Füchse - Melsungen 30:28: Wir bleiben noch 'ne Nacht
Die Füchse Berlin ziehen nach einem 30:28 (15:13)-Sieg über Melsungen ins DHB-Pokalfinale ein – dort treffen sie am Sonntag auf die SG Flensburg-Handewitt.
An hohen sportlichen Feiertagen tauscht Bob Hanning seinen Pullover schon mal gegen elegantere Kleidung ein. So wie am Samstagabend. Da hatte sich der Manager der Füchse Berlin vor dem Gang in die Hamburger Arena für ein grünes Jacket entschieden, Grün für die Hoffnung, die Hoffnung auf den Einzug ins Finale um den Pokal des Deutschen Handball-Bundes (DHB). Zuletzt haben die Füchse dort vor genau 30 Jahren gestanden, als der Vorläufer des modernen Bundesliga-Teams noch in Reinickendorf beheimatet war.
Am Sonntag besitzen die Berliner nun die Chance, die Niederlage von 1984 gegen Großwallstadt zu tilgen und den ersten Titel der Vereinsgeschichte zu holen. In einem umkämpften Halbfinale vor 12.850 Zuschauern setzten sie sich am Samstagabend mit 30:28 (15:13) gegen die MT Melsungen durch. „Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft, wir haben einen großen Pokalfight verdient gewonnen“, sagte Trainer Dagur Sigurdsson. „Viele glauben es zwar nicht, aber wir sind fest überzeugt davon, dass wir auch das Finale gewinnen können“, ergänzte der Isländer. Im Endspiel am Sonntag (15 Uhr, live bei Sport) trifft sein Team auf die SG Flensburg-Handewitt, die im ersten Halbfinale die Rhein-Neckar Löwen mit 30:26 (16:12) bezwungen hatte.
Sigurdsson hatte gegen den Tabellennachbarn aus der Bundesliga zunächst seine auf dem Papier beste Formation aufs Feld geschickt, dazu zählte auch Pavel Horak. Allerdings war dem Tschechen seine sechswöchige Verletzungspause deutlich anzumerken, weshalb die Berliner früh zu rotieren begannen. „Wir haben eine Viertelstunde gebraucht, bis wir unseren Rhythmus hatten“, sagte Sigurdsson. Mit Kapitän Iker Romero wechselte er die bis dato fehlende Sicherheit ein, unter der Regie des Spaniers verwandelten die Füchse einen Zwei-Tore-Rückstand (7:9/22.) in eine Zwei-Tore-Führung zur Halbzeit. Mit der Pausensirene traf Romero zum 15:13. Sigurdsson hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 13 Spieler eingesetzt.
Paul Drux sorgte nach der Pause für eine Vier-Tore-Führung der Füchse
Nach der Pause sorgte der 19 Jahre junge Paul Drux für die erstmalige Vier-Tore-Führung seines Teams (19:15/35.). Überhaupt überzeugten die Nachwuchsspieler in den Reihen der Füchse, Drux erzielte auf der national denkbar größten Bühne drei Treffer, Rückraumkollege Fabian Wiede, auch erst 20 Jahre, steuerte sogar vier Treffer zum Erfolg bei. „Wir haben eine sehr gute Kollektiv-Leistung gezeigt“, sagte Coach Sigurdsson. Angefangen bei Nationaltorhüter Silvio Heinevetter, der nach Schwierigkeiten in Hälfte eins großartige Paraden zeigte, über einen aggressiv und gut arbeitenden Deckungsverbund bis hin zu lang und solide ausgespielten Angriffen bei eigenem Ballbesitz. „Die Torhüterleistung hat für mich den Ausschlag über Sieg und Niederlage gegeben“, sagt Melsungens Trainer Michael Roth.
Nach Romeros Treffer zum 28:24 fünf Minuten vor dem Ende schien die Partie gelaufen zu sein, in der Schlussphase wurde es allerdings noch einmal richtig spannend. Weil die Berliner einige Bälle leichtfertig herschenkten, und weil der bis dahin sichere Siebenmeterschütze Konstantin Igropulo beim Stand von 29:28 27 Sekunden vor Schluss zum ersten Mal an Mikael Appelgren im Melsunger Tor scheiterte. „Zum Glück haben wir uns den Abpraller gesichert, das war die entscheidende Situation“, sagte Igropulo. Quasi mit dem Schlusspfiff erzielte Paul Drux den Endstand.
„Jetzt schauen wir uns das Video vom anderen Halbfinale an, schneiden es zusammen und bereiten uns dann taktisch aufs Finale vor“, sagte Sigurdsson über die bevorstehende Abendplanung. Einen Vorteil haben die Füchse so oder so auf ihrer Seite: Selbst im Falle einer Finalniederlage ist den Berlinern ein Startplatz in der kommenden Europapokalsaison nicht mehr zu nehmen, weil Endspielgegner Flensburg bereits sicher für internationale Aufgaben qualifiziert ist. Hannings Jackett hat offenbar geholfen.