Rekordverlust der Airline: Air Berlin macht jeden Tag drei Millionen Euro Verlust
Knapp 8000 Menschen arbeiten in Deutschland für Air Berlin. Die Fluglinie schreibt Rekordverluste und braucht dringend neue Partner. Die Lufthansa verhandelt über einen Einstieg.
Die Fluggesellschaft Air Berlin kann ohne Verstärkung mittel- und langfristig offenbar nicht überleben. Die neue Führung sucht daher intensiv einen Partner, der das Unternehmen bei der Sanierung unterstützt. Das erklärte Thomas Winkelmann, seit drei Monaten Chef der Airline, am Freitag in Berlin. Zugleich wurde bekannt, dass Carsten Spohr, Chef des konkurrierenden Lufthansa-Konzerns, am Sonntag im Tross von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Abu Dhabi, die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, fliegt. Dort will er Gespräche mit den Eigentümern der Staatsfluglinie Etihad Airways führen, die seit etwa fünf Jahren knapp 30 Prozent der Aktien von Air Berlin hält und das Unternehmen seither stützt.
In der Luftfahrtbranche wird seit Herbst über eine Beteiligung bis zur Komplettübernahme der Air Berlin durch die Lufthansa spekuliert. Damals hatte Air Berlin 38 von einst rund 150 Jets der Flotte samt Besatzungen an die Lufthansa-Gruppe vermietet. Und Lufthansa hatte überraschend eine strategische Partnerschaft mit dem arabischen Großaktionär von Air Berlin geschlossen. Neue Nahrung bekamen die Gerüchte Anfang dieser Woche durch die Nachricht, dass die italienische Traditionsfluglinie Alitalia vor dem Aus steht. An dieser hochverschuldeten Airline halten die arabischen Investoren 49 Prozent. Lufthansa hatte am Donnerstag zunächst mitgeteilt, dass man kein Interesse an einer Übernahme der Alitalia habe.
Das Vorgehen der Lufthansa
Diese Aussage dürfte strategisch motiviert gewesen sein. Lufthansa würde die Verhandlungsposition schwächen, wenn sie in dem Stadium Interesse signalisieren würden. Alitalia gilt tatsächlich als ein mindestens so großer Sanierungsfall wie Air Berlin. „Ich sehe große Unterschiede zwischen Alitalia und Air Berlin“, sagte Air-Berlin-Chef Winkelmann am Freitag. Er verwies auch auf den Umstand, dass die Berliner ihre jüngste Sparrunde – anders als die Italiener – in enger Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften gemeistert haben.
Winkelmann, der selbst als Manager von der Lufthansa kommt, machte deutlich, dass Lufthansa nicht der einzige mögliche Partner für Air Berlin ist. „Es müsste jemand sein, der für Air Berlin gut ist und den Luftverkehrsstandort Deutschland“, sagte er. Er verspüre eine große Verantwortung für die knapp 8000 „Air Berliner“ in Deutschland.
Anlass für diese Aussagen war die Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2016 und das erste Quartal des laufenden Jahres. „Das Finanzergebnis ist schlecht“, brachte Winkelmann das Ergebnis auf den Punkt. 2016 flog Air Berlin jeden Tag im Schnitt mehr zwei Millionen Euro Verlust ein, 782 Millionen Euro in der Summe. Der Verlust lag um 75 Prozent über dem im Vorjahr. Auch der Umsatz ging leicht auf 3,8 Milliarden Euro zurück. Zudem wurden Stellen gestrichen. Im ersten Quartal 2017 machte die Fluglinie im Schnitt sogar 3,2 Millionen Euro Verlust pro Tag.