Wie realistisch ist der direkte Wiederaufstieg?: Werder Bremen und das schlechte Timing
Es gibt per se keinen guten Zeitpunkt für einen Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Aber Werder Bremen hat den denkbar schlechtesten erwischt. Ein Kommentar.
Der Fußball hat manchmal schon einen seltsamen Sinn für Humor. Die Zeit von Werder Bremen in der Bundesliga endete am Samstag exakt so, wie sie im August 1981 begonnen hatte. Werders Gegner hieß – genau wie bei der Premiere – Borussia Mönchengladbach, und das Ergebnis lautete auch diesmal 2:4 aus Sicht der Gastgeber. Nur dass die Gladbacher vor 40 Jahren der Gastgeber gewesen waren.
Besser hätte Werders Rückkehr in der Bundesliga damals nicht laufen können. Gleich im ersten Jahr nach dem Aufstieg startete die Mannschaft in den Europapokal durch, und in den Jahren darauf wurde sie unter Trainer Otto Rehhagel ein echter Konkurrent für die großen Bayern. So etwas ist inzwischen nicht mal mehr utopisch. In Bremen wären sie schon froh, wenn sie – wie zu Beginn der Achtziger – nur ein Jahr in der Zweiten Liga verbringen müssten. Aber selbst das erscheint angesichts der Voraussetzungen in Bremen als illusorisch.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]
Für einen Abstieg gibt es nie einen guten Zeitpunkt. Aber einen schlechteren hätte Werder kaum erwischen können. Der Fußball ächzt unter den Folgen der Pandemie, der Transfermarkt befindet sich in einer Schockstarre, weil fast alle Klubs ihr Geld beisammen halten müssen. Und das ausgerechnet jetzt, da Werder mit inzwischen 75 Millionen Euro Verbindlichkeiten dringend auf Transfereinnahmen angewiesen ist.
Es wäre schön, wenn es das einzige Problem der Bremer wäre. Ist es aber nicht. Da gäbe es auch noch die fehlende Qualität im Kader, mit der sich die erhofften Erlöse wohl nur schwer erzielen lassen. Oder die offene Trainerstelle, in einer Zeit, in der gefühlt der halbe Profifußball einen Trainer sucht.
Und dass die Zweite Liga in der neuen Saison als die beste aller Zeiten gilt, ist für Werder auch kein Grund zur Freude. Im Gegenteil. Im Moment sollt es den Bremern eher Sorgen bereiten.