1. FC Union Berlin: Wenn Oliver Ruhnert zum Fluchen auf die Tribüne geht
Das uninspirierte 0:0 des Berliner Zweitligisten in Sandhausen hat einige Baustellen offenbart. An Neuzugang Robert Zulj lief das Spiel die meiste Zeit vorbei.
Oliver Ruhnert macht kein Geheimnis daraus, dass er seine Emotionen beim Fußball nicht immer im Griff hat. Der Manager des 1. FC Union saß deshalb beim Auswärtsspiel in Sandhausen nicht auf dem für ihn bereitgestellten Platz im VIP-Bereich. Vielmehr quetschte er sich zusammen mit Präsident Dirk Zingler an den äußersten rechten Rand der Pressetribüne im Hardtwald-Stadion. „Ich fluche halt gern. Ich setze mich da hin, wo ich fluchen kann“, sagte Ruhnert.
Grund zur Unzufriedenheit gab es für Ruhnert und Zingler beim 0:0 in Sandhausen jedenfalls genug. Die Verantwortlichen des Berliner Zweitligisten wirkten in der Schlussphase nicht gerade begeistert und hatten von ihrer Mannschaft, die vor der Begegnung zusammen mit dem 1. FC Köln die Tabelle anführte, deutlich mehr erwartet. Angesichts der Hilflosigkeit auf der Tribüne wünschte sich Ruhnert sogar den Einsatz von technischen Hilfsmitteln und meinte damit nicht den Videobeweis oder die Torlinientechnik. „Leider hat man nicht den Joystick, um den einen oder anderen zu bewegen, so wie an der Playstation“, scherzte Ruhnert.
So musste es Union am Tag nach dem ersten Pflichtspiel der Saison ohne eigenen Treffer mit herkömmlichen Mitteln versuchen. „Wir haben das Spiel länger als sonst analysiert. Wir haben nicht so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Idee nach vorn zu spielen, war eine andere“, erklärte Ruhnert. Mit dem Punkt in Sandhausen und acht Zählern nach vier Spielen kann Union aber ganz gut leben. Dass nach dem Trainerwechsel und dem mittelgroßen personellen Umbruch noch viel Arbeit auf das Team warten würde, war auch vor dem uninspirierten 0:0 klar.
Viel Konkurrenz im zentralen Mittelfeld
Einer der Hauptkritikpunkte war die schlechte Raumaufteilung. Die Spieler hätten zu weit auseinandergestanden und das hätte auch dazu geführt, dass Angreifer Sebastian Andersson kaum ins Spiel eingebunden war. Der Schwede hatte zuletzt in drei Pflichtspielen in Folge getroffen. In Sandhausen blieb es bei einer Großchance.
Kaum in Erscheinung trat ebenso Neuzugang Robert Zulj. Die Leihgabe der TSG Hoffenheim erlebte ein farbloses Startelf-Debüt. Lediglich ein kraftloser Schuss stand zu Buche. Kurz vor Schluss wurde er gegen Ex-Kapitän Felix Kroos ausgetauscht, den Zulj zumindest in Sandhausen auf die Bank verdrängt hatte. „Robert hat sich in den letzten zehn Tagen im Training von einer guten Seite gezeigt“, sagte Trainer Urs Fischer. „Robert hat gearbeitet. Für ihn gilt aber auch, dass er noch Luft nach oben hat.“ Allgemein bemängelte Fischer die mangelnde Präzision im Spiel nach vorne. In der nun anstehenden Länderspielpause soll nun an den Automatismen gearbeitet werden.
Bis zum nächsten Heimspiel am 14. September gegen das punkt- und torlose Schlusslicht MSV Duisburg kann sich auch Zulj weiter in Köpenick akklimatisieren. Der Konkurrenzkampf im zentralen offensiven Mittelfeld ist durch die Verpflichtung des Österreichers weiter gestiegen. Kroos wurde erst zehn Minuten vor Schluss eingewechselt und anders als zum Auftakt gegen Aue konnte er dem Spiel keine neue Richtung mehr geben. Noch deutlich schlechter sieht die Perspektive für Eroll Zejnullahu aus. „Es gibt im Kader nur Platz für 18 Spieler“, sagte Fischer angesprochen auf den bis zum Sommer an Sandhausen ausgeliehenen Berliner. Für Zejnullahu reicht es aktuell nicht mal dafür.