zum Hauptinhalt
Leon Draisaitl ist der beste Eishockeyspieler der Welt. Auf den Start der neuen NHL-Saison blickt er erwartungsfroh.
© dpa/Marius Becker

NHL-Star Leon Draisait im Interview: „Wir haben dieses Jahr eine gute Chance“

Nach fünf Monaten Pause geht die NHL wieder los. Dabei werden viele Augen auf den Kölner Leon Draisaitl gerichtet sein - den besten Eishockeyspieler der Welt.

In der deutschen Nacht zum Donnerstag (4.00 Uhr MEZ) geht Leon Draisaitl wieder auf Torejagd in der NHL. Der Topscorer der vergangenen Saison trifft mit seinen Edmonton Oilers auf die Vancouver Canucks. Über die Vorteile der rein kanadischen Division in Corona-Zeiten, die Vorbereitung auf Duelle mit Achtjährigen und die Stanley-Cup-Chancen in diesem Jahr sprach der 25-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Herr Draisaitl, Sie sind ein großer Fan des 1. FC Köln. Was sagen Sie denn zur Abstiegsgefahr der Kölner und dem desolaten 0:5 in Freiburg?

Das war enttäuschend, aber ich hoffe natürlich, dass der FC am Ende der Saison den Klassenerhalt irgendwie schafft. Ich bin da relativ zuversichtlich, dass sie die Kurve kriegen werden.

In der langen NHL-Pause war Zeit für TV-Auftritte. In der Sendung „Klein gegen Groß“ haben Sie sich nur knapp gegen Ihren acht Jahre alten Herausforderer Anton behauptet. Wie haben Sie sich auf die Kniehebeläufe vorbereitet, um einer Blamage zu entgehen?

Vorbereitet eigentlich gar nicht, um ehrlich zu sein. Ich bin einfach mal drauf los gesprintet. Aber es war schon cool zu sehen, wie der Kleine fast gewonnen hat, vor allem war es sehr anstrengend. So eine Übung mache ich nicht tagtäglich, aber als Athlet sollte man ja einigermaßen fit sein, um so etwas überstehen zu können.

Wie sehr hätte es Sie gefuchst, wenn Sie verloren hätten?

Weniger. Eigentlich überhaupt nicht. Ich glaube, dass es eine Super-Sendung ist, und es einfach darum geht, dass die Zuschauer und die Teilnehmer Spaß haben. Ich hoffe, dass es dem kleinen Anton viel Spaß gemacht hat.

Nun geht es am Mittwoch endlich wieder los. Wie ist denn Ihre Form nach der fünf Monate langen Pause?

Es wird auf jeden Fall in den ersten paar Spielen nicht ganz so einfach sein. Es ist für jeden eine Umstellung. Ich glaube, dass alle ein bisschen Zeit brauchen werden, um wieder richtig in Fahrt zu kommen. Aber das ist das Spannende an der Saison: Dass man diese Zeit halt eigentlich nicht hat. Aber ich fühle mich gut.

Sie waren Topscorer und wertvollster Spieler in der vergangenen Saison. Wie schwierig ist es, eine so starke Saison zu wiederholen?

Mit Sicherheit sehr schwierig. Aber mir persönlich geht es um den Erfolg des Teams. Darauf liegt mein absoluter Fokus. Man muss immer ein bisschen aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in das Tore-, Punkte- und Assistspiel verfallen lässt, weil es wichtigere Sachen gibt als das.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]

Die NHL wird aufgrund der Corona-Krise in einem stark veränderten Modus ausgetragen. Was halten Sie von dieser Lösung?

Ich finde es super, wie die Divisionen ausgelegt worden sind, vor allem die kanadische Division natürlich. Sie ist sehr, sehr interessant für die Fans, für uns Spieler und für die Medien. Ich glaube, dass wir uns alle sehr auf die neue Saison freuen.

Was bedeutet es für das Eishockey in Kanada, dass die kanadischen Teams nur untereinander antreten?

