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Ausgeschlossen. Die russische Nationalflagge wird bei der am Freitag beginnenden Leichtathletik-WM in Doha nicht wehen.
© Jan Woitas/dpa

Leichtathletik-Verband bleibt gesperrt: WM 2019 ohne Russland – aber mit russischen Athleten

Der Weltverband IAAF entschied am Montag, den Bann nicht aufzuheben. Trotzdem dürfen Teilnehmer aus Russland an den Wettkämpfen teilnehmen.

Keine Gnade: Der russische Leichtathletik-Verband bleibt gesperrt, die vagen Hoffnungen der Athleten auf einen WM-Start unter der Nationalflagge haben sich erneut zerschlagen. Das entschied das Council des Weltverbandes IAAF am Montag auf seiner Sitzung in der WM-Gastgeberstadt Doha. „Es kann ganz klar gesagt werden, dass Russland die Bedingungen für eine Wiederzulassung nicht erfüllt hat“, sagte Rune Andersen, Chef des IAAF-Inspektionsteams.

Auch bei der am Freitag in der Hauptstadt Katars beginnenden WM müssen die 29 nominierten Russen unter neutraler Flagge starten. Die IAAF ist die letzte internationale Sportorganisation, die den im November 2015 verfügten Bann Russlands noch nicht aufgehoben hat.

„Das hat mich nicht überrascht. Wir hatten eine lange Diskussion im Council heute darüber“, sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe. Die Entscheidung sei schließlich einstimmig gefallen. Sie stütze sich auch auf die Daten, die der Weltverband von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA bekommen habe, sagte der norwegische Task-Force-Chef Andersen. „Wir haben die Fakten noch nicht, aber wir vertrauen den Informationen.“

Die Vorlage für den Weltverband hatte wenige Stunden zuvor die WADA aus Tokio geliefert: Innerhalb von drei Wochen müssen die Verantwortlichen in Russland auf die jüngsten Vorwürfe zu angeblichen Manipulationen im Moskauer Dopinglabor antworten.

„Sollte sich bewahrheiten, dass gefälschte Daten aus dem Moskauer Labor an die WADA übermittelt wurden, dann hat der russische Sport jegliches entgegengebrachte Vertrauen verspielt“, sagte Andrea Gotzmann, die Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur, der Deutschen Presse-Agentur.

Wenig überrascht. IAAF-Präsident Sebastian Coe vom Ausschluss Russlands.
Wenig überrascht. IAAF-Präsident Sebastian Coe vom Ausschluss Russlands.
© Stringer/AFP

Der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA und dem russischen Sportministerium seien Kopien der Berichte der WADA und von unabhängigen Experten zur Verfügung gestellt worden, teilte die WADA-Exekutive nach ihrer Sitzung in Tokio mit. In den Dokumenten seien „die fraglichen Widersprüche aufgeführt. Sie erhielten drei Wochen Zeit, um ihre Kommentare abzugeben, zusammen mit Antworten auf eine Liste mit spezifischen Fragen“, heißt es in dem Statement.

Allerdings hat es laut WADA auch „gute Fortschritte“ bei der Analyse der Moskauer Labordaten gegeben: „Bislang wurden bereits 47 Fälle identifiziert und Beweispakete an die zuständigen internationalen Sportverbände übermittelt.“

Das Internationale Olympische Komitee teilte auf dpa-Anfrage am Montag mit: „In Übereinstimmung mit den neuen WADA-Regularien, die seit April 2018 in Kraft sind, wird dieser Prozess von der Anti-Doping-Agentur durchgeführt, und das IOC respektiert dieses Vorgehen voll und ganz.“

Kreml reagiert zurückhaltend

Nach einer dreijährigen Sperre hatte die WADA den Bann am 20. September 2018 aufgehoben – mit der Auflage, dass Russland die Doping-Daten und -Proben aus den Jahren 2012 bis 2015 an die WADA übergibt. Dies ist aber erst nach einigem Zögern geschehen.

Der russische Sportminister Pawel Kolobkow betonte, ausländische wie russische Experten würden in dem Fall zusammenarbeiten. „Wie werden weiterhin alles machen, um jede Unterstützung von unserer Seite zu garantieren“, sagte er. Der Kreml reagierte zurückhaltend. „Die WADA hat eine Reihe von Fragen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Jetzt müssen wir einfach warten.“

Was genau die WADA misstrauisch macht, geht aus den bisherigen Statements nicht hervor. Denkbar und möglich sind Manipulationen von Dopingproben, an Fläschchen, von Analysewerten sowie die Eintragung falscher Namen in Protokolle. Im Kern sollen aus positiven negative Testergebnisse werden – und damit keine Dopingfälle. (dpa)

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