Verpasstes Finale und Lendl-Aus: Zverev enttäuscht am Ende einer "Wahnsinnswoche" in Hamburg
Beim Tennisturnier in Hamburg versagen Alexander Zverev im Halbfinale die Nerven. Ob er es im nächsten Jahr nochmal versucht, ließ er offen.
Total geschafft nach einer „Wahnsinnswoche“ in der Heimatstadt, am Ende aber zu drucklos und tief deprimiert. „Das waren unglaubliche Emotionen, ich hoffe, das noch nochmal zu erleben“, stammelte der erschöpfte Alexander Zverev nach seinem bitteren Dreisatz-Aus (4:6, 6:4, 6:7 (5:7)) gegen den Georgier Nikolos Bassilaschwili im Halbfinale am heißen Hamburger Rothenbaum.
Er ärgerte sich über die zwei vergebenen Matchbälle in seiner Hansestadt, „wo ich drei Jahre nicht gespielt habe“. Die Zusage für 2020 wäre da ein Leichtes gewesen, doch er zögerte. Was fehlt bei der mit 1,7 Millionen Euro dotierten Sandplatz-Veranstaltung? „Der Hartplatz“, meinte Zverev kurz und knapp.
„Dieses Jahr habe ich in der ersten Runde in Wimbledon verloren, da hast du Zeit. Ich hoffe, auch mal die zweite Woche in Wimbledon zu spielen“, sagte der ATP-Weltmeister über seine Grand-Slam-Ambitionen für die nächsten Jahre. Die Rückkehr von englischem Rasen auf Sand in Norddeutschland und dann Richtung Nordamerika in die Hartplatz-Saison ist ihm zu viel Wechsel der Beläge. Das ginge allen so, die in London erfolgreich seien. „Nächstes Jahr ist Olympia, und da wird es sowieso schwierig“, unterstrich er. Seine aktuell nächsten Ziele: kurze Pause in seiner Wahlheimat Monaco, dann zum Turnier nach Montreal.
Nach turbulenten Wochen hat er noch einiges vor. So will er die Chancen in engen Spielsituationen besser nutzen: „Das ist jetzt ein paar Mal schon passiert, dass ich mit Matchbällen verloren habe, und ich hoffe, das wird sich bald ändern“, meinte Deutschlands bester Profi, der zu gern nach Michael Stich 1993 in Hamburg gewonnen hätte.
Becker wünscht sich Neustart für Zverev
„Jetzt sehe ich irgendwo einen Neustart bei ihm, bei Sascha“, sagte Boris Becker bei seiner Stippvisite an der Hallerstraße. „Er hat momentan, ja eine Krise will ich nicht sagen, aber eine Situation, wo er zum ersten Mal Gegenwind bekommt.“ Die Gegner würden ihn besser studieren als früher, er müsse sich nun weiterentwickeln. Auch an seiner Körpersprache muss der 1,98-Meter-Schlacks arbeiten - allzu oft verraten die hängenden Schultern seine Stimmung in engen Situationen auf dem Platz.
Ein fremder Trainer soll nach dem Abschied des kurzzeitigen Ratgebers Ivan Lendl erst einmal nicht angeheuert werden, er vertraut einfach wieder dem besten Coach der Welt: „Meinem Papa.“ Immer wieder ging am Samstag der Blick des Sohnes zu dem ehemaligen russischen Davis-Cup-Spieler in der Loge auf dem mit mehr als 8000 Zuschauern gut gefüllten Center Court.
Mit der Familie im Rücken will sich der Weltranglisten-Fünfte das Selbstvertrauen zurückholen, mit dem er noch im vergangenen Jahr ATP-Weltmeister wurde. Nach dem Aus von Lendl, der ihn beim Triumph noch begleitet hatte, soll nun bald auch die nervenaufreibende Trennung von Manager Patricio Apey in trockenen Tüchern sein. (dpa)