DFB-Pokal: Widmayer soll Hertha ins Viertelfinale führen
Der bisherige Assistent Rainer Widmayer empfängt seine Anweisungen nicht mehr von seinem bisherigen Chef und Vertrauten Markus Babbel, sondern von Manager Michael Preetz. Die Instruktionen lauten: Der Ein-Spiel-Trainer soll Hertha beruhigen und heute gegen Kaiserslautern gewinnen.
Mal angenommen, eine Firma feuert wenige Tage vor ihrem geschäftlichen Höhepunkt des Jahres ihren Chef. Und das nicht etwa, weil der Herr keinen Erfolg gehabt hätte, sondern vor allem weil er sich nicht länger an die Firma binden wollte. Das klingt abenteuerlich? Das ist Hertha BSC. Heute empfängt der Fußball-Bundesligist im Achtelfinale des DFB-Pokals den 1. FC Kaiserslautern (19 Uhr, live bei Sky). Zum ersten Mal seit zehn Jahren können die Berliner wieder ins Viertelfinale dieses Wettbewerbs vorrücken – doch ihren Cheftrainer haben sie nicht mehr für dieses wichtige Spiel. Nachdem Markus Babbel am Sonntag beurlaubt wurde, soll es nun dessen Assistent Rainer Widmayer richten.
Die Schlammschlacht der jüngsten Tage zwischen Babbel und Manager Michael Preetz hat bei Hertha tiefe Spuren hinterlassen. Wer nun wann was gesagt hat oder nicht, über all das will Widmayer nicht referieren vor dem „Riesenereignis“ am heutigen Mittwoch. Offensichtlich hat Manager Preetz, müde vom Theater um die Demission Babbels, seinen Interimstrainer genau instruiert. Als erstes sagt Widmayer: „Das Spiel gegen Kaiserslautern ist so wichtig, da will ich nicht in der Vergangenheit rumwälzen.“
Widmayer, der wackere Schwabe, schlägt sich ganz gut bei seinem ersten Auftritt überhaupt als hauptverantwortlicher Trainer. Weil der 44-Jährige seinen schwäbischen Zungenschlag geschickt zum Bonus macht und sich munter durchkalauert. „Ich weiß nicht, warum es schlimm sein soll, ein Schwabe zu sein“, sagt er. „Ich glaube, ein Schwabe kann auch Geld ausgeben.“ Nur: Da komme es dann darauf an, wem er das gebe. Manager Michael Preetz daneben lacht laut, endlich wird es mal lustig bei Hertha BSC, wo doch vor dem Spiel bei den Berlinern eher traurige Angespanntheit denn Frohsinn herrscht. Stichwort Geld: Nach sechs Jahren tritt Hertha erstmals im Pokal wieder daheim an, bei einem Weiterkommen gibt es eine „Summe im niedrigen siebenstelligen Bereich“, wie Preetz sagt, auf das marode Klubkonto.
Das Geld brauchen sie – egal ob mit Babbel, der bis Saisonende auf der Gehaltsliste steht, noch ein Rechtsstreit kommt oder nicht. Denn Nachfolger Michael Skibbe, der heute wohl zum letzten Mal Eskisehirspor betreut und womöglich schon am Donnerstag in Berlin vorgestellt wird, muss auch bezahlt werden, inklusive Ablösesumme. Dann wäre da ja noch das Transferfenster in der Winterpause. Hertha könnte Verstärkung gebrauchen – besonders in der Defensive, die vor dem Pokalspiel angeschlagen ist. Christian Lell (Muskelfaserriss) und Roman Hubnik (Adduktorenzerrung) drohen auszufallen, Andre Mijatovic (Bänderdehnung) konnte schon wieder trainieren, Maik Franz (Kreuzbandriss) fehlt ohnehin.
Wird schon irgendwie gut gehen, sagt Widmayer, der auch auf den gesperrten Raffael verzichten muss, wegen einer Pokalsperre aus der vergangenen Saison. Er werde sich etwas einfallen lassen. Wie fühlt man sich denn so, als Trainer für ein Spiel? „Ich bin ja nicht von gestern, der Verein wird seinen Weg einschlagen oder hat ihn schon seit ein, zwei Tagen eingeschlagen.“ Dann gibt es ein wenig Rückendeckung von Manager Preetz. Der Widmayer sei jemand, der Fußball „verkörpert“, und er stehe am Mittwoch an der Seitenlinie, „weil keiner die Mannschaft so gut kennt wie er“. Widmayer sagt, dass die Mannschaft am Montag „richtig erleichtert“ gewesen sei, als er in die Kabine kam.
Dann allerdings erzählt Widmayer von Markus Babbel, mit dem er ja auch schon beim VfB Stuttgart gearbeitet hat. Es sei doch völlig normal, dass er den Kontakt halte mit Babbel. Er habe ihn darüber informiert, dass er die Mannschaft im Pokal betreuen werde. Gleich, nachdem er mit Preetz gesprochen habe. Über so etwas lacht Michael Preetz natürlich nicht.
Was hat Widmayer zu verlieren? Weitergehen wird es kaum als Cheftrainer. Auch nicht, wenn Herthas Geschäftshöhepunkt des Jahres mit einem Gewinn endet.