Coronavirus und die Folgen: Wie es mit dem Fußball weitergehen könnte
Sollte 2020 tatsächlich kein Fußball auf professioneller Ebene mehr gespielt werden können, wäre das auch die Chance für einen Neuanfang. Ein Kommentar.
Der Fußball kommt ganz zum Schluss, meint der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit und geht fest davon aus, dass erst im nächsten Jahr wieder gespielt werden kann. Im Moment hofft die Deutsche Fußball-Liga (DFL) noch, dass die Bundesliga schon in ein paar Wochen im Mai fortgesetzt werden kann. Notfalls ohne Zuschauer oder in Turnierform. Hauptsache, der Ball rollt.
Aber was, wenn das tatsächlich Wunschdenken bleibt? Wenn die Saison nicht beendet werden könnte und 2020 kein Spiel mehr stattfindet? Weil es einfach Wichtigeres als Profisport gibt? Glaubt man den von der DFL selbst heraufbeschworenen Untergangsszenarien war es das dann mit dem Fußball auf höchster Ebene, viele Vereine würden eine derart lange Pause wirtschaftlich nicht überstehen. Schon jetzt mussten einige Klubs der Dritten Liga zur Kurzarbeit übergehen.
Die Saison könnte künftig von Februar bis November gespielt werden
Trotzdem – und das darf als gesichert gelten – würde es 2021 irgendwie weitergehen. In welcher Form und mit welchen Klubs ist völlig offen. Vermutlich würde der Fußball bei einem Neustart erst zu Beginn des kommenden Jahres seinen Spielrhythmus auf das Kalenderjahr umstellen müssen. Auch im Hinblick auf die WM 2022 in Katar, die ja im Dezember stattfinden soll, wäre das durchaus sinnvoll.
Und so eine Saison von Februar bis November hätte durchaus ihren Charme. Zumindest in Deutschland würden dann endlich mehr Spiele bei angenehmen äußeren Bedingungen stattfinden. Fans und Profis dürfte es freuen, wenn sie nicht bei drei Grad, Wind und Regen ins Stadion müssten. Und das Fernsehen hätte plötzlich neue Möglichkeiten. Die Spiele könnten viel häufiger in den Abendstunden ausgetragen werden. In den Jahren ohne großes internationales Turnier gäbe es das Sommermärchen Bundesliga!
EM und WM, sofern sie nicht im Winter in Katar ausgetragen werden, kämen für viele Profis zu einem Zeitpunkt, zu dem sie körperlich in bestem Zustand wären. Erstmals zu sehen, wäre das schon beim EM-Turnier 2021. Ob es dann wirklich in der angedachten Form mit dem aufgeblähten Teilnehmerfeld und über fast fünf Wochen stattfinden muss, darüber darf der Fußball sich gern selbst Gedanken machen. Ein bisschen Besinnung auf das Spiel an sich, wäre sicherlich nicht verkehrt.
Wie wahrscheinlich das alles ist, kann niemand voraussagen. Der Fußball hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er sich in allererster Linie am Geld orientiert. Womöglich aber führt die Coronavirus-Pandemie nun zu einem zwangsweisen Umdenken. Im Moment gibt es Wichtigeres als Leistungssport. Damit auch der Fußball wieder wichtig wird, könnte er sich neu erfinden müssen. Nicht nur in Sachen Spielrhythmus – aber auch da.