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Ließe sich ja noch mal überkleben. Falls Olympia dieses Jahr wieder verschoben wird.
© Marijan Murat/dpa

Virus und Olympische Spiele: Zwischen Traum und Albtraum

Die Sommerspiele werden stattfinden, behauptet Thomas Bach als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Ein frommer Traum. Ein Kommentar.

Es kommt schon wieder eine gute Nachricht aus Tokio - mittenhinein in die triste Zeit des internationalen Sports. Erst im November hieß es aus Japans Metropole, dass sich die Menschheit auf den olympischen Sommer freuen kann, nun also hat Thomas Bach in seiner Funktion als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) die ganze Chose noch mal konkretisiert. Es gäbe, so Bach, „überhaupt keinen Grund" an der Austragung der Spiele zu zweifeln. Am 23. Juli wird im Olympiastadion von Tokio eröffnet. Also nichts wie hin zum nächsten Reisebüro und die Flüge nach Japan gebucht!? Schön wär's.

Denn wer kann sich angesichts der Situation auf der Welt und auch der Situation in Japan, aktuell gibt es auch dort wegen steigender Fallzahlen Reiseeinschränkungen. zur Zeit überhaupt etwas vorstellen. Olympia ist ein schöner Traum, in der momentanen Lage ist es eher ein Albtraum. In Japan glaubt die Bevölkerung mehrheitlich nicht mehr an die Austragung der schon um ein Jahr verschobenen Spiele und will die Spiele auch nicht mehr - die damit verbundenen Paralympics im Anschluss wären auch betroffen.

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An Olympia zu glauben, das heißt auch daran zu glauben, dass das Virus bald besiegt ist. Das ist ein sehr frommer Glaube.

Ganz abgesehen davon läuft auch der Logistik die Zeit davon. Wie soll so ein Event auf die Schnelle gestemmt werden, wenn die Planungsunsicherheit so riesig ist. Bei keinem Sportereignis der Welt kommen mehr Sportlerinnen und Sportler aus mehr Nationen zusammen - selbst ein Geisterolympia ohne Zuschauer wäre also ein Risiko für die Gesundheit aller Beteiligten.

Sicher ist der finanzielle Druck für das IOC und Tokio groß, aber da hält sich das Mitleid mit Funktionären und Organisatoren bei vielen Menschen wohl in engen Rahmen. Anders sieht es bei den Athletinnen und Athleten aus, die jahrelang auf diesen einen Höhepunkt ihrer Karriere hingearbeitet haben. Sie hätten es verdient, dass in den nächsten Wochen ein Wunder passiert und dass das Virus seinen olympischen Geist entdeckt und verschwindet. Ach wär das schön.

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