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Fast geschenkt. Der Staat verdient gut am Geschäft mit dem Strom.
© Kai-Uwe Heinrich
Update

Stromkosten steigen: Wie der Staat beim Strom kassiert

Wie setzen sich ihre Stromkosten zusammen? Wer verdient am Strom?

Dass die Strompreise steigen, liegt vor allem am Staat. Steuern und Abgaben machen gut die Hälfte des Strompreises aus, Netzentgelte schlagen mit weiteren 20 Prozent zu Buche. Dabei wird der Staat immer fordernder. Verglichen mit dem Jahr 1998 sind die Steuern, Abgaben und Umlagen, die ein Drei-Personen-Haushalt für seinen Strom zahlen muss, um mehr als 240 Prozent in die Höhe geschnellt, hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ausgerechnet. Von den 83,80 Euro, die rechnerisch im Schnitt pro Monat anfallen, verschlingen staatliche Abgaben inzwischen über 42 Euro.

Geld für die Erneuerbaren

Hauptkostentreiber ist die EEG-Umlage, mit der Verbraucher und Gewerbetreibende den Ausbau der erneuerbaren Energien finanzieren. Die Umlage ist bereits Anfang 2013 um 1,7 Cent auf 5,28 Cent gestiegen und wird zum 1. Januar 2014 auf 6,240 Cent je Kilowattstunde erhöht. Das liegt – so paradox das klingt – an den sinkenden Preisen an der Strombörse. Die Stromkunden zahlen nämlich umso mehr, je billiger der Strom an der Börse wird. Die EEG-Umlage deckt die Differenz zwischen dem Börsenpreis und der gesetzlich garantierten Einspeisevergütung für Wind-, Solar- oder Biomassestrom. Je niedriger der Preis an der Strombörse Leipzig ist, desto höher sind die Kosten für die EEG-Umlage der Verbraucher. Verschärft wird das noch dadurch, dass rund 2000 energieintensive Unternehmen mit Rücksicht auf den Wirtschaftsstandort Deutschland ganz oder zumindest teilweise von der EEG-Umlage befreit sind. Was sie nicht zahlen, zahlen die anderen mit. Aber nicht nur die Produzenten von Ökostrom kassieren, sondern auch die Betreiber von Kraftwerken, die mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten (KWK). In diesen Kraftwerken wird nicht nur Strom, sondern auch Heizenergie produziert. Diese effiziente Art der Energieerzeugung wird ebenfalls unterstützt - mit dem KWK-Aufschlag - auf Kosten der Stromkunden.

Was das Netz kostet

Auch die Netzentgelte legen zu – und werden das wohl auch in Zukunft tun. Denn um die Energiewende zu realisieren, sind neue Leitungen nötig. Die Netzbetreiber kassieren die Entgelte von den Stromanbietern für die Durchleitung des Stroms durch ihre Netze. Das Netzentgelt deckt die Kosten für den Bau und den Betrieb der Leitungen sowie die Regel- und Ausgleichsenergie, die nötig ist, um die Spannung und die Frequenz des Stroms in den Leitungen stabil zu halten. Da die Netzbetreiber in ihrem Gebiet ein Monopol haben, müssen sie ihre Preise von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen. Diese hat ihnen höhere Entgelte zugebilligt: Von 2012 auf 2013 sind die Netzentgelte nach Berechnungen des Internetportals Verivox um rund acht Prozent gestiegen. Sollte sich das 2013 wiederholen und zugleich die EEG-Umlage von 5,28 auf sechs Cent steigen, würde das die Stromrechnung bei einem Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh um 59 Euro im Jahr verteuern, berichtet Verivox. Zieht die EEG-Umlage stärker an, steigen die Preise noch weiter.

Wer sonst noch verdient

Nicht nur die Netzbetreiber lassen sich die Durchleitung des Stroms bezahlen, auch die Kommunen halten die Hand auf. Sie berechnen eine Konzessionsabgabe dafür, dass die Netzbetreiber öffentliche Straßen und Wege benutzen, um Leitungen zu bauen oder instand zu halten. Die Netzbetreiber leiten die Abgabe an die Kommunen weiter.

Doch damit nicht genug. Seit 2013 gibt es noch eine weitere Abgabe, die Offshore-Haftungsumlage. Übertragungsnetzbetreiber haften jetzt, wenn sie Offshore-Windkraftanlagen nicht pünktlich ans Netz bringen. Diese Kosten können sie jedoch über die  Stromanbieter auf die Kunden umlegen. Das war’s? Nein. Denn da wäre auch noch die Steuer. Und die fällt gleich zwei Mal an. Neben der Stromsteuer (Ökosteuer) kassiert der Staat auch noch die 19-prozentige Mehrwertsteuer.

Heike Jahberg

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