Füchse Berlin verlieren beim THW Kiel: Wieder nur Reisekosten
21:26 – auch im zehnten Anlauf verlieren die Füchse beim THW Kiel. Das Spiel gaben die Berliner vor allem in der Anfangsphase aus der Hand.
Die Statistik ist und bleibt verlässlich. Wenn die Füchse Berlin in Kiel antreten, produzieren sie in erster Linie Reisekosten und keine Punkte. Am Samstagabend ist der Berliner Handball-Bundesligist auch im zehnten Anlauf seit seinem Aufstieg bei dem Versuch gescheitert, Zählbares aus der Heimhalle des THW mitzunehmen. Im Spitzenspiel des 23. Spieltags unterlag die Mannschaft von Trainer Erlingur Richardsson beim Deutschen Rekordmeister mit 21:26 (10:14) und durfte sich doch sehr geärgert haben über den Ausgang. „Wir haben das Spiel in der ersten Phase verloren, der Rückstand war zu schnell zu hoch“, sagte Richardsson, „danach haben wir richtig gut gespielt.“
Die Kieler freuten sich hingegen über den Erfolg, der ihnen vorerst die Tabellenführung einbrachte, allerdings bei einer Partie Vorsprung auf die Rhein-Neckar Löwen. „Das waren ganz wichtige Punkte im Meisterschaftskampf, ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft“, sagte THW-Coach Alfred Gislason. Für die Füchse blieb immerhin der Trost, trotz Niederlage den für den Europapokal notwendigen fünften Tabellenplatz verteidigt zu haben, weil Verfolger HSG Wetzlar parallel bei der MT Melsungen unterlag.
Bei den Berlinern stand Hans Lindberg zum ersten Mal seit seinem Wechsel vom HSV Handball in der Startformation. Grundsätzlich würden sie die Anfangsphase aber am liebsten alsbald vergessen, weil nach zehn Minuten (Spielstand: 1:6) einiges darauf hindeutete, dass der Abend in einem Desaster enden hätte können: Kiels dänischer Nationaltorhüter Niklas Landin parierte fast jeden Ball und ermöglichte seinen Vorderleuten damit zahlreiche Ballgewinne und Gegenstöße, die sie auch souverän ins Ziel brachten. Am Ende des Tages wies Landin 23 Paraden und eine herausragende Quote von mehr als 50 Prozent gehaltener Bälle auf. „An Landin sind wir wirklich verzweifelt, das hat es uns schwer gemacht, noch einmal zurückzukommen“, sagte Berlins Rückraumspieler Paul Drux.
Silvio Heinevetter war ein starker Rückhalt
Auf der anderen Seite konnten sich die Füchse auch auf einen starken Rückhalt im Tor verlassen. Dass ihr Rückstand nicht noch früher noch höher ausfiel, war vor allem ein Verdienst von Silvio Heinevetter. Der zuletzt so kritisierte Torhüter machte von der ersten Minute an einen hochmotivierten Eindruck, meckerte und schimpfte und tobte wie zu besten Zeiten und hielt auch dementsprechend. Ohne Heinevetters Paraden wäre das Spiel bereits zur Pause entschieden gewesen. So betrug der Vorsprung der Kieler lediglich vier Treffer (14:10).
Nach dem Seitenwechsel zeigten die Füchse eine wesentlich seriösere und konzentriertere Leistung als zu Beginn der Partie und ließen sich nicht vom Gegner überrennen. Kurzzeitig hatte es den Anschein, als würden die Kieler ein wenig von der Sicherheit verlieren, die sie über weite Strecken der ersten Halbzeit ausgezeichnet hatte, ihren Vorsprung konnten sie lange Zeit nicht ausbauen.
Immer, wenn es einigermaßen eng wurde, wusste Kiels Trainer Alfred Gislason aber auch die Trümpfe auszuspielen, die sein um vier Stammspieler dezimierter, aber eben noch immer erstklassiger Kader hergibt. Vor allem auf den ehemaligen Welthandballer Domagoj Duvnjak und dessen Übersicht war in umkämpften Phasen wieder einmal Verlass. Beste Werfer der Begegnung waren Petar Nenadic auf Berliner Seite (sechs Tore) und Igor Anic auf Kieler mit fünf Treffern. „Insgesamt bin ich zufrieden. Wir wissen alle, wie schwer es ist, in Kiel zu gewinnen“, sagte Richardsson abschließend. Dazu braucht man nun wirklich keine Statistik.