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Flugzeuge von Tuifly und Air Berlin parken am Flughafen in Hannover.
© Julian Stratenschulte/dpa
Update

Nach abgeblasener Ferienflieger-Fusion: Air Berlin bittet Politik um Bürgschaften

Die Sanierung der hochverschuldeten Air Berlin steht weiter in den Sternen: Großaktionär Etihad will nicht mehr mit der Tui über eine Ferienflieger-Fusion sprechen. Nun bittet Air Berlin die Politik um Hilfe.

Die Sanierung von Air Berlin gerät erneut in Gefahr. Der Großaktionär aus Abu Dhabi scheint an einem Strategiewechsel für die angeschlagene Airline zu arbeiten, nachdem der langjährige Chef von Etihad, James Hogan, das Unternehmen verlassen hat und ein Nachfolger noch nicht ernannt wurde. Erste Hinweise darauf gab es am Donnerstag: Etihad hat die Gespräche mit Tui über die Gründung einer gemeinsamen Ferienfluggesellschaft abgebrochen. Nun sucht Air Berlin Hilfe bei der Politik. Die Airline habe bei den Landesregierungen von Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Anfrage auf Prüfung eines Bürgschaftsantrags gestellt, bestätigte ein Air-Berlin-Sprecher am Donnerstag dem Tagesspiegel. Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) sagte am Abend: "Das Land Berlin wird gemeinsam mit dem Bund die Bürgschaftsanfrage von Air Berlin sorgfältig prüfen." Das Unternehmen selber müsse jedoch seine Hausaufgaben machen und den Flugbetrieb wieder stabilisieren, um  verlorengegangenes Vertrauen der Kunden wieder zurückzugewinnen. "Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten prüfen, inwieweit das Land Berlin eine zukunftsorientierte Strategie der Airline unterstützen kann", sagte Pop.

Air Berlin hat schon 300 Millionen Euro erhalten

Etihad und Tui hatten über die Zusammenführung des österreichischen Air Berlin-Ablegers Niki und der deutschen Tuifly verhandelt. In die neue Airline sollten auch die bereits an Niki übertragenen, touristischen Strecken von Air Berlin einfließen. Air Berlin hatte dafür im Dezember und Januar 300 Millionen Euro von Etihad erhalten. Der Deal, der eigentlich bis zum Beginn des Sommerflugplans im April abgeschlossen werden sollte, scheiterte jedoch bislang an ausstehenden behördlichen Genehmigungen.

Air Berlin hat 35 Flugzeuge an Niki abgegeben, die seitdem versuchen, die bisher von den Berlinern abgedeckten Touristikstrecken zu bedienen. Dabei kommt es immer wieder zu Verspätungen und Flugausfällen. Etihad bestätigte am Donnerstag, dass die Gespräche mit Tui über ein Joint-Venture abgebrochen worden seien. Die Entscheidung sei nach Monaten gefallen, in denen sich die Parteien nicht auf die Struktur der gemeinsamen Airline hätten verständigen können.

Man werde die Verhandlungen nicht fortführen, teilte auch Tui mit. „Strategisch macht eine starke europäische Touristik-Airline weiterhin viel Sinn, denn der Luftverkehr in Deutschland ist durch Überkapazitäten geprägt“, sagte Tui-Vorstandsmitglied Sebastian Ebel. Da Niki nicht mehr für ein Joint-Venture zur Verfügung stehe, werde man die Neupositionierung von Tuifly allein vorantreiben, „um für die Airline und ihre Mitarbeiter eine langfristige Perspektive zu entwickeln“. Der Tui-Konzern sei weiterhin bereit, zur Stabilisierung des deutschen Luftverkehrsmarktes beizutragen.

Gewerkschaft Ufo verlangt Alternativplan

Die Kabinengewerkschaft Ufo verlangte von Tui ein neues Konzept für einen deutschen Ferienflieger. Das Management müsse einen Alternativplan vorlegen, erklärte die Gewerkschaft. Der touristische Markt biete großes Potenzial, was man allein daran erkennen könne, dass Fluggesellschaften wie Eurowings oder Ryanair in dieses Segment vorstießen, meinte die Gewerkschaft.

Etihad will den Touristikverkehr der Air Berlin-Gruppe nunmehr als separate Geschäftseinheit unter der Marke Niki betreiben; Niki-Flugpläne und -buchungen bleiben weiterhin gültig. Details zu diesen Strukturen sollen kurzfristig von Air Berlin bekanntgegeben werden, hieß es. Bei der Fluggesellschaft erklärte man am Donnerstag, dass es sich ausschließlich um eine Änderung der Gesellschafterstruktur handele, die keine Auswirkungen auf den Flugbetrieb habe. Niki fliege weiterhin verlässlich zu den Warmwasserdestinationen und habe auch den Flugplan für die kommende Wintersaison freigeschaltet. Unklar ist, ob der Verkauf an Etihad weiter verfolgt wird oder Niki nun in der Air Berlin-Gruppe bleibt.

Die Lufthansa, die unter bestimmten Bedingungen an einer Übernahme von Air Berlin interessiert ist, hielt sich am Donnerstag bedeckt. Man sei an den Verhandlungen mit Tui nicht beteiligt gewesen. Deshalb habe der Abbruch der Gespräche für Lufthansa keine Relevanz, hieß es in Frankfurt am Main. An der Kooperation zwischen Lufthansa/Eurowings und Air Berlin ändere sich nichts. Einer Annäherung zwischen Lufthansa und Air Berlin stehen drei Hürden im Weg: die hohen Schulden und Kosten von Air Berlin sowie mögliche Bedenken des Kartellamts gegen eine Übernahme.

Lage in Tegel "merklich stabilisiert"

Air Berlin hatte im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 781,9 Millionen Euro eingeflogen und strapaziert seit dem Beginn des Sommerflugplans die Nerven seiner Passagiere mit massiven Verspätungen und Flugstreichungen. Als Hauptgrund nannte die Airline wiederholt Engpässe beim Bodendienstleister Aeroground. In den letzten Tagen hat sich die Situation laut Firmensprecher Ralf Kunkel „merklich stabilisiert“. Inzwischen räumt man auch eigene Probleme ein, wozu auch die Nichtrealisierung der neuen Ferienfluggesellschaft zählt.

„Leider ist der Umbau der Air Berlin aufwändiger als ursprünglich geplant“, sagte Kunkel. Aufgrund mangelhafter Planungen in der Vergangenheit sei es in den zurückliegenden Monaten immer wieder zu Engpässen bei den Crews, zu Verspätungen und Umleitungen gekommen. Inzwischen habe man Gegenmaßnahmen eingeleitet. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hatte sich, wie berichtet, bei den Kunden entschuldigt.

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