Kartendienst Here: Amazon will angeblich bei Kartendienst deutscher Autobauer einsteigen
Nicht nur Microsoft will angeblich bei dem Kartendienst Here einsteigen. Auch Amazon ist angeblich in Verhandlungen mit den Eigentümern Audi, BMW und Daimler.
Der US-Internetkonzern Amazon will Kreisen zufolge beim Here-Kartendienst der großen deutschen Autobauer einsteigen. Amazon sei dazu in Verhandlungen mit den Eigentümern Audi, BMW und Daimler, bestätigten mit der Angelegenheit vertraute Personen am Donnerstag. Es würde auch noch Gespräche mit anderen Interessenten laufen. Der US-Handelsgigant bietet neben dem Geschäft mit seinem Online-Versandhaus auch Software-Dienstleistungen und Rechenkapazität an.
Ein möglicher Einstieg des US-Riesen sei eher mit Blick auf dieses Geschäft sinnvoll, hieß es. Sprecher der Autobauer wollten sich zu möglichen Gesprächen nicht äußern. Man habe aber von Beginn an betont, offen für weitere Partner zu sein, und da gebe es „großes Interesse“, hieß es in gleichlautenden Stellungnahmen.
Auch eine Amazon-Sprecherin wollte keinen Kommentar abgeben. Die Autobauer hatten bereits im vergangenen Jahr betont, dass auch Unternehmen aus anderen Branchen willkommen seien. Die deutschen Autohersteller hatten Here für mehr als 2,5 Milliarden Euro von Nokia übernommen. Der Kartendienst soll Autobauer in die Lage versetzen, mit hochpräzisen Daten auch selbstfahrende Fahrzeuge zu navigieren.
Auf der Suche nach neuen Partnern für den Kartendienst Here führen die drei Eigentümer BMW, Audi und Daimler Insidern zufolge auch Gespräche mit Microsoft. Der US-Softwarekonzern habe Interesse an einer engeren Verbindung zu Here, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Microsoft lehnte am Freitag eine Stellungnahme ab. Auch die drei Autobauer, die seit der Übernahme des Kartendienst ihre Offenheit für weitere Partner betonen, wollten sich zu solchen Gesprächen nicht äußern. Zu den möglichen Interessenten zählt Insidern zufolge auch Amazon.
Schlüsseltechnologie für autonomes Fahren
Daimler, Audi und BMW hatten den Kartendienst von Nokia im vergangenen Jahr für 2,5 Milliarden Euro übernommen, auch um zu verhindern, dass Here in die Hände des Internetriesen Google gerät. Schon vor dem Kauf betonten die drei Autobauer, eine offene Plattform anbieten zu wollen, und luden Zulieferer, Konkurrenten und Unternehmen aus anderen Branchen zur Kooperation ein. Daimlers Partner Renault-Nissan bekundete beispielsweise Interesse.
Beim Autozulieferer Continental soll in absehbarer Zeit eine Entscheidung über einen möglichen Einstieg bei Here fallen. Vorstandschef Elmar Degenhart sagte am Donnerstag, es seien noch etliche Fragen zu klären. Dem Zulieferer komme es darauf an, eine langfristige Zusammenarbeit auf eine vertragliche Basis zu stellen. Ein Einstieg bei Here bedeute aber nicht, dass Continental ausschließlich diesen Anbieter und nicht mehr konkurrierende digitale Datendienste etwa von TomTom einsetze. Here wird in Europa in vier von fünf Neuwagen mit integriertem Navigationssystem genutzt.
Die hochauflösenden Karten sind eine Schlüsseltechnologie für autonomes Fahren. Gespräche laufen Insidern zufolge auch mit Amazon.
Für die Autobauer wiederum könnte ein Internet-Gigant wie Amazon als Partner attraktiv sein, weil der Kartendienst riesige Datenmengen bewegt und dabei die immensen Speicher- und Verarbeitungskapazitäten des Cloud-Computing nutzen könnte. Auch Ford zählt zu den Interessenten an Here, wie eine weitere Person aus der Autoindustrie Reuters sagte. Ein Konzernsprecher wollte sich dazu nicht äußern und verwies darauf, dass der Hersteller stets mit vielen Firmen im Gespräch sei. (dpa, rtr)