Wenn es um die Gesundheit und die Reiserei in Corona-Zeiten geht, macht eine kanadische Division viele Dinge sehr viel einfacher. Von daher glaube ich, dass es insgesamt schon mal eine sehr smarte Idee ist. Ich kann mir vorstellen, dass sich neue Rivalitäten bilden werden. Und einige Rivalitäten, die vielleicht ein bisschen vergessen worden sind, leben neu auf, allein schon dadurch, dass wir so oft gegeneinander spielen. Ich glaube, da freut sich jeder drauf.

Wer ist für Sie der Titelfavorit?

Das ist schwierig zu sagen. Viele Teams haben sich enorm verstärkt, so wie wir auch. Ich glaube, dass es eine sehr interessante, eine sehr spannende Saison werden wird mit der reduzierten Anzahl an Spielen und der neuen Divisionsaufteilung. Die kanadische Division ist insgesamt sehr stark und ausgeglichen, alle Mannschaften haben eine echte Chance, die Playoffs zu erreichen. Natürlich hoffe ich, dass wir am Ende ganz oben stehen.

Wie schätzen Sie die Chancen der Oilers ein?

Gut. Ich glaube, dass wir uns verstärkt haben über den Sommer und auf dem Papier auf jeden Fall eine bessere Mannschaft haben. Wir müssen natürlich schauen, dass wir das aufs Eis bringen. Das ist immer die große Kunst. Wir hoffen, dass wir am Ende eine große Rolle spielen.

Wann haben Sie mit Edmonton eine realistische Chance auf den Stanley Cup?

Ich glaube, dass man jedes Jahr die Chance hat oder es anstrebt, den Stanley Cup zu gewinnen. Wir haben dieses Jahr eine gute Chance. Aber wir müssen es halt erst mal aufs Eis bringen und uns als Team finden, und das am besten so schnell wie möglich.

Einer der neuen Spieler bei den Oilers ist ihr alter Kumpel Dominik Kahun. Wie wird er das Team stärker machen?

Ich denke, vor allem mit seinem Spielwitz. Er ist ein sehr schlauer Spieler mit sehr großem Eishockey-Verständnis. Ich bin mir sicher, dass er uns sehr weiterhelfen wird.

Werden Sie in einer Reihe spielen?

Das wird man sehen. Ich denke, dass wir auf jeden Fall unsere Chance zusammen bekommen werden oder von Zeit zu Zeit zusammen spielen.

Mit der Erfahrung aus der Blase: Wie verändert sich ein Spiel ohne Zuschauer in der Halle?

Man muss seine Emotion, seine Motivation so ein bisschen selbst kreieren als Mannschaft und als Spieler. Die Mannschaft, die das am besten hinbekommt, wird es am Ende auch am leichtesten haben, ohne Fans zu spielen.

Sind Sie gut darin, diese Emotionen aus sich selbst herauszukitzeln?

Ich glaube, dass ich mich ganz gut selbst motivieren kann, ich brauche dafür nicht unbedingt Fans. Aber trotzdem spielen die Fans natürlich eine Riesenrolle. Das sollte man auch nicht vergessen, dass der Sport ohne Fans einfach nicht das Gleiche ist. Aber irgendwie muss es ja weitergehen. Ich hoffe natürlich, dass wir uns als Mannschaft da sehr gut drauf vorbereiten können.

In der Blase gab es die Teamkollegen als Gesellschaft, es gab einen Food Court und verschiedene Unterhaltungsmöglichkeiten. Jetzt ist jeder für sich selbst verantwortlich und für die Gesundheit der anderen. Wie sieht Ihre Strategie aus für die nächsten Monate?

Zu Hause bleiben. Das ist die beste Strategie. Einfach so viele Orte oder Menschen vermeiden wie möglich. Und so viel Zeit wie möglich zu Hause verbringen.

Muss man sagen, dass das Team am besten abschneiden und die größten Chancen haben wird, das am vorsichtigsten ist und am wenigsten Ausfälle durch positive Tests haben wird?

Das kann auf jeden Fall eine große Rolle spielen. Teams, die gar keine oder nur wenige Covid-Fälle haben werden, können daraus einen Vorteil ziehen.

Werden Sie sich auf jeden Fall impfen lassen?

Das weiß ich noch nicht. Dazu habe ich noch keine Informationen. (dpa)

Zur Startseite