Bundestrainer kann seinen Job behalten: Wie immer – Joachim Löw darf weitermachen
Joachim Löw hat seinen Job als Bundestrainer nochmal gerettet, die DFB-Spitze stützt ihn. Dabei hätte es durchaus zwei Alternativen zu ihm gegeben.
Diesen einen Tag länger wollten sie wohl nicht mehr warten. Sie, die Herren an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), oder eben Joachim Löw selbst, der sich diesem Gremium in dieser Woche erklären sollte. Nun ist es schon am Montag zu einer wenig überraschenden Entscheidung gekommen. Der 60 Jahre alte Bundestrainer darf trotz großer Rückschläge zuletzt sein Amt weiter ausüben.
Eigentlich war das Gipfeltreffen erst für diesen Dienstag geplant gewesen. Doch bereits am Montag waren die Verbandsspitze und Löw in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main zusammengekommen. Neben dem Bundestrainer waren DFB-Präsident Fritz Keller, der für die Nationalteams verantwortliche DFB- Direktor Oliver Bierhoff, die Vizepräsidenten Peter Peters und Rainer Koch sowie DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge anwesend. Aus dem DFB-Präsidialausschuss, der über alle wichtigen Personalien befindet, fehlte nur Generalsekretär Friedrich Curtius. Im Anschluss folgte dann in einer Telefonkonferenz das DFB-Präsidium der Empfehlung des Präsidialausschusses.
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„Es besteht die feste Überzeugung, dass Joachim Löw und sein Trainerteam trotz einer für alle herausfordernden Situation erfolgreiche Spiele und Ergebnisse liefern werden. Der Bundestrainer wird alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um mit der Mannschaft eine begeisternde EM 2021 zu spielen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes.
Löw hatte sich in den vergangenen Tagen nach dem verstörenden 0:6-Debakel gegen Spanien in Sevilla komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Die Verbandsspitze um Keller hatte dem Bundestrainer zunächst die „zeitliche und emotionale Distanz“ eingeräumt, die aktuelle sportliche Situation in Ruhe aufzuarbeiten. Am Freitag sollte dann Bierhoff dem Präsidium die Ergebnisse der Analyse vorstellen. Dazu kommt es nun nicht mehr.
Dass Löw ein halbes Jahr vor der Europameisterschaft im kommenden Sommer hinwirft, hatten ohnehin die allermeisten Personen aus dem direkten Umfeld der Nationalmannschaft für unwahrscheinlich gehalten. Dafür hätte es frühere und bessere Zeitpunkte gegeben. Ob nach dem WM-Gewinn 2014 oder aber nach der Blamage bei der WM vier Jahre später.
Löws Vertrag läuft bis nach der WM 2022 in Katar
Oliver Bierhoff hatte Löw noch in der schlimmen Nacht von Sevilla Rückendeckung gegeben. „Das Vertrauen ist da, daran ändert auch dieses Spiel nichts“, hatte der 52-Jährige gesagt. Und auch Keller hatte sich anfangs dafür ausgesprochen, den „steinigen“ Weg mit einem jungen Team im Umbruch fortzuführen.
Löws Vertrag als Bundestrainer läuft offiziell bis nach der WM 2022 in Katar. Darauf hatte sich noch das alte Präsidium um den früheren DFB-Chef Reinhard Grindel kurz vor der WM 2018 in Russland verständigt. Das Turnier endete anschließend mit einem desaströsen Vorrundenaus des Titelverteidigers.
Genau genommen hat sich seit dem WM-Debakel vor zwei Jahren nicht wirklich viel zum Guten gewendet. Löw leitete danach einen Umbruch ein, der anfangs wenig konsequent war und im Frühjahr 2019 überkandidelt in der Ausbootung dreier Weltmeister (Hummels, Boateng, Müller) mündete. Bis heute gilt dies als unklug und hat viele Debatten ausgelöst. Löw und die DFB-Spitze sehen das offenbar anders. Man sei vielmehr willens, „den seit März 2019 eingeschlagenen Weg der Erneuerung (…) uneingeschränkt fortzusetzen“, heißt es in der Pressemitteilung. „Die Mitglieder des Präsidialausschusses stellten übereinstimmend fest, dass die hochqualitative Arbeit des Trainerstabes, das intakte Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer sowie ein klares Konzept für das bisherige und weitere Vorgehen zählen.“
Tatsächlich hat es kaum eine sportliche Fortentwicklung des umgekrempelten Teams gegeben. In den jüngsten Länderspielen wurde zudem immer offensichtlicher, dass Löw nicht das Optimum aus dieser durchaus spannenden Mannschaft mit einigen vielversprechenden jungen Talenten herauszuholen vermag.
Nicht von ungefähr sind Löws Beliebtheitswerte bei den Fans rapide gesunken. Die wenigsten glauben daran, dass er noch der Richtige ist. Hinzu kommt, dass das Image der Nationalmannschaft seit fünf Jahren immer schlechter geworden ist. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ verschlechterte sich der Image-Wert der Mannschaft von 1,78 im Sommer 2015 auf 3,84 im November 2020. Auch die Identifikation der Fans mit dem DFB-Team hat stark gelitten. Die FAZ bezieht sich auf eine Umfrage von SLC Management unter 5300 registrierten Fans und Sympathisanten, die den Angaben nach regelmäßig an Befragungen rund um ihren Verein, die Bundesliga und die Nationalmannschaft teilnehmen.