Jeff Bezos: Amazon-Chef in einer Nacht um zwölf Milliarden reicher
Der Onlinehändler hat seinen Gewinn verdoppelt. Vom Kursanstieg profitiert auch Amazon-Chef Bezos. Prime-Kunden müssen dagegen bald mehr zahlen.
Der reichste Mensch der Welt ist auf einen Schlag noch viel reicher geworden. Das Vermögen von Amazon-Chef Jeff Bezos stieg in der Nacht auf Freitag nach Schätzungen des Bloomberg Billionaires Index um 12 Milliarden auf 134 Milliarden Dollar (111 Mrd Euro). Grund ist der nachbörsliche Kursanstieg der Amazon-Aktie nach den starken Quartalszahlen, die der US-Onlinegigant am Donnerstag vorlegte. Bezos profitiert als Großaktionär persönlich stark von Kursanstiegen des Papiers.
Amazon verdoppelt Gewinn
Im ersten Viertel dieses Jahres konnte der weltgrößte Online-Händler den Gewinn mit 1,6 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. Dazu trug neben dem Online-Handel auch das boomende Geschäft mit Cloud-Diensten bei. Erst im Quartal davor knackte Amazon beim Gewinn zum ersten Mal überhaupt die Milliarden-Marke - dann aber gleich mit satten 1,9 Milliarden Dollar im Weihnachtsgeschäft. Der Quartalsumsatz wuchs im Jahresvergleich um 43 Prozent auf 51 Milliarden Dollar (42 Mrd Euro).
In Deutschland beherrscht der US-Internetgigant Amazon nach einer Studie des Handelsverbandes Deutschland (HDE) inzwischen fast die Hälfte des Onlinehandels. Insgesamt entfielen 2017 rund 46 Prozent der E-Commerce-Umsätze in der Bundesrepublik auf die deutsche Tochter des US-Konzerns, wie der Verband in seinem „Online-Moniter 2018“ darstellte. Zuvor hatte der „Spiegel“ darüber berichtet.
Für eine Überraschung sorgte Finanzchef Brian Olsavsky in einer Konferenzschalte mit Analysten. In den USA sollen am 11. Mai die Preise des Abo-Dienstes Prime für Neukunden steigen - und zwar von 99 auf 119 Dollar pro Jahr. Das Angebot sei erheblich erweitert worden, rechtfertigte Olsavsky den Schritt. Neben einer Versand-Flatrate und schnellerer Lieferung bietet der vor 13 Jahren gestartete Service für eine monatliche oder jährliche Gebühr schon länger auch Zugang zu Online-Videos und anderen Angeboten.
In Deutschland liegt der Preis nach einer Erhöhung Anfang 2017 bei 69 Euro pro Jahr. Hierzulande setzte Amazon von Anfang an den Prime-Preis deutlich niedriger an als im Heimatmarkt, weil es ohnehin schon die die kostenlose Lieferung ab einer bestimmten Einkaufssumme und generell kürzere Lieferzeiten gab.
Konzernchef Jeff Bezos hatte erst in der vergangenen Woche erstmals verraten, dass Amazon weltweit inzwischen mehr als 100 Millionen zahlende Prime-Kunden habe. Damit ist Prime für Amazon zu einem wichtigen Instrument zur Kundenbindung geworden.
Als großer Wachstumstreiber erwies sich im vergangenen Quartal erneut Amazons Cloud-Sparte AWS, bei der Unternehmen IT-Dienste und Speicherplatz im Internet buchen können. In diesem sehr profitablen Geschäftsfeld nahm der Umsatz um 49 Prozent auf 5,4 Milliarden Dollar zu. Der operative Gewinn des Bereichs steig auf 1,4 Milliarden Dollar von 890 Millionen Dollar ein Jahr zuvor.
AWS habe „den ungewöhnlichen Vorteil eines siebenjährigen Vorsprungs“ vor der Konkurrenz, sagte Bezos. Amazon war im Cloud-Geschäft Vorreiter und ist klar führend, wenngleich Rivalen wie Microsoft oder Google hier ebenfalls stark wachsen.
Im Handelsgeschäft verbuchte Amazon in Nordamerika ein operatives Ergebnis von 1,15 Milliarden Dollar bei 30,7 Milliarden Dollar Umsatz. Im internationalen Geschäft gab es dagegen rote Zahlen von 622 Millionen Dollar bei rund halb so hohen Erlösen. Amazon investiert stark in umkämpften Märkten wie Asien.
Insgesamt übertrafen die Quartalsergebnisse die Erwartungen der Experten klar. Bei Anlegern war die Freude groß, die Aktie stieg nachbörslich um fast sieben Prozent und markierte ein neues Rekordhoch. Amazon war lange bekannt dafür, jeden freien Dollar wieder in die Weiterentwicklung des Geschäfts zu stecken, was bestenfalls schmale Gewinne bedeutete. Inzwischen erntet der Konzern zumindest in den westlichen Märkten aber die Früchte dieser Investitionen und seiner starken Marktposition.
Amazon hat Ärger mit Trump
Zu einer Angelegenheit, die den Aktienkurs vor einigen Wochen zeitweise massiv gedrückt hatte, hält sich der Konzern indes weiter bedeckt: Die Dauerkritik von US-Präsident Donald Trump wurde weder im Geschäftsbericht noch in der Analystenschalte thematisiert. Trump hatte Amazon Ende März hart attackiert: „Sie zahlen wenig oder gar keine Steuern an Bundesstaaten und Kommunen und sie benutzen unser Postsystem als ihren Botenjungen“, schrieb der US-Präsident bei Twitter. In einem Medienbericht hieß es gar, dass Trump den Konzern hasse und einen Regulierungsschlag zur Begrenzung seiner Marktmacht erwäge. Bislang folgten dem jedoch keine Taten. Auf dem Kieker hat Trump Amazon aber schon lange, als Hauptgrund gilt eine Fehde mit der Zeitung „Washington Post“, die im Privatbesitz von Bezos ist.
In Milliardärs-Charts wie dem Bloomberg Billionaires Index oder der „Forbes“-Liste wird der Vorsprung des 54-jährigen Unternehmers auf Microsoft-Mitgründer Bill Gates und Börsen-Guru Warren Buffett dadurch immer größer. Allerdings handelt es sich bei den Angaben lediglich um grobe Schätzungen anhand öffentlicher Quellen. Zudem lassen die Kursgewinne das Vermögen auch nur auf dem Papier steigen - wenn die Aktie unter Druck gerät, kann sich das Blatt schnell wenden. dpa