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Schweigen für Hanau. Frankfurter und Salzburger Spieler gedenken der Opfer des Anschlags von Hanau.
© Arne Dedert/dpa

Ein Schritt gegen den Hass: Wie der Fußball mit Rassismus umgeht

Die Fans von Eintracht Frankfurt zeigen eindrucksvoll, was sie von Rassisten halten: nämlich gar nichts. Ihre Reaktion stimmt zuversichtlich. Ein Kommentar.

Den Moment der Bedächtigkeit nutzten einige dumme Menschen, um ihn mit dummen Parolen zu stören. Das ist, wenn viele Menschen im Land an einer Stelle zusammenkommen, leider nichts Neues.

Neu allerdings war am Donnerstagabend die Qualität, mit der die Mehrheit dem Hass entgegentrat: Die Zuschauer des Spiels Eintracht Frankfurt gegen RB Salzburg, die meinten, die Gedenkminute von Hanau akustisch zerstören zu müssen, wurden von 47.000 Menschen dafür mit „Nazis-raus“–Rufen bedacht.

Münster legt vor

Eine enorme, wegweisende Reaktion: Angesichts schrecklicher Ereignisse wie nun beim Anschlag von Hanau wird immer zurecht gefordert, dass die demokratische Gesellschaft aufsteht gegen den Hass. Im großen Stadion beim großen Profifußball macht sie das offensichtlich jetzt. Das ist die Erkenntnis der jüngsten Tage.

Der Fall aus dem Frankfurter Waldstadion hatte sein – imposantes – Vorspiel an der Hammer Straße in Münster. Als am Sonnabend beim Drittliga-Spiel der Preußen gegen die Würzburger Kickers der Gästespieler Leroy Kwadwo von einem Zuschauer mit rassistischen Rufen bedacht wurde, reagierten daraufhin die Münsteraner Zuschauerinnen und Zuschauer wie dann später in Frankfurt mit „Nazis-raus“-Rufen.

Applaus fürs Publikum. Die Eintracht-Spieler bedanken sich nach dem 4:1-Sieg gegen Salzburg vor dem Fanblock.
Applaus fürs Publikum. Die Eintracht-Spieler bedanken sich nach dem 4:1-Sieg gegen Salzburg vor dem Fanblock.
© Arne Dedert/dpa

Sie halfen den anwesenden Ordnungskräften im Zuschauerblock: Der Tatverdächtige von Münster konnte dank der Hilfe vieler Fans dingfest gemacht werden, seine Identität ist bekannt und er wurde inzwischen wegen „Volksverhetzung“ angezeigt. Der Mann bekam schon mal drei Jahre Stadionverbot – was allerdings noch sehr milde klingt.

Aber: Mit solchen Reaktionen und Aktionen wie nun in Frankfurt und in Münster wächst die schlanke Hoffung, dass bei den Tätern ein Unrechtsbewusstsein wächst. Und wenn das auch nicht passiert, dann wissen sie zumindest, dass sie im Fußballstadion keine Mehrheit finden. Das ist schon mal ein mittelgroßer Schritt, denn das Fußballstadion ist ja mindestens auch ein mittelgroßer Teil unserer Gesellschaft.

Claus Vetter

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