Geldanlage: Alles auf Gold
Jetzt liegt der Goldpreis wieder über 1000 Dollar. Pessimisten und die Schmuckindustrie decken sich ein.
Zum ersten Mal seit Ende Februar dieses Jahres hat der Goldpreis am Dienstag wieder die Marke von 1000 Dollar überwunden. Optimisten im Markt erwarten nun schon in Kürze, dass Gold das Rekordniveau bei gut 1030 Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm) erreicht – und selbst danach könnte der Preis weiter steigen.
Gold profitierte zuletzt vor allem von den Sorgen der Anleger vor einer Abschwächung der Konjunktur – und einem damit verbundenen Rückschlag an den Börsen. Gold gilt in Krisenzeiten wegen seiner Wertbeständigkeit als sichere Anlage. Zwar haben sich die Aktienmärkte in den letzten Monaten deutlich erholt, doch seit ihrem Höchststand vor 22 Monaten, also vor Ausbruch der Finanzkrise, sind sie im Schnitt um 35 Prozent im Wert gefallen. Gold konnte im gleichen Zeitraum dagegen fast 30 Prozent zulegen.
Unterstützt wird der Anstieg des Goldpreises aber auch durch eine ganze Reihe anderer Faktoren. Nicht zu unterschätzen ist am Goldmarkt aktuell eine saisonale Komponente. Eberhardt Unger vom unabhängigen Analysehaus Fairesearch weist daraufhin, dass der Goldpreis im Durchschnitt der letzten 37 Jahre häufig im August zu einer Zwischenrallye gestartet sei. „Hier beginnt die Schmuckindustrie mit ihren Käufen für die anstehende Produktion zu Weihnachten, beziehungsweise für die Heiratssaison in Indien, dem bedeutendsten Verbraucher des gelben Metalls für die Schmuckindustrie“, sagt Unger.
Die wichtige Schmucknachfrage könnte aber angesichts eines Goldpreises von 1000 Dollar erneut ins Stocken geraten. „Sicher wird die Nachfrage stärker fallen“, sagte Suresh Hundia, Präsident der Bombay Bullion Association der Nachrichtenagentur Reuters. Er rechnet mit einem Rückgang der Goldimporte auf 350 Tonnen; 2008 hatte Indien noch 523 Tonnen eingeführt.
Neben saisonalen Gründen nährt vor allem der schwache Kurs des amerikanischen Dollars einen weiteren Anstieg des Preises für das Edelmetall. Am Dienstag gab der Dollar zum Euro erneut nach. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte zwischenzeitlich über 1,45 Dollar.
Traditionell haben Gold und Dollar eine enge negative Korrelation: Mit fallendem Dollar steigt der Goldpreis und umgekehrt. Ein Grund dafür ist, dass sich Finanzinvestoren mit Gold gern gegen Verluste beim Dollar absichern. Zudem steigt die Nachfrage tendenziell bei Käufern außerhalb des Dollar-Währungsraums, da Gold wie viele andere Rohstoffe in der US-Devise gehandelt wird.
Experten erwarten, dass der Goldpreis sogar noch weiter steigt. Der New Yorker Investmentstratege und Marktkommentator John Licata von Blue Phoenix beispielsweise rechnet wegen einer höheren Nachfrage nach Gold für Anlagezwecke mit einer anhaltenden Aufwärtsbewegung. So hat der amerikanische SPDR Gold Trust, der größte physisch hinterlegte Goldfonds der Welt, allein Ende vergangener Woche einen Zufluss von mehr als 16 Tonnen auf insgesamt 1078 Tonnen erhalten. Nach Einschätzung von Licata könnte der Goldpreis bis Jahresende auf 1200 Dollar steigen. Am Dienstag lag der Preis mit bis zu 1007,70 Dollar aber noch deutlich darunter.
Ungeachtet dessen mahnen einige Experten aber auch zur Vorsicht. Eugen Weinberg von der Commerzbank blickt mit einiger Skepsis auf die sehr optimistische Haltung der Spekulanten: „Diese birgt die Gefahr einer starken Korrektur“, nämlich dann, wenn die Nachfrage nicht wie erwartet anziehe und Investoren mit mehr Mut zum Risiko weniger Gold nachfragen würden.
Einen Schritt weiter geht John Reade von der UBS. Für ihn ist der Sprung des Goldpreises über die 1000-Dollar-Hürde „eher eine Chance für Gewinnmitnahmen als ein Kaufsignal“. Die UBS rechnet in drei Monaten mit einem Goldpreis von 950 bis 1000 Dollar. HB
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