Schach-WM: Zehn Remis - aber trotzdem Hochspannung
So viele Unentschieden wie diesmal gab es zum Start einer Schach-WM noch nie. Langweilig ist das nicht. Dank wilder Manöver und Dramatik. Ein Kommentar.
Zehn Remis hintereinander! Das gab es zu Beginn einer Schach-WM noch nie. Den bisherigen Weltrekord nach acht Partien hielten Garri Kasparow und Viswanathan Anand 1995 in New York. Die längste Remis-Serie wiederum wurde 1984 in Moskau zwischen Kasparow und Anatoli Karpow gespielt, siebzehn Mal in Folge, doch da führte Karpow bereits mit 4:0. Vor zwei Jahren, als Magnus Carlsen seinen Titel gegen Sergei Karjakin verteidigte, ging es mit sieben Remis los. Nun also zehn, gegen den wahrlich ebenbürtigen Fabiano Caruana.
Sollten die nächsten beiden Partien auch unentschieden enden, kommt es zum Tiebreak. Dazu gehören vier Schnellschach- und bis zu vier Blitzpartien. Ist dann immer noch keine Entscheidung gefallen, folgt eine Armageddon-Partie. In diesem Format muss der Spieler mit den weißen Steinen gewinnen, er erhält aber eine Minute mehr Bedenkzeit als der Spieler mit den schwarzen Steinen, dem ein Remis für den Wettkampf-Sieg reicht.
Intuition gegen Berechnung
Unentschieden – das klingt nach Langeweile, Ideenlosigkeit, einem gegenseitigen Belauern. Bei Carlsen und Caruana aber ist das Gegenteil der Fall. Viele Partien verliefen wild, ja dramatisch, alle Stellungen wurden ausgereizt, bis wirklich nichts mehr ging. Sollte tatsächlich ein Tiebreak erforderlich sein, wäre Carlsen der klare Favorit. Er versteht das Spiel intuitiv, während Caruanas Stärke die Berechnung ist. Je kürzer die Bedenkzeit, desto größer die Vorteile für den Bauchspieler. Doch auch beim Schach entscheidet am Ende die Tagesform. Ein wacher Moment, ein geniales Manöver, und schon wird jede Prognose widerlegt.
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