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Die Allianz baut ihre Lebensversicherung um - sie wird riskanter.
© Marc Müller / dpa

Reaktion auf Zinsniveau: Allianz macht Lebensversicherungen riskanter

Die Allianz reagiert auf die Flaute bei der Verzinsung und baut ihre Lebensversicherungen um. Der Anlagemix soll in Zukunft mehr Aktien beinhalten - Verbraucherschützer kritisieren das.

Die Zeiten der garantierten Zinsen in der Lebensversicherung gehen zu Ende. Deutschlands Marktführer, die Allianz Leben, startet jetzt mit einem neuen Produkt, das nicht nur auf die klassische Garantieverzinsung verzichtet, sondern das Geld der Kunden bewusst in chancen-, aber auch risikoreichere Kapitalanlagen investiert.

„Bei dem gegenwärtigen Zins- und Marktumfeld setzen die Kunden vor allem auf die modernen Vorsorgeprodukte“, sagte Andreas Wimmer dem Tagesspiegel. Der Manager ist im Vorstand der Allianz Leben für das Firmenkundengeschäft zuständig. „Die konventionelle Garantieverzinsung kostet den Kunden Rendite, da sie uns bei der Kapitalanlage begrenzt“, berichtet Wimmer.

Nach Marktlage wird flexibel umgeschichtet

Die klassische Kapitalanlage der Versicherer besteht vor allem aus Staatsanleihen und Pfandbriefen, Unternehmensanleihen, Hypotheken, Immobilien und, bei der Allianz mit einem Anteil von rund zehn Prozent, auch Aktien – dieses Sicherungsvermögen ist ein solider, aber nicht übermäßig rentierlicher Anlagemix.

Das neue Vorsorgekonzept „KomfortDynamik“ soll dazu eine Alternative bilden. Ein Teil der Beiträge wird – wie bei der klassischen Lebensversicherung – in das Sicherungsvermögen, also konservativ, investiert, der andere Teil in Unternehmens- und Schwellenländeranleihen und in Aktien. Diese sollen den Löwenanteil in der dynamischen Anlage ausmachen. Bei einem 30-jährigen Vertrag sollen anfangs rund 30 Prozent der gesamten Anlagen in Anteilsscheinen investiert werden. Wie viel Geld im Sicherungsvermögen und wie viel im Dynamik-Teil steckt, verändert sich. Je nach Marktlage wird flexibel umgeschichtet.

Finanzielle Nachteile bei vorzeitiger Kündigung möglich

Eine klassische Garantieverzinsung gibt es nicht. Wer den Vertrag bis zum Ende durchhält, bekommt jedoch seine eingezahlten Beiträge und bis zum Lebensende eine Mindestrente garantiert. Bei guten Renditen wird ein Teil der Erträge während der Laufzeit gesichert, in den letzten drei Jahren vor Rentenbeginn wird das angesammelte Kapital zudem schrittweise in das Sicherungsvermögen überführt. Das Nachsehen könnten jedoch diejenigen haben, die ihren Vertrag vorzeitig kündigen. In diesem Fall sind finanzielle Nachteile nicht ausgeschlossen. Das neue Produkt bietet die Allianz sowohl für die betriebliche Altersvorsorge als auch für die individuelle Vorsorge an.

Als Reaktion auf die niedrigen Zinsen bringen die Versicherer schon seit Längerem Produkte auf den Markt, bei denen es keine garantierten Zinsen mehr gibt. Fast alle namhaften Anbieter haben solche Produkte im Angebot. Zu den ersten gehörte auch hier die Allianz mit ihrer Lebensversicherung „Perspektive“. Nach verhaltenem Start im Jahr 2013 haben die Stuttgarter inzwischen über 130 000 Verträge verkaufen können.

Der nächste Sündenfall?

Verbraucherschützer sehen diese Entwicklung kritisch. „Früher schienen die Garantien unverrückbar, heute werden sie massiv aufgeweicht“, sagt der Chef des Bundes der Versicherten, Axel Kleinlein. Mit kapitalmarktnahen Produkten werde das Kapitalanlagerisiko auf den Kunden verlagert, „die Branche leistet sich einen Sündenfall nach dem nächsten“, ärgert sich der Verbraucherschützer.

Allianz-Manager Wimmer sieht das anders. „In dem aktuellen Niedrigzinsumfeld haben die Kunden nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie müssen mehr sparen oder sie legen ihr Geld chancenorientierter an, etwa in Aktien“, meint der Versicherungsvorstand.

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