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Futsalkünstler. Deutschlands Saboor Khalili (l.) im Duell mit Englands Joe Kenny.
© Daniel Bockwoldt/dpa

Hallenfußball in Berlin: Zeitenwende unter dem Dach

Hallenfußball hat weiterhin treue Anhänger – die Berlin-Liga rechnet mit 2000 Zuschauern. Doch der Verband setzt auf Futsal.

Es war viel zu tun am Freitag in der Sporthalle Charlottenburg. VIP-Bereich vorbereiten, Tombolapreise anrichten, Getränkelieferungen in Empfang nehmen. Hans Schumann war allerdings ganz locker: „Das ist mein 17. Turnier, das kriegen wir alles hin.“ Schumann ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Liga und richtet mit seinem zehn Personen starken Team das zweitägige Hallenturnier aus. Am Samstag ab 12 Uhr werden hintereinander die Vorrundengruppen ausgespielt, am Sonntag beginnt ebenfalls um 12 Uhr die Endrunde.

Das Hallenturnier hat einen festen Besucherstamm, auch diesmal werden insgesamt 2000 Zuschauer erwartet. Neben den Preisen für die Sieger werden bester Torwart, Spieler und Torschütze ausgezeichnet. Alles wie immer. Alles bewährt. Wie so oft musste sich Schumann jedoch auch diesmal im Vorfeld ärgern. Wieder nehmen zwei Vereine nicht teil. Dem Frohnauer SC passte das Turnier nicht in die Vorbereitung. Die Füchse Berlin, Schlusslicht auf dem Rasen, wollten sich nach eigener Aussage nicht abschlachten lassen. „Aber auf dem Feld spielt ihr schon noch zu Ende?“, fragte Schumann spitz zurück.

So lange zwei Absagen zu den größeren Aufregern zählen, kann es dem Turnier nicht allzu schlecht gehen. „Ich würde gern weitermachen, bis ich 80 bin“, sagt Schumann. Der 68-Jährige schiebt nach: „Und unser Team macht weiter, so lange es möglich ist.“ Damit schneidet er ein kontroverses Thema an. „Ginge es nach dem Verband, würde Futsal gespielt werden“, sagt Manuel Ziebarth, Referent für den Futsal-Spielbetrieb beim Berliner Fußball-Verband (BFV). Doch gerade in Berlin hat Hallenfußball eine besondere Tradition. Die einzelnen Ligen organisieren ihre Turniere in Eigenregie, ohne Unterstützung des BFV. Die Landesliga erlebt derzeit ihre 48. Auflage, Neujahr um 15 Uhr wird in der Sporthalle Schöneberg die Endrunde angepfiffen. In der Vergangenheit gab es in mehreren Spielklassen sogar Zwischenrunden. Doch das Interesse der Vereine nahm stetig ab. Die Bezirksliga spielt inzwischen die komplette Veranstaltung an einem Tag durch, Kreisliga B und C fallen ganz aus.

"Beim Hallenfußball ist mehr los. Es gibt richtigen Körpereinsatz"

Offizielle Turniere des BFV, im Nachwuchsbereich oder bei den Frauen, werden im Futsal-Format ausgetragen. So wird es mittlerweile vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) vorgeschrieben. Unter anderem mit zwei Schiedsrichtern, Auslinien statt Banden, Handballtoren und einem kleineren Ball, der weniger springt. Zudem gibt es ab dem sechsten Mannschaftsfoul einen direkten Freistoß aus zehn Metern Entfernung. „Futsal ist die bessere Hallenvariante“, sagt Ziebarth. „Beim Hallenfußball ist mehr los. Es gibt richtigen Körpereinsatz“, sagt Schumann. Damit begründen Kritiker jedoch ihre Ablehnung des Hallenfußballs. Vor allem das Einsteigen an der Bande stört sie. „Körpereinsatz ist doch nicht automatisch unfair“, hält Schumann dagegen.

Futsal gibt es seit bald 90 Jahren, hatte seine Anfänge in Südamerika. In Brasilien existieren seit den 1950er Jahren Ligen, die erste Weltmeisterschaft fand 1989 statt. An Deutschland rollte der Futsal-Ball stets vorbei. „Der DFB hat das Thema lange verschlafen“, sagt Ziebarth. Erst seit 2016 besteht eine Nationalmannschaft. Die besten deutschen Teams spielen derzeit in mehreren regionalen Ligen, eine eingleisige oberste Spielklasse soll 2020 eingeführt werden. „Es ist eine Frage der Zeit, wann der Hallenfußball komplett vom Futsal abgelöst wird“, sagt Ziebarth. Er rechnet in zwei bis drei Jahren damit. Allein schon deshalb, weil Kinder und Jugendliche nur noch diese Art des Hallenspiels kennenlernen. Ein Gegner des Hallenfußballs ist Ziebarth aber nicht. Für Sonntag hat er sich einen festen Termin eingetragen: Endrunde der Berlin-Liga in der Sporthalle Charlottenburg.

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