Nach Entscheidung des Weltmeisters: Wie auf den Rücktritt von Mesut Özil reagiert wird
Mesut Özil hat seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet und als Grund auch Rassismus genannt. Politiker kritisierten vor allem DBF-Chef Grindel – aber auch den 29-jährigen Weltmeister.
Nach wochenlanger Kritik an seinen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat Mesut Özil seinen Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verkündet. "Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, da ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre", schrieb Özil am Sonntag auf Twitter. Vor allem DFB-Chef Reinhard Grindel wurde vom 29-Jährigen scharf angegriffen.
Von mehreren Politikern wurde Özil in ersten Reaktionen in Schutz genommen. "Dass Özil geht, ist ein Armutszeugnis für unser Land. Werden wir jemals dazugehören? Meine Zweifel werden täglich größer. Darf ich das als Staatssekretärin sagen? Ist jedenfalls das, was ich fühle. Und das tut weh", schrieb Sawasan Chebli, die Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund.
Andere Politiker forderten sogar den Rücktritt von Grindel und Teammanager Oliver Bierhoff. "Der Rücktritt von Özil ist beschämend für das Land und erbärmlich für den DFB. Zurücktreten müssen eigentlich Bierhoff und Grindel, die sich nicht nur hinter Özil verstecken, sondern auch Ressentiments Vorschub geleistet und einen Spieler zum Freiwild gemacht haben", schrieb Cheblis Parteikollege und Bundestagsabgeordneter Frank Schwabe am Sonntagabend auf Twitter.
Die Grünen-Politikerin Renate Künast bezeichnete den Rücktritt Özils als "Dokument des Scheiterns". "Durch fehlendes Verständnis für familiäre Wurzeln des Einen, aber umgekehrt auch der sehr großen Sorge um die Menschenrechte in der Türkei", setzte Künast hinterher. Auch sie forderte sie den Rücktritt des DFB-Chefs.
Özdemir kritisiert Haltung von Özil
Auch an Özils Position wurde mitunter Kritik geübt. Etwa von Grünen-Politiker Cem Özdemir: "Es ist sehr bedauerlich, wie sich Özil jetzt äußert. Damit spielt er denen einen Steilpass zu, die unsere Demokratie ablehnen hier wie dort", sagte Özdemir nach den ersten zwei Stellungnahmen von Özil. Der Rücktritt des Nationalspielers stand zu diesem Zeitpunkt noch bevor.
Özdemir schrieb weiter: "Mit dem Alleinherrscher Erdogan zu posieren empfinde ich als respektlos denen gegenüber, die in der Türkei gegängelt werden oder willkürlich im Gefängnis sitzen. Respekt zolle ich nur Demokraten." Er sei froh, dass hier in Deutschland viele Deutsch-Türken leben, die sich gerade wegen ihrer Wurzeln für eine demokratische Türkei aussprächen. „Denen ist Mesut Özil in seiner Vorbildfunktion nicht gerecht geworden.“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Sebastian Steineke schrieb auf Twitter: "Ich finde es sehr schade, dass Özil bis zum Schluss, bei aller berechtigten Kritik die man auch am DFB äußern kann, nicht verstanden hat, was überhaupt das Problem an dem Foto mit Erdogan war. Über Gündogan, der sich früh erklärt hat, redet heute übrigens keiner mehr.
Zu den großen Kritikern Özils in den vergangenen Wochen und Monaten gehörte immer wieder Ex-Nationalspieler Mario Basler. Özil sei nicht der Führungsspieler, der er gerne sein möchte, sagte Basler noch während der WM-Gruppenphase in Russland. In Anspielung an die Dreiteilung von Özils Nachrichten postete er nach Özils Rücktritt auf Twitter einen Eintrag lediglich mit den Worten. "III/ III. Mach's gut, Mesut!" (mit dpa)