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Viele Passagiere reisen auf kürzeren Flügen nur mit Handgepäck.
© Federico Gambarini/dpa

Luftfahrt: Airlines verlangen immer öfter Geld für Aufgabegepäck

Fluggesellschaften lassen sich immer Neues einfallen, um Passagiere zur Kasse zu bitten. Immer mehr Einzeldienstleistungen werden gesondert berechnet. Für die Airlines lohnt sich das.

Die internationalen Fluggesellschaften suchen nach immer neuen Wegen, ihre Passagiere mehrfach zur Kasse zu bitten. Nach Erhebungen der Beratungsgesellschaft Ideaworks gehören dabei Gebühren für das Aufgabegepäck zu den wichtigsten Einnahmequellen neben den reinen Ticketkosten. Die einstmals im Ticketpreis enthaltene Gebühr für die Gepäckbeförderung wird zunehmend auch im Basistarif auf Fernflügen über den Nordatlantik verlangt. Bei Norwegian ist nicht einmal mehr ein Essen im billigsten Standardticket enthalten.

Erste Gesellschaften wie der US-Billigflieger Spirit oder die mexikanische Volaris haben der am Dienstag vorgelegten Studie zufolge damit begonnen, die Preise für einige Dienstleistungen dynamisch festzulegen: Passagiere müssen bei großer Nachfrage besonders hohe Preise beispielsweise für ihren Koffer zahlen.

Einen anderen Weg gehe der britische Ferienflieger Jet2.com, der sich immer mehr zum Reiseveranstalter wandle und den Kunden auch während ihres Urlaubsaufenthaltes Dienstleistungen wie Ausflüge oder Mietwagen anbiete. Zum Rückflug erhalten die Passagiere gegen Gebühr die Möglichkeit, ihr Gepäck bereits im Hotel aufzugeben. Mehr als 450 Assistenten an den Zielorten seien dafür eingestellt worden.

Milliarden-Einnahmen zusätzlich

Allein die US-Gesellschaft United verbuchte im vergangenen Jahr neben den reinen Ticketerlösen von den Passagieren rund 5,75 Milliarden Dollar zusätzlichen Umsatz, heißt es in der Untersuchung im Auftrag des Mobilitätsdienstleisters Cartrawler. Die Einnahmen stammten zu 41 Prozent aus dem Vielfliegerprogramm und zu 59 Prozent aus extra verkauften Dienstleistungen wie zusätzlichem Gepäck, freier Platzwahl oder Vermittlungskommissionen für Hotelzimmer oder Mietwagen.

Auch ohne eigene Vielfliegerprogramme haben es die europäischen Billigflieger Ryanair (2,3 Mrd Dollar) und Easyjet (1,3 Mrd Dollar) unter die Top-Ten-Gesellschaften geschafft, was die passagiergebundenen Nebeneinnahmen angeht. Bei Ryanair zahlen laut Studie inzwischen die Hälfte der Passagiere für die Sitzplatzwahl. Zusammen erzielten die zehn größten Anbieter zusätzliche Umsätze von 29,7 Milliarden Dollar. Zehn Jahre zuvor hatte die Summe mit 2,1 Milliarden noch nicht einmal ein Zehntel betragen.

Die ungarische Wizzair macht mehr als 41 Prozent ihres Umsatzes mit den Nebengeschäften. Bei der Lufthansa stiegen die Nebeneinnahmen der Studie zufolge mit 1,95 Milliarden Dollar zum Vorjahr deutlich. Die höchsten Pro-Kopf-Nebeneinnahmen von knapp 51 Dollar pro Flug erzielte der US-Billigflieger Spirit, der allerdings ein besonders radikales Preissystem verfolgt, in dem bereits Handgepäck extra kostet.

Europas Fluggesellschaften gelten als besonders kreativ, von ihren Fluggästen zusätzliche Entgelte zu kassieren. In Europa stammte 2017 nahezu jeder zehnte Umsatz-Euro aus den Zusatzgebühren, was auch an dem hohen Anteil der Billigflieger am gesamten Luftverkehr liegt. Diese haben das System der Zusatzgebühren so weit getrieben, dass auch die herkömmlichen Airlines aus Wettbewerbsgründen das Konzept ganz oder zumindest in Teilen kopiert haben. (dpa)

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