Der Kampf um die Vormachtstellung im Netz: Amazon tauscht Gewinn gegen Macht
Amazons Umsatz steigt und steigt - doch der Konzern investiert das verdiente Geld sofort wieder in die Expansion des Geschäfts. Verglichen mit Apple, Google und Co. fallen die Gewinne sehr mager aus.
Der weltgrößte Online-Händler Amazon hat seinen Umsatz zuletzt kräftig gesteigert, schreibt aber weiter nur schmale Gewinne. Der Umsatz sprang im ersten Quartal im Jahresvergleich um 23 Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn verbesserte sich um knapp 32 Prozent auf 108 Millionen Dollar, wie das Unternehmen am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Aktie legte nachbörslich leicht zu.
Dass der Gewinn bei Amazon im Vergleich zu anderen Technologieunternehmen eher mager ausfällt, liegt an den hohen Investitionen, die Konzernchef Jeff Bezos in Produkte wie den Tablet-Computer Kindle Fire oder in Versandzentren steckt. Zuletzt verdichteten sich die Hinweise auf ein eigenes Smartphone. Bezos will zunächst Marktanteile gewinnen und später mit dem Dienste-Angebot Geld verdienen, etwa an Filmen oder Musik. Zuletzt stellte der Konzern die Box Fire TV vor, die Videos aus dem Internet auf den Fernseher bringen kann. Im ersten Quartal stiegen die Ausgaben für Technologie und Inhalte um 44 Prozent auf 1,99 Milliarden Dollar. Bei den Kosten für den Warenumschlag gab es einen Sprung von 29 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar. Außerdem habe Amazon die Investitionen in China unter anderem in Logistikzentren erhöht, sagte Finanzchef Tom Szkutak nach Vorlage der Zahlen. Zuletzt zeigte sich Amazon zugleich auch bereit, etwas mehr an die Rendite zu denken. So wurde der Preis für das Prime-Programm mit schneller kostenloser Zustellung und einem Videostreaming-Angebot in den USA angehoben. Und Fire TV kostet mit rund 100 Dollar deutlich mehr als Branchenbeobachter zuvor erwartet hatten.
Für das laufende Quartal rechnet Amazon mit einem operativen Verlust zwischen 55 und 455 Millionen Dollar bei einem Umsatzwachstum zwischen 15 und 26 Prozent. Amazon ist die Nummer eins im Online-Handel und versucht diese Stellung zu festigen. Nur Stunden vor der Bilanzvorlage berichtete das „Wall Street Journal“ von Amazons Ambitionen, vermehrt auch die Lieferung der Pakete an die Kunden selbst zu übernehmen. In kleinerem
Umfang geschieht dies schon. Zudem ist Amazon einer der weltgrößten Anbieter von Computerdiensten aus der Internet-Cloud. Der Konzern steht dabei in scharfem Wettbewerb mit Google und Microsoft. Zuletzt lieferten sich die Rivalen einen Preiskampf. (dpa)