Lehman Brothers und Merrill Lynch: 1929 überstanden, 2008 gescheitert
Lehman Brothers und Merrill Lynch gehörten zu den ersten Adressen an der Wall Street – mit deutschen Wurzeln.
London/Düsseldorf - Mit den US-Investmenthäusern Lehman Brothers und Merrill Lynch verschwinden zwei Banken mit langer Tradition. Lehman hat sogar deutsche Wurzeln – es wurde gegründet von Heinrich Lehman, der als 23-Jähriger nach Amerika kommt. Wie seine Brüder Mayer und Emanuel hat er es satt, als Jude in Bayern gegängelt zu werden. Statt wie Vater Abraham Lehman in Unterfranken Vieh zu verkaufen, eröffnen die drei Brüder 1844 einen Gemischtwarenladen in Montgomery, Alabama.
Kurz nach der Firmengründung satteln die „Lehman Brothers“ zum ersten Mal um – auf den Handel mit Baumwolle. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg verlagern sie den Sitz der Gesellschaft nach New York. Vom Rohstoffhändler entwickelte sich Lehman Anfang des 20. Jahrhunderts zur Investmentbank, die erst den Eisenbahnbau, dann Kaufhausketten wie Sears oder Macy’s an die Börse bringt. Den Börsencrash von 1929 überlebt Lehman, indem die Bank neue Finanzinstrumente entwickelt wie Kredite zwischen Konzernen untereinander, die die klamme Bank nur vermittelt. Die Emigranten steigen zu einer der bedeutendsten deutsch-jüdischen Dynastien Amerikas auf. Doch 1969, mit dem Tod des letzten Patriarchen an der Spitze, beginnen turbulente Jahrzehnte. 1984 verkauft Lewis Glucksman die Firma an American Express. Zehn Jahre später wird Lehman wieder unabhängig. Bis 2008 – unter dem Chef Richard Fuld endet die Geschichte für Lehman.
Merrill Lynch hat es nicht so hart erwischt – sie schlüpfte bei der Bank of America unter. Gegründet wurde sie 1914 von einem Mann, der schon ein langes Berufsleben hinter sich hatte. Charles Edward Merrill, 54, war bereits mit 31 Jahren reich. Seine Idee, Kraftwerke zu versichern, hatte sich als einträglich erwiesen. Dann gründete er die Bank mit Sitz in der Wall Street, New York. Wenig später holt er sich einen Partner ins Haus: Edmund C. Lynch, einen ehemaligen Verkäufer. Ein paar Jahre später wird Merrill einer der ersten Bankiers sein, der 1929 den Börsenkrach voraussagt. Der Aufstieg und die große Zeit von Merrill Lynch dauern bis zum Jahr 2000 – dann löst die Citigroup sie als weltgrößtes Emissionshaus ab. 2007 gerät das Haus durch die Finanzkrise unter Druck, Vorstandschef Stan O’Neal muss gehen. Die Verluste im Kreditgeschäft übersteigen 40 Milliarden Dollar. Der Versuch, an frisches Geld zu kommen, scheitert – die Bank muss sich der Konkurrenz zum Kauf anbieten. HB/Tsp