Olympische Spiele unter widrigen Umständen: Zur Not auch auf dem Mond
Die Olympischen Spiele finden statt – trotz allem. Das entwertet das Ereignis schon jetzt. Ein Kommentar.
Am Freitag werden die Olympischen Winterspiele in Peking eröffnet. Mit einer sicher bunten, aber an sich trostlosen Feier in einer trostlosen Zeit wird eine der größten Sportveranstaltung trotz aller gesundheitlichen, politischen und auch ökologischen Debatten und Bedenken an den Start gehen.
Wenn dieser Tage der Veranstalter Peking kritisiert wird, ist viel Scheinheiligkeit dabei. Die explizite oder implizite Ankündigung des politischen Boykotts einiger westlicher Länder, darunter Deutschland, die USA und Großbritannien, hilft der olympischen Sache nicht weiter. Dass die Veranstaltung in China aus politischer und ökologischer Sicht eine besonders heikle werden würde, war seit Jahren bekannt. Aber es gab keinen politischen Druck, daran etwas zu ändern, oder die Spiele anderswo stattfinden zu lassen. Sie mussten durchgeprügelt werden, vor allem aus finanziellen Interessen.
Es ist ein riesiger Markt, der sich da öffnet
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) braucht seine großen Spiele alle zwei Jahre als essenzielle Einnahmequelle – und mögen sie auch auf dem Mond stattfinden. Dazu kommen die Interessen einzelner Sportverbände: Der internationale Skiverband Fis etwa hat schon vor Olympia ein Büro in Peking eröffnet. Chinas Regierung hat in Aussicht gestellt, dass bald 300 Millionen Menschen im Land Ski fahren. Es ist ein riesiger Markt, der sich da öffnet, und das in einer Zeit, in der Skifahren in Europa aus ökologischen Gründen immer kontroverser diskutiert wird.
Die Skifahrer:innen, die jetzt in Peking um den Sieg fahren, werden von den angedachten Geschäften nicht mehr profitieren. Sie sind unter den Athleten und Athletinnen in China noch die besser situierten. Richtige Profis sind abgesehen vom Männer-Eishockey oder den Alpinen bei den Spielen wenige dabei. Die Millionen verdienenden Eishockeyspieler aus der nordamerikanischen Liga NHL nehmen nicht mal teil, ihre Klubs wollen sie nicht für Olympia freigeben, weil sie damit nichts verdienen würden.
Jede Medaille von Peking wird eine mit Sternchen sein
Es sind Sportler:innen nach Peking gefahren, für die das Fördergeld der Bundeswehr schon das Größte an möglicher finanzieller Unterstützung ist. Es sind Menschen, die sich jahrelang und oft unbeachtet von der Öffentlichkeit, auch der medialen, auf ihre große Stunde, unvergessliche Minuten oder gar nur Sekunden im Glanz auf der Piste oder auf dem Eis vorbereiten. Für sie ist Peking alles, der mögliche Höhepunkt der Karriere.
Dieser mögliche Höhepunkt wurden ihnen schon jetzt madig gemacht, jede Medaille von Peking wird eine mit Sternchen sein: Eine Verschiebung der Spiele wäre angesichts der weltweiten Lage sinnvoll gewesen, auch wenn sich die Chance, sie vielleicht doch noch andernorts stattfinden zu lassen, angesichts der geschäftlichen Gründe wohl nicht ergeben hätte.
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Spiele während der Pandemie kennen wir seit Tokio 2021. Wobei sich der Umgang mit dem Virus dort mit dem Umgang der chinesischen Verantwortlichen in Peking nicht vergleichen lässt. Rabiat wurde nun schon in den Tagen vor den Wettbewerben ins Quarantänehotel weggesperrt, wer infiziert ist. Das ist aus Sicht eines Staates, der eine Null-Covid-Strategie fährt, sogar zu verstehen, und trotzdem wirft es die Frage auf, ob Großveranstaltungen momentan auch aus sportlicher Sicht überhaupt sinnvoll sind. Es werden in den kommenden Tagen nicht die Besten ihrer Sportart um die Medaillen ringen, sondern die, die – zufällig – gesund bleiben. Auch insofern hat der Wintersport diese Spiele nicht verdient.
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