Max Kruse verlässt Borussia Mönchengladbach: Wichtig fürs Gefüge
Borussia Mönchengladbach reagiert gelassen auf den Weggang von Max Kruse. Der Offensivspieler hält das System der Favre-Elf in Bewegung - Sportdirektor Max Eberl will ihn trotzdem nicht um jeden Preis halten.
An diesem Samstag bestreitet Borussia Mönchengladbach eines der wichtigeren Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte: Es geht um Platz drei in der Fußball-Bundesliga. Vor allem aber geht es um sehr viel Geld, wenn die Gladbacher Bayer Leverkusen empfangen. Gewinnen sie, dürften sie Platz drei und damit die Gruppenphase der Champions League so gut wie sicher haben; verlieren sie, droht ihnen wie vor drei Jahren die Teilnahme an den Play-offs und möglicherweise erneut der Abstieg in die weit weniger lukrative Europa League. Angesichts dieser Konstellation spielen andere Themen für die Gladbacher im Moment nur eine nachrangige Rolle. Das gilt auch für den Abschied von Max Kruse, dem besten Torschützen und Vorbereiter des Klubs.
Mehrere Medien haben gestern als fix vermeldet, was seit Tagen geraunt wird. Dank einer Ausstiegsklausel wechselt Kruse für zwölf Millionen Euro zum VfL Wolfsburg; er wird dort einen Vierjahresvertrag unterschreiben und soll fünf Millionen Euro pro Jahr verdienen. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus. „Stand heute gibt es da nichts“, sagte Borussias Sportdirektor Max Eberl. „Ich bin auch gar nicht erpicht, großartig nachzufragen, weil unser Spiel am Samstag im Vordergrund steht.“
Sportdirektor Eberl lobt den abwanderungswilligen Kruse
Mit Kruse werden die Gladbacher nach Marco Reus, Dante, Marc-André ter Stegen und Christoph Kramer (im Sommer zurück nach Leverkusen) erneut einen wichtigen Spieler verlieren. Zehn Tore hat der 27-Jährige in dieser Saison erzielt, acht vorbereitet. Doch nicht allein darin liegt sein Wert begründet. Kruse ist als Stürmer mehr als ein reiner Vollstrecker. Er ist das Schwungrad, das bei den Gladbachern das ganze System in Bewegung und die Passmaschinerie in Gang hält. Kruse lümmelt nicht untätig im Strafraum herum; er ist überall auf dem Feld unterwegs und stets anspielbar.
Dazu hat er zuletzt auch wieder in seinem Fachgebiet überzeugt. Nachdem er mehr als ein halbes Jahr nicht mehr aus dem Spiel heraus getroffen hatte, erzielte er gegen Wolfsburg und Hertha BSC jeweils das wichtige 1:0 – mitten hinein in den ausufernden Trubel um seine persönliche Zukunft. „Das macht Max herausragend“, sagt Borussias Sportdirektor Eberl. „In den letzten zwei, drei Spielen konnte man ihm nichts anmerken und überhaupt nichts vorwerfen.“
"Habe bei ihm nicht nachgehakt"
Mindestens ebenso bemerkenswert ist, wie die Gladbacher auf den drohenden Verlust reagieren. Seit Wochen wird Kruse mit allen möglichen Großklubs von Schalke bis Dortmund, von Leverkusen bis Wolfsburg in Verbindung gebracht. Die Borussia aber scheint nicht einmal zu zucken. Kein Gejammer über die Konkurrenz, keine Verhandlungen mit Kruse. „Ich habe nicht bei ihm nachgehakt“, hat Eberl am Donnerstag gesagt, nachdem die Meldungen vom angeblichen Vollzug des Wechsels auf dem Markt waren. Sollten Kruse und sein neuer Berater die Nachrichten vom Interesse der Konkurrenz bewusst lanciert haben, um die Gladbacher aufzuschrecken und eine höhere Gage rauszuschlagen, so sind diese Bemühungen komplett ins Leere gelaufen.
Finanziell steht die Borussia glänzend da. Der Klub hat gerade den höchsten Umsatz und den zweithöchsten Gewinn seiner Geschichte vermeldet. Trotzdem sind die Gladbacher nicht bereit, verrückte Dinge zu machen. Und als verrückt empfänden sie es offenbar, Kruses Gehalt trotz laufenden Vertrags einfach mal kräftig aufzustocken. Es würde nämlich vor allem dazu führen, dass auch andere Spieler sich plötzlich unterbezahlt fühlten und das gesunde Gehaltsgefüge in kürzester Zeit aus dem Lot geriete.