Union-Spieler Mario Eggimann: "Wir Familienväter halten zusammen"
Union Berlins Neuzugang Mario Eggimann spricht vor dem Saisonauftakt gegen den VfL Bochum im Interview über die Ambitionen beim 1. FC Union, Ottmar Hitzfeld und soziale Netzwerke.
Herr Eggimann, können Sie mit Druck umgehen?
Sehr gut sogar. Ich habe damit kein Problem. Warum?
Sie spielen mit dem 1. FC Union am Sonntag im Stadion An der Alten Försterei gegen den VfL Bochum (15.30 Uhr). Dessen Trainer Peter Neururer zählt Union genau wie viele andere Kollegen zu den Mitfavoriten um den Aufstieg in die Bundesliga. Ist das nicht irgendwie auch belastend?
Nein. Jeder ambitionierte Klub schiebt die Favoritenrolle erst einmal den anderen zu. So läuft das nun mal. Ich denke, Köln, Kaiserslautern, Fürth und Düsseldorf werden das Niveau in der Liga bestimmen. Auch Bochum könnte dabei sein, wenn es um die vorderen Plätze geht. Uns sehe ich ein wenig hinter diesen Teams.
Hinter dem VfL Bochum? Herr Eggimann, das klingt aber sehr nach Understatement.
Bochum hat am Ende der vergangenen Saison gezeigt, was sie leisten können. Der Verein war viele Jahre in der Bundesliga, hat eine große Tradition und viele Fans. Die wollen sicher nicht ewig in der Zweiten Liga festhängen.
Das gleiche könnte man über den 1. FC Union sagen.
Wir wissen, dass die Erwartungshaltung gestiegen ist. Das neue Stadion, die erfahrenen Neuzugänge und nicht zuletzt unsere Vorbereitung ohne Niederlage. Aber das alles garantiert nicht den Aufstieg.
Sie sind bereits mit dem Karlsruher SC aufgestiegen. Was braucht es, um am Ende oben zu stehen?
Vor allem eine gute Mischung. Sportlich wie menschlich. Es braucht Spaßvögel und Leute, die auch mal auf den Tisch hauen. In Karlsruhe waren wir eine Gruppe junger Kerle, alles Singles, die fast jeden Tag etwas zusammen unternommen haben. Bei Union sind wir jetzt eher eine Gruppe von Familienvätern, die zwar nicht mehr jeden Tag zusammen raus gehen, aber trotzdem über ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl verfügen. Am Ende kommt es aber vor allem auf eines an: Qualität.
Daran hat es beim 1. FC Union zuletzt vor allem im Defensivbereich gemangelt.
Das kann man so nicht sagen. Auf dem Feld muss die Balance zwischen den Mannschaftsteilen stimmen, sonst ist die Abwehr das schwächste Glied in der Kette. Verteidigen ist genauso Mannschaftsaufgabe wie angreifen.
"Wenn Hitzfeld mit dir redet, fühlst du dich danach zwei Klassen besser"
Sie sind als Neuzugang auf Anhieb zum Vizekapitän und in den Mannschaftsrat gewählt worden. Hat Sie das Vertrauen der Mitspieler überrascht?
Ja, ich hatte nicht damit gerechnet.
Gibt es so etwas wie natürliche Autorität?
Alles hängt davon ab, wie man sich gibt. Eine Mannschaft ist oft ein sensibles Gebilde. Die anderen Spieler merken sofort, ob sich einer verstellt oder authentisch ist. Ich habe viele Jahre in der Bundesliga gespielt, dazu im Europapokal und in der Nationalmannschaft. Aber das legitimiert mich noch lange nicht, hierher zu kommen und mich über den Rest zu stellen.
Wie stark unterscheidet sich der Führungsspieler Mario Eggimann vom Menschen Mario Eggimann?
Nicht so sehr. Ich bevorzuge die positive Ansprache, glaube an positive Energie. Es bringt wenig, seine Nebenleute übertrieben zusammenzufalten.
Ist das etwas, dass Sie von Ottmar Hitzfeld übernommen haben, unter dem Sie in der Schweizer Nationalmannschaft gespielt haben?
Ottmar Hitzfeld ist phänomenal. Er hat eine Art mit dir zu reden, dass du dich danach zwei Klassen besser fühlst als du tatsächlich bist. Das hat mich sehr beeindruckt.
Sie sind in den sozialen Netzwerken sehr aktiv, verfügen über eine eigene Homepage und pflegen Ihren Facebook-Account. Was ist Ihre Motivation dahinter?
Zuerst war es nur ein Experiment. Ich wollte sehen, wie die Leute reagieren. Als ich dann merkte, dass der Zuspruch sehr groß ist, habe ich weitergemacht. Ich glaube, viele Menschen haben ein Bedürfnis nach ungefilterten Nachrichten.
Nicht so einfach im heutigen Fußballgeschäft. Die Spieler sind viel vorsichtiger mit dem, was sie sagen.
Richtig, aber man muss vor allem die jüngeren Spieler auch verstehen. Das Medienaufkommen ist heute viel größer als noch vor fünfzehn Jahren als ich anfing. Wer heute etwas Unbedarftes sagt, kommt die nächsten Tage nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus.
Das Gespräch führte Sebastian Stier.
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