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Sinnlose Gewalt unter "Fans" in Marseille. Die Polizei legte alles in Tränengasnebel.
© rtr/Jean-Paul Pelissier

Pressestimmen zur Gewalt bei der EM: "Züge von Bürgerkrieg"

"Alte Feindbilder zeigen ihre hässliche Fratze", schreibt The Guardian. Die internationale Presse ist angewidert von den Gewaltszenen zur EM in Marseille. Eine Presseschau.

Dutzende Personen wurden bei der Partie England gegen Russland im Rahmen der Europameisterschaft bei Krawallen in Marseille verletzt. Anscheinend ging die Gewalt in Marseille von einer Gruppe russischer Anhänger aus. Etwa 300 Männer attackierten englische Fans. Die französische Polizei ging mit Knüppeln und Tränengas gegen die Gewalttäter vor.

Die internationale Presse ist entsetzt:

„L’Équipe“ (Frankreich)

„Die Schande. Guerillaszenen in Marseille. „Am zweiten Tag des Wettbewerbs steht die EM schon im Zeichen der Angst.“

„Le Parisien“ (Frankreich)

„Trotz des Ausnahmezustands, obwohl jeder wusste, dass die Begegnung zwischen England und Russland explosiv ist, hatte der zweite EM-Tag im alten Hafen Züge von Bürgerkrieg.“

„The Guardian“ (Großbritannien)

„Alte Feindbilder zeigen ihre hässliche Fratze. Einige werden die Schuld auf ungeschickte Polizeitaktik schieben, andere auf russische Provokationen oder Marseille als Spielort. Aber die kriegslustigen Gesänge der englischen Fans waren ein Akt der Aggression.“

„Daily Mail“ (Großbritannien)

„Versinkt die Sicherheit der Euro 2016 schon im Chaos? Trotz Terrorangst schmuggeln russische Kriminelle eine Leuchtpistole ins Stadion und feuern auf England-Fans.“

„El País“ (Spanien)

„Die Seuche der Fan-Ausschreitungen, die man bereits für ausgerottet hielt, bricht bei der EM neu aus. Die UEFA interveniert, um eine Welle der Gewalt zu stoppen, der die französische Polizei nicht gewachsen war.“

„El Periódico“ (Spanien)

„Eine Schande für England: Die Briten erleben erneut einen Alptraum, den sie bereits für überwunden gehalten hatten. Sie machen für die Ausschreitungen aber auch die russischen Fans und die französische Polizei verantwortlich.“

„Sport-Ekspress“ (Russland)

„Wegen der Prügeleien, Feuerwerkskörper und Fahnen mit dem Keltenkreuz in der Stadt Marseille müssen sich Einzelne verantworten. Es gibt eine Strafe, vielleicht Arrest, Abschiebung und danach Probleme bei Reisen durch Europa. Doch für die gleichen Taten im Stadion muss sich der russische Fußballverband verantworten, das trifft die Mannschaft. Denkt daran: Es kann einen Punktabzug geben! Ich glaube nicht, dass wir oder die Engländer bei der EM 2016 wirklich rausfliegen, aber die Ankündigung zwingt den Verband, am Fanverhalten zu arbeiten.“

„Gaseta.ru“ (Russland)

„Das aggressive Verhalten der eigenen Anhänger kann für die russische Fußballmannschaft in einer Katastrophe enden. Ungeachtet des heldenhaften Unentschiedens gegen England könnte es passieren, dass die Schützlinge von Leonid Sluzki wegen der Fans die EM lange vor dem Ende verlassen müssen.“

„La Gazzetta dello Sport“ (Italien)

„Falscher Spielplan - es hat schon gereicht, einen Blick auf die Auslosungen zu werfen, um eine Gefahr zu erkennen, über die man überhaupt nicht lachen kann. Es existiert ein sehr konkretes Risiko, dass russische und englische Hooligans die „zweite Halbzeit“ von Marseille einläuten. Wieso? Übermorgen steht Russland gehen die Slowakei in Lille im Rampenlicht (ein Duell, das für sich genommen schon kompliziert ist) und 24 Stunden später fordert England in Lens Wales heraus. Die Entfernung der beiden Städte beträgt gerade einmal rund 40 Kilometer. Daher ist der mögliche Zusammenstoß verfeindeter Anhänger eine konkrete Vorstellung.“

(dpa)

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