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Air Berlin steckt in der Krise.
© dapd

Fluggesellschaft: Air Berlin im Tiefflug

Die Fluggesellschaft wächst und wächst. Doch auch 2011 bleibt der Gewinn wohl aus. Die Aktie notiert so schlecht wie nie.

Am Freitag ging es nochmal fast sechs Prozent bergab. Damit näherte sich die Aktie von Air Berlin gut fünfeinhalb Jahre nach dem Börsengang im Januar 2006 ihrem absoluten Tiefststand von 2,40 Euro, auf den sie am vergangenen Dienstag gesunken war. Im Frühjahr 2007 waren Anleger noch bereit, mehr als 20 Euro für eine Aktie der deutschen Nummer zwei zu zahlen.

Air Berlin ist ein Kuriosum. Die Gesellschaft wächst und wächst – vor allem durch Übernahmen: Erst Dba und LTU, zuletzt wurden der Ferienflieger Tuifly und die österreichische Niki integriert. Air Berlin baut in Berlin ein Drehkreuz auf und treibt zudem die Mitgliedschaft bei der Oneworld-Allianz voran. Die Gesellschaft bietet zudem immer mehr Flüge zu immer exotischeren Zielen an: Allein in dieser Woche stellte die Airline einen neuen Direktflug nach Arvidsjaur im schwedischen Lappland vor und neue Routen mit dem russischen Partner S7 nach Irkutsk, Samara, Kazan, Perm, Ufa oder Rostov. Gewinn aber macht Air Berlin nicht.

Am späten Donnerstagabend hatte die Gesellschaft eine Gewinnwarnung herausgegeben. Im zweiten Quartal bis Juni habe sie 32,2 Millionen Euro operativen Verlust (Ebit) eingeflogen, nach 28,2 Millionen im Vorjahreszeitraum. Als Grund gab Air Berlin drei Gründe an: Den hohen Ölpreis, die Unruhen in Ägypten und Tunesien und vor allem die Luftverkehrssteuer. Ohne diese hätte sie 12,2 Millionen Euro im Quartal gewonnen, hieß es.

Der größte Konkurrent Lufthansa hat indes unter fast gleichen Bedingungen im zweiten Quartal tatsächlich einen Gewinn von 301 Millionen Euro verbucht.

Air Berlins Erklärungen befriedigen Branchenbeobachter immer weniger. Sowohl die Lufthansa als auch die hierzulande starken Billigflieger Ryanair und Easyjet stecken Vulkanausbrüche, Schneestürme und politische Umstürze offenbar besser weg. „Air Berlin ist eigentlich auch besser gegen hohe Ölpreise abgesichert als die Lufthansa“, sagte der Luftfahrt-Analyst Nils Machemehl von der Privatbank BHF dem Tagesspiegel. Allerdings profitiere Air Berlin nun nicht von dem aktuell wieder fallenden Ölpreis. Darauf könne die Lufthansa besser reagieren. Besserung ist somit kaum in Sicht.

Air Berlin will nun gegensteuern und im zweiten Halbjahr über eine Million Sitzplätze streichen, um eine höhere Auslastung zu erreichen. Ausgewählte Strecken sollen eingestellt werden. Das Paket lasse sich allerdings möglicherweise nicht mehr in diesem Jahr realisieren, um ein positives operatives Ergebnis zu erreichen, teilte Air Berlin mit. Soll heißen: Wohl wieder kein Gewinn. Wie schon die vergangenen drei Jahre nicht. Die vollständigen Zahlen zum Quartal stellt Air Berlin am kommenden Donnerstag vor.

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