Art der Hilfe hatte Gabriel aber nicht genannt. (dpa)
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