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Unantastbar. Den Berliner um Duda war am Freitagabend nicht beizukommen.
© Soeren Stache/dpa

2:0 gegen den FC Bayern: Wie Hertha BSC den Rekordmeister schlug

Hertha BSC ist im ausverkauften Olympiastadion unaufhaltsam und siegt gegen Bayern München verdient 2:0.

In der Pause wurden im Berliner Olympiastadion die nostalgischen Gefühle der Fans von Hertha BSC bedient. Zur Feier des Tages spielte die Stadionregie ein paar Evergreens aus dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends ein, „Hey, was geht ab?“ von den Atzen zum Beispiel, die inoffizielle Hymne der Saison 2008/09, als Berlin mal kurzzeitig von der Meisterschaft träumen durfte – und Hertha BSC zum vorerst letzten Mal gegen den FC Bayern München gewinnen konnte. Das Lied traf am Freitagabend auf den passenden Resonanzboden. Zur Pause führte der Berliner Fußball-Bundesligist 2:0 gegen den Rekordmeister aus München, wieder durfte die Hertha-Gemeinde träumen. Und diesmal gingen die Träume sogar in Erfüllung. Das 2:0 (2:0) war der erste Sieg gegen die Bayern nach 14 vergeblichen Versuchen.

Es war ein bisschen wie Weihnachten – und das schon vor dem Anpfiff. Zur Verlesung der Mannschaftsaufstellung wurde im Olympiastadion das Licht ausgeschaltet, die digitalen Werbebanden leuchteten, dazu die Blitzlichter der Handykameras, und dann sang Frank Zander vor der Ostkurve seine Weise zum Fest. Im ausverkauften Olympiastadion wurde die Stimmung nun richtig euphorisch – und das übertrug sich auch auf die Mannschaft, die von der ersten Minute keine Scheu und gar keine Angst vor den angeblich übermächtigen Bayern zeigten. Im Gegenteil: Hertha hatte richtig Bock auf das Spiel und die besondere Herausforderung.

Plattenhardt sitzt nur auf der Bank

Etwas überraschend stand Maximilian Mittelstädt in der Startelf – für Marvin Plattenhardt, was laut Trainer Pal Dardai jedoch keine sportlichen Gründe hatte, sondern eine Vorsichtsmaßnahme war. Per Skjelbred übernahm den Platz im defensiven Mittelfeld, Salon Kalou kehrte in die Startelf zurück, und Thomas Kraft ersetzte den angeschlagenen Rune Jarstein im Tor. Der frühere Münchner erlebte einen überraschend ereignisarmen Abend.

Die Bayern lieben das Spiel in den Zwischenräumen. Die aber wurden von Hertha einfach wegrationalisiert, mit viel Laufarbeit und einer guten Organisation. Skjelbred wirkte deutlich stringenter und weniger fahrig als Lustenberger bei der Niederlage in Bremen gewesen war. Es war trotzdem keine reine Abwehrschlacht der Berliner, weil sie auch selbst immer wieder Mut zu Kombinationen hatte. Vor allem Salomon Kalou hatte sichtlich Spaß an diesem Abend.

Heimsieg. Ondrej Duda freut sich mit seinen Mitspielern.
Heimsieg. Ondrej Duda freut sich mit seinen Mitspielern.
© City-Press GbR

Die Münchner versuchten es immer wieder über Herthas rechte Abwehrseite, wo sie in Valentino Lazaro die vermeintliche Schwachstelle ausgemacht hatten. Der Österreicher hatte es in der Tat schwer, weil er oft auf sich allein gestellt war. Allzu viele klare Torchancen aber erspielten sich die Bayern nicht. Die beste der ersten Halbzeit vergab Arjen Robben, der den Ball aus fünf Metern über die Latte jagte.

Herthas erste Gelegenheit Mitte der ersten Hälfte war kaum weniger hochwertig. Nach einer Flanke von Ondrej Duda zwang Kapitän Vedad Ibisevic Bayerns Torhüter Manuel Neuer mit seinem Kopfball zu einer Glanzparade, der Ball rollte aus dem Strafraum Richtung Seitenlinie, doch Jerome Boateng setzte aus unerfindlichen Gründen zur Grätsche an – und holte Kalou von den Beinen. Auch in Herthas sechstem Saisonspiel gab es also wieder den obligatorischen Elfmeter, zum ersten Mal allerdings für die Berliner. Ibisevic verwandelte sicher zum 1:0.

Duda trifft schon wieder: Fünftes Saisontor

Wie vor einer Woche gegen Gladbach wäre fast im Gegenzug der Ausgleich gefallen, diesmal gegen Hertha, aber Joshua Kimmich scheiterte mit seinem Schuss an der Hacke seines Kollegen Franck Ribéry. Sonst aber hielten die Berliner die Bayern weitgehend aus ihrem Strafraum fern. Und dass sie inzwischen nicht nur eifrig gegen den Ball arbeiten, sondern auch geschmeidig mit ihm umzugehen wissen, zeigten sie unmittelbar vor der Pause. Der starke Kalou spielte Lazaro frei, dessen Rückpass fast von der Torauslinie vollendete Duda mit seinem fünften Saisontreffer zum 2:0.

Natürlich nahm der Druck der Münchner in der zweiten Hälfte zu. Thomas Müller kam früh für den unauffälligen Robben, später auch noch Serge Gnabry und Sandro Wagner; aber um Hertha in echte Nöte zu bringen, mangelte es den Bayern an Präzision, einem klaren Plan und ein wenig auch an echter Überzeugung. Die seltenen guten Chancen vergaben die Münchner eher kläglich. Immerhin konnten sie Herthas Sturm an die Tabellenspitze gerade noch verhindern. Dazu fehlte den Berlinern noch ein Tor.

Stefan Hermanns

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