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Nicht nur Versandhaus. Der Onlinehändler Amazon macht einen großen Teil seines Umsatzes mit Cloud- und Softwarediensten für Unternehmen.
© Jan-Philipp Strobel/dpa

Neues Entwicklungszentrum: Amazon setzt auf Intelligenz aus Berlin

Der US-Konzern Amazon eröffnet ein Zentrum für Machine Learning mitten in Berlin. 450 Arbeitsplätze sollen entstehen.

Welche Kleider sind im kommenden Jahr angesagt? In welcher Stückzahl müssen sie bestellt und in welchen Warenlagern vorgehalten werden? Wer diese Fragen als Händler genau beantworten kann, hat einen Vorsprung vor der Konkurrenz. Ralf Herbrich soll mit seinem Team dafür sorgen, dass Amazons Vorsprung möglichst groß wird. In Berlin hat der US-Onlinehändler am Donnerstag sein neues Machine-Learning-Zentrum eingeweiht. Rund 150 Mitarbeiter entwickeln Software, Systeme und Algorithmen, mit denen das Unternehmen nicht nur modisch in die Zukunft schauen kann. „Wir entwickeln auch Lösungen, durch die Menschen und Orte in E-Books automatisch vernetzt werden können“, erläutert Herbrich, der das Entwicklungszentrum und den Bereich Machine Learning leitet.

Noch haben die Mitarbeiter viel Platz in den Krausenhöfen in Mitte. Das Bürohaus stammt aus dem Jahr 1911, war einst Sitz der Ufa, in der DDR Sitz der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften und stand fast zehn Jahre leer, bevor 2012 der Umbau begann. „Als wir das Gebäude damals betraten, war es eine Ruine“, erinnert sich Herbrich. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen sich rund 450 Entwickler und andere Computerexperten auf den fünf Etagen verteilen. „Inzwischen haben wir etwa die Hälfte der für dieses Jahr geplanten Stellen besetzt und suchen weitere 300 Mitarbeiter für die Verstärkung unseres Teams in den nächsten fünf Jahren.“

Die Wissenschaftslandschaft als Standortfaktor

Sätze wie diesen hört Berlins Wirtschaftssenatorin nur zu gerne. „Berlin boomt“, verkündet Cornelia Yzer (CDU)den geladenen Gästen im Innenhof des neuen Amazon-Domizils. Die Bundeshauptstadt sei inzwischen die führende in Deutschland und eine der ersten Adressen diesbezüglich in Europa – wie die Ansiedlung des neuen Entwicklungszentrums unterstreiche. „Amazon geht hier in Serie“, schwärmt die Senatorin. Seit 2011 betreibt das Unternehmen ein Kunden-, seit 2013 bereits ein weiteres Entwicklungszentrum in der Stadt. Beim Thema Machine Learning sei Berlin der wichtigste europäische Standort, betont Herbrich. Das Zentrum für Asien betreibt Amazon in Bangalore, das für die USA in Seattle.

Dass sich Amazon für Berlin entschieden hat, hat wohl auch mit der Wissenschaftslandschaft zu tun. „Es gibt hier allein vier Universitäten“, sagt Herbrich. Unternehmen könnten von Forschung und Absolventen profitieren. So beteilige sich Amazon unter anderem am Big Data Center der TU, das unter anderem vom Forschungs- und Wirtschaftsministerium sowie verschiedenen Unternehmen gefördert wird. Berlin verstehe das als Ansporn, sagt Yzer. Die Bundeshauptstadt bewerbe sich auch als Standort für ein Internetzentrum und eines für Industrie 4.0. „Bei der Digitalisierung der Wirtschaft stehen wir erst am Anfang.“

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