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Sport: Zwischen Boom und Leerstand: Buch sucht Investoren

Der Biotech-Campus im Nordosten Berlins entwickelt sich prächtig. Doch auf der anderen Seite verfallen alte Klinikgebäude

Berlin - Die Mitte Berlins ist offenbar doch attraktiver als der nordöstliche Rand der Hauptstadt. So jedenfalls empfinden es gerade jetzt wieder viele Menschen in Buch. Denn der private Klinikkonzern Helios verlegt wie berichtet seine Zentrale nicht wie erst geplant nach Buch, sondern an die Friedrichstraße. Und obwohl es dabei zunächst nur um rund 60 Arbeitsplätze geht, so ist es doch ein Imageverlust, der den Job der Vermarkter von Buch nicht einfacher macht. Auch wenn Peter Tiedt, Regionalmanager des Liegenschaftsfonds für Buch, optimistisch sagt: „Das ist keine Katastrophe, wie das manche hier empfinden.“ Interessenten gebe es noch immer für Buch – zumindest für einen Teil davon. Denn es ist fast so, als trenne die S-Bahnstrecke nach Bernau den prosperierenden Abschnitt Buchs von dem, der jetzt vor allem ein Leerstandsproblem hat.

Auf der östlichen Seite der Trasse am Lindenberger Weg boomt der Biotech-Campus, dem Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei/PDS) am gestrigen Donnerstag einen Besuch abstattete. Hier haben sich Medizintechnik- und Biotechnologiefirmen angesiedelt. Sie nutzen die Standortvorteile, wie die Nähe zu Forschungseinrichtungen der Charité, dem Max-Delbrück-Centrum oder zum neuen Klinikstandort von Helios, der hier für 200 Millionen Euro einen Krankenhaus-Neubau für 1000 Betten hinklotzt – unabhängig von der Standortwahl der Konzern-Zentrale. Schon seien 85 Prozent der Nutzfläche des Biotech-Parks vermietet, freut sich Andreas Mätzold von der Management GmbH Campus Berlin-Buch. Und es drängten immer neue Interessenten auf das Gelände. Man werde wohl demnächst über eine Erweiterung nachdenken müssen.

Doch nicht nur Wissenschaftler sollen Buch lieben lernen – auch Touristen will man locken. Mit einem „Life Science Center“, das für rund 28 Millionen Euro am S-Bahnhof Buch entstehen und auf 5400 Quadratmetern Ausstellungsfläche Wissenschaft zum Anfassen bieten soll: Modelle und Experimentierplätze zu Medizin, Gesundheit oder Ernährung. Das Know-how könnte der Projektentwickler Petri & Tiemann beisteuern, der in Bremen ein ähnliches Projekt betreibt – das Universum Science Center, das jährlich über 500 000 Besucher anzieht. „Petri & Tieman würden sich an einer Ausschreibung als Minderheitsgesellschafter wohl beteiligen“, sagt Regionalmanagerin Birgit Teschke. In Buch plant man in etwas kleineren Dimensionen als in Bremen: 325 000 Gäste pro Jahr sollten reichen, um Gewinn zu machen. Kritiker meinen: viel zu optimistisch bei der Randlage. Teschke entgegnet: „Mehrere seriöse Gutachten bestätigen uns die Zahlen.“ 2008 oder 2009 könne das Center eröffnet werden, je nachdem, „wie schnell der Förderantrag durch ist.“ Denn zu 90 Prozent soll das Projekt mit öffentlichem Geld finanziert werden. „Und den Eigenanteil von 2,85 Millionen Euro haben wir bis Dezember beisammen.“ Optimismus ist für Regionalmanager offenbar Einstellungsvoraussetzung.

Bei den ausgedehnten Klinikarealen, die Ludwig Hoffmann vor 90 Jahren hier errichtete, sieht es anders aus. Der größte Bereich dieser Altbauten befindet sich westlich des S-Bahnhofes an der Wiltbergstraße. Derzeit hat Helios das 340 000 Quadratmeter große Gelände noch gepachtet. Aber die dort untergebrachten Klinikabteilungen werden im kommenden Jahr in den Neubau verlagert. Dann hätte eigentlich die Konzernzentrale in die altehrwürdigen Gebäude ziehen sollen. Der Kaufvertrag war 2005 bereits fertig ausgehandelt. Helios sollte einen symbolischen Preis für das Gelände zahlen und danach einen zweistelligen Millionenbetrag in dessen Sanierung stecken. Es ist anders gekommen. Nun suchen Tiedt und seine Kollegen verzweifelt nach Interessenten, die wenigstens ein Einzelgebäude des Geländes erstehen. Schwierig genug, denn Hoffmann hat die Häuser als zusammenhängendes Ensemble errichtet und durch Versorgungsstränge untrennbar verbunden.

Nun droht ein jahrelanger Leerstand – und damit das gleiche Elend wie dem nahegelegenen Dr.Heim-Krankenhaus an der Hobrechtsfelder Chaussee. Dieses ähnelt mittlerweile einem von Wald überwucherten Märchenschloss, das seinem Zerfall entgegenrottet. Hier sollte einmal ein Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin entstehen – der Plan scheiterte am Geld. Zerschlagen hat sich auch das 2005 noch stolz verkündete Vorhaben, in der ehemaligen Lungenheilanstalt an der Zepernicker Straße („Waldhaus“) ein Hightech-Trainingszentrum anzusiedeln, in dem insbesondere Leistungssportler unter künstlich erzeugten Höhenluft-Bedingungen trainieren sollten. Der Investor habe aus internen Gründen den Plan nicht verwirklichen können, sagt Tiedt. „Wir schreiben das Ensemble jetzt international aus.“ Mit Verzögerungen aus internen Gründen habe auch der Interessent zu kämpfen, der im „Örtlicher Bereich III“ genannten Areal gegenüber dem Waldhaus ein Zentrum für Nanomedizin und Alzheimerforschung einrichten will. Aber man bleibe optimistisch, dass dieses Projekt noch realisiert werde, sagt Vermarkter Mätzold von der Bucher Management GmbH.

Aber angesichts der anderen Probleme müsse man mehr Flexibilität zeigen. „Man muss darüber nachdenken, ob wir tatsächlich zu einem imaginären Marktwert verkaufen müssen oder nicht besser mit symbolischen Preisen Investitionen anlocken sollten“, sagt Mätzold.

Ein Abriss aber steht schon fest: Das Gelände des zu DDR-Zeiten für die Stasi gebauten Krankenhauses an der Hobrechtsfelder Chaussee soll nach dem Auszug der dortigen Helios-Abteilungen aufgeforstet werden. Noch aber fehlt auch dafür das Geld.

